Dieser Kuß veraendert alles
die Wahrheit, wenn seine Mom ihm eine Frage stellt. Das gehört zu unserem Ehrenkodex."
"Was ist ein Ehrenkodex?"
Jodys Fragen störten Tate nicht. Er gab sich Mühe, jede zu beantworten. Zu viele seiner Fragen waren ignoriert worden, als er ein Junge war, und auf manche hatte er noch immer keine Antwort gefunden. Tate war heilfroh, dass Jody keine davon stellte. Das Verhalten von kleinen Mädchen war leicht zu erklären. Das von Frauen nicht.
Als Amy in ihr Zimmer zurückkehrte, nachdem sie Jody seine Gutenachtgeschichte vorgelesen hatte, saß Tate mit Karen auf dem Bett. Und, o Wunder, er war gerade dabei, ihr eine saubere Windel umzulegen. Amy überlegte, wann sie zum letzten Mal erlebt hatte, dass ein Mann so etwas von sich aus tat.
"Jody will später Cowboy werden", erklärte Tate, "und wenn er mit mir zum Pick-up geht, versucht er, so große Schritte zu machen wie ich." Er sah nicht hoch, bis er mit seiner Aufgabe fertig war.
"Ich fürchte, er wird schneller erwachsen werden, als wir wollen."
"Wir?"
"Er und ich." Sie musste lächeln. "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal erleben würde, wie Tate Harrison eine Windel wechselt."
"Ist doch nichts dabei. Stimmt's, Karen?" Er hob das Baby an die Schulter. "Gibt nur eins, das der alte Tate nicht für dich tun kann. Und das ist Stillen. Das muss Mom tun..." Er warf Amy einen belustigten Blick zu. "Aber wie's aussieht, werden die Milchkannen schon kleiner, also halt dich ran."
"Milchkannen?" Sie stemmte die Hände in die Seiten. "Nimm dich in acht, Cowboy."
"He, so reden wir Cowboys nun einmal." Er stapelte die Kissen ans Kopfteil, damit sie es bequem hatte, als sie sich zu ihm aufs Bett legte. "Du hast heute viel getan, Amy. Ich habe irgendwo gelesen, dass eine Geburt wie eine Operation ist. Man braucht eine Weile, bis man wieder fit ist."
"Wo hast du das gelesen?"
"In einer der Zeitschriften, die im Keller liegen." Er reichte ihr das Baby und legte die Hände auf die Knie, um aufzustehen.
"Bleib ruhig, Tate." Sie knöpfte ihr Nachthemd auf. "Wir haben kaum geredet, seit du..." Ihr Blick wurde sanft. "... mir zuletzt dabei zugesehen hast."
"Es macht dir nichts aus?" Er packte seine Knie ein wenig fester, als sie den letzten Knopf öffnete.
"Du hast alles gesehe n, was es zu sehen gibt. Mehr als mein Mann, um genau zu sein." Das blau geblümte Flanell glitt zur Seite und gab den Blick auf die runde, rosige Spitze frei. "Ich habe Jody im Krankenhaus bekommen. Kenny war nicht dabei."
"Nein?" Tate wollte nicht über Kenny reden. Nicht jetzt.
"Brauchst du ein Handtuch?"
"Ich habe eins." Sie klopfte aufs Bett, lud ihn ein, sich neben sie zu setzen.
Er legte eine Hand auf ihren Bauch und tastete nach der Schwellung. Er fand sie und massierte sie zärtlich. "Tut es noch weh? "
"Nicht mehr so sehr wie..." Ja, tu das. Oh, ja, Tate, hilf mir.
Eine Träne löste sich aus Amys Augenwinkel und glitt über die Wange. Tate sah es, und es brach ihm fast das Herz.
"Sie ist eingeschlafen", sagte Amy hastig. Er richtete sich auf, und Amy hielt sich das Nachthemd zu, um aufzustehen und Karen in ihr Körbchen zu legen.
Sie richtete sich langsam auf und drehte sich zu ihm um, verwirrt und weiteren Tränen nah.
"Würdest du mich eine Weile halten?" fragte sie.
"Natürlich." Er streckte die Arme nach ihr aus, und sie legte ihr Gesicht an seinen Hals. Er wusste, dass er keinen Gefühlsausbruch erwarten konnte. Dies war Amy. Sie geizte mit ihren Tränen. "Du hast an jemand anderen gedacht", flüsterte er.
"Nein." Sie schlang die Arme um seine Taille und seufzte.
"Ken hätte nie getan, was du in den letzten Tagen getan hast."
Sie schloss die Augen. Diesmal konnte er fühlen, wie sie zitterte.
"Hör auf zu weinen, Honey", bat er mit leiser Stimme.
"Ich kann nicht anders", schluchzte sie. "Ich muss weinen. Ist das nicht kindisch?"
Sie konnte sich nicht ausstehen, wenn sie so war. "Es gibt keinen Grund zu weinen, also höre ich jetzt auf. Siehst du?" Sie wischte sich mit der Hand übers Gesicht, bis er ein Papiertuch aus dem Karton auf dem Nachttisch nahm und es ihr gab.
Betrübt sah sie auf sein Hemd, als sie sich die Nase putzte.
"Ich habe dich ganz nass von den Tränen gemacht."
"Kein Problem. Weine ruhig. Es ist ganz natürlich, Honey."
So natürlich wie das Verlangen, das sie in ihm auslöste?
"Ja, das ist es wohl. Ich bilde mir immer ein, ich hätte es nicht nötig, aber offenbar..." Sie wedelte mit dem zerknüllten Papiertuch. "Es gibt nur eins, dessen
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