Dieser Sonntag hat's in sich
Pappkartons und
verstreuter Müll. Ich las die Namen von Schnellimbissen und billigen
Weinsorten. Als ich die hinteren Ecken untersuchte, fand ich zwei weitere Lager
aus Lumpen und Decken — der Raum war eine Art Schlafsaal.
Ich war in eines der Verstecke
gestolpert, die von den Obdachlosen im Park bewohnt werden. Dieses hier mußte
für die hier lebenden Menschen ein guter Fund gewesen sein: von einer Mauer
umgeben, trocken und — solange die berittene Polizei und das Parkpersonal ihr
Kommen und Gehen nicht bemerkten — recht schwer zu finden. Die Wächter würden
die Tür zwar bestimmt routinemäßig überprüfen, aber die Bewohner kannten
wahrscheinlich ihren Zeitplan und schlossen die Tür jeweils rechtzeitig. Wenn
sie vorsichtig waren, konnten sie wahrscheinlich ewig hier wohnen.
Ich hatte an diesem Morgen mehrere
Streichholzbriefchen aus meinem Motelzimmer eingesteckt. Ich fand sie in der
Tasche meiner Jeans und zündete die Kerze an. Das flackernde, rote Licht zeigte
den Raum in seiner ganzen Armseligkeit.
Wo die Pumpen aus dem Boden entfernt
worden waren, lagen Spanplatten auf dem Zement; die Steinwände hatten Risse und
waren mit Schimmel bedeckt; früher hatte eine Treppe in die oberen Stockwerke
geführt; sie war herausgerissen worden, und ihr zersplittertes Geländer ragte
wie ein Arm, dessen Hand grausam abgehackt worden war, herab. Die Temperatur in
diesem Raum schien einige Grad kälter zu sein als im Freien. Es roch nach
fettigem Essen und verfaulendem Abfall.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem
Müll auf dem Boden zu: Einwickelpapier, Flaschen, Tassen aus Styropor, benutzte
Spritzen, Dosen, Hühnerknochen, bis zur Unkenntlichkeit verrottete
Nahrungsmittel. Das meiste war wahrscheinlich schon verdorben gewesen, als es
hierhergebracht wurde: Der Parkverwalter, den ich bei All Souls kennengelernt
hatte, hatte mir erzählt, daß die Obdachlosen die Mülltonnen nach
Picknicküberresten durchstöberten; sie wühlten auch in den Abfällen nahe gelegener
Schnellrestaurants und Imbißstuben. Offensichtlich waren einige ihrer Funde so
ungenießbar, daß sie auch den hungrigsten Menschen nicht mehr lockten. Als ich
eine leere Dose mit Katzenfutter fand, schüttelte es mich bei dem Gedanken, daß
selbst Watney sich weigert, diesen Fraß zu verzehren.
Ich richtete mich auf und schaute mich
nochmals um. Es schien unwahrscheinlich, daß Wilkonson hierhergekommen sein
sollte. Vielleicht hatte ich mich nur deshalb auf die Windmühle konzentriert,
weil sie das einzige Gebäude war in der Nähe der Stelle, wo er sein Auto
geparkt hatte. Was gab es sonst noch in dieser Ecke des Parks?
Die Kläranlage. Sie war vermutlich rund
um die Uhr besetzt; vielleicht hatte er mit einem der Angestellten zu tun. In
der Nähe der Windmühle befand sich auch die Wohnung des Hausmeisters, aber wenn
er dorthin gewollt hätte, hätte er sein Auto besser in der langen Einfahrt
geparkt. Sonst gab’s hier nichts außer Wald zur einen Seite und Fußballfelder
zur anderen.
Es schien keinen Grund zu geben, warum
Wilkonson einen dieser Orte hätte aufsuchen wollen.
Hatte er gemerkt, daß er beschattet
wurde? Hatte er sein Auto hier stehenlassen, um mich abzuhängen? Nein, das
ergab auch keinen Sinn. Wenn er das hätte tun wollen, dann hätte er den
Ranchero in einer belebten Gegend, wo öffentliche Verkehrsmittel fuhren,
zurückgelassen. Dort hätte er leicht verschwinden und sein Fahrzeug ebenso
problemlos wieder abholen können. Warum sollte er in einem dunklen, abgelegenen
Teil des Parks verschwinden, wo es weit und breit keinen Taxistand und keine
Bushaltestelle gab? Ich durchstöberte den Raum erneut, drehte jede Decke, jeden
Lumpen und jedes Stück Abfall um; ich leerte jeden Papiersack und jeden
Pappkarton und versuchte eine Verbindung herzustellen zwischen Wilkonson und
den Bewohnern. Aber nichts darunter verriet mir etwas über die Menschen, die
hier hausten, außer, daß sie arm waren, schlecht aßen, viel tranken und daß
zumindest einer von ihnen drogensüchtig war. Unter dem letzten Berg schmutziger
Decken stieß ich auf eine Spanplatte, die hochgestemmt und nicht sehr
sorgfältig wieder zurückgebogen worden war. Darunter gab es eine etwa einen
halben Meter tiefe Grube, in der einst Maschinen installiert gewesen waren.
Jetzt lag dort eine Sechserpackung Colt 45 — Bob Choteaus Lieblingsmarke — und
eine weiße Papiertasche mit roter Aufschrift: ICH HABE IN DER NACHBARSCHAFT
EINGEKAUFT!
Es war die gleiche
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