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Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
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umgehen, und es war schön, die Fertigkeit rechtzeitig zum nötigen Zeitpunkt entwickelt zu haben.
    Stahl : Das war es, was Burdina auf Baskisch bedeutete . Ein Metall, das seinen wahren Charakter darstellte. Auf das Werkzeug bezogen ein Name, der ihm immer zugesagt hatte. Seltsam, es wollte ihm partout nichts einfallen, was er auch nur im Geringsten vermissen könnte, bis auf das ein oder andere Wort – beschlagnahmen . Vielleicht war es eine Schande, dass er sein Buch nie geschrieben hatte. Allein die Titel! Für seine Titel wäre Jackson Burdina zur Legende geworden.
    Mit der Logistik war es nicht ganz einfach, und irgendwann entdeckte er, dass er das beste Ergebnis erzielen würde (auch ein Wort, das er mochte, da es seinem pragmatischen Charakter so gut entsprach), wenn er das Schneidebrett auf den Frühstückstisch legte. Jackson schnallte sich den Gürtel auf und spielte mit dem Gedanken, seine Hose ganz auszuziehen, damit sie ihm nicht auf unwürdige Weise um die Fußgelenke hängen würde. Aber derlei Äußerlichkeiten waren nie seine Sorge gewesen. Was er zum Beispiel kochte, war männlich und derb, und er hielt nichts davon, ein Steak mit einer Kugel gefrorener Melonenbutter zu servieren oder den Fisch mit Nelken zu garnieren.
    Mit einer Hand zog er und mit der anderen hielt er das Hackmesser in die Höhe, dann ließ er mit einem einzigen sauberen Schlag die Klinge niedersausen, an Hühnerschenkeln lang erprobt. Es hatte eigentlich nicht melodramatisch sein wollen; die Geste war als Versicherung gedacht, als Garantie, dass es kein Zurück gäbe. Dennoch hatte der Anblick dieses knorpeligen, schrumpeligen Gebildes auf dem Schneidebrett etwas eigentümlich Befriedigendes. Rache , dachte er, und dann steckte er sich die Pistole in den Mund und drückte ab.

Kapitel 17
Shepherd Armstrong Knacker
Merrill Lynch Konto-Nr. 934 – 23F917
01. 01. 2006 – 31. 01. 2006
Gesamtnettowert des Portfolios: $ 3 492,57
    UNTERWEGS IN NÖRDLICHER Richtung auf dem West Side Highway, dachte Shep darüber nach, dass er sich öfter feuern lassen sollte. Tagsüber war so viel weniger Verkehr.
    Seine Nachbarin beim Autofahren vom Handy aus anzurufen war eigentlich rechtswidrig. Aber irgendetwas in ihm lief gerade aus dem Ruder. Jeder andere New Yorker ignorierte dieses Verbot, und Shep hatte keine Lust auf die Rolle der einzigen Ausnahme, die sich für die einzige Ausnahme hielt.
    Mit Nancy zu telefonieren war für ihn meist ein Horror. Sein ganzes Leben lang war er der Mann gewesen, den andere um Hilfe gebeten hatten, und als Bittsteller fühlte er sich unwohl. Auch wenn sie ihm immer gern einen Gefallen tat, war es eine Erleichterung, die arme Frau zu kontaktieren und sie ausnahmsweise vom Haken zu lassen. Mal wieder vollgepumpt mit Antibiotika, durfte Glynis jetzt nach Hause, und er konnte sie auf dem Heimweg nach Elmsford abholen. Nancy war so dankbar dafür, ihre Hilfe anbieten zu können, dass sie regelrecht enttäuscht klang, heute nicht zur Columbia-Presbyterian-Klinik fahren zu müssen. Solche Menschen waren heutzutage rar gesät. Herrgott, im Gegenzug hatte er nicht mal etwas bei Amway bestellt.
    Er hatte schon beschlossen, Glynis von seiner Kündigung nichts zu erzählen. Nancy hatte sich über seine plötzliche Freiheit mitten in der Woche gewundert. Glynis aber war so gleichgültig geworden gegenüber der Tatsache, dass er nebenbei noch einen Job hatte, dass er sich vielleicht gar nicht würde verstellen müssen.
    Denn Glynis hatte sich einer so vollendeten Selbstsucht überlassen, dass Beryl dagegen aussah wie die Ehrenvorsitzende von »Save the Children«. Sie kommandierte ihn herum, und er ließ sich von ihr herumkommandieren. Seltsam, was für eine Macht von der Krankheit ausging, die sich Glynis inzwischen nicht nur mit imperialer Überheblichkeit, sondern auch einem Hauch von Niedertracht zunutze machte. Es war anscheinend eine Art Rache, wobei seine totgeborene Unabhängigkeitserklärung namens Pemba nur ein Punkt auf ihrer langen Beschwerdeliste war. Auch früher schon hatte Shep das Gefühl gehabt, ein wenig unter ihrem Pantoffel zu stehen. Glynis hatte immer das Sagen gehabt, hatte immer ihren Willen bekommen, von den Vorhängen bis hin zu Zachs Schule. Auch wenn sie es selbst wahrscheinlich nie so gesehen hatte. Er gab sich alle Mühe, die Dinge aus der Sicht seiner Frau zu betrachten: Als geniale, aber unterschätzte Kunsthandwerkerin, die in einer konventionellen, paternalistischen Ehe gefangen

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