Diner des Grauens
Kopp. »Hab das Bein und ein paar Fotos von den Spuren rauf nach White Water zur Analyse g e schickt. Finge r abdrücke. Haarfasern. Solche Sachen. Führt wahrscheinlich zu nichts, ist aber den Versuch wert.« Er nahm einen Schluck aus seiner Tasse. »Was ist mit Ihnen? Irgendwelche Fortschritte in Ihrer Sache?«
»Wir arbeiten dran.«
»Naja, ich wäre dankbar, wenn Sie mich über alles, was Sie herausfinden, auf dem Laufenden hielten.« Er sah auf die Uhr. »Ihr Freund scheint ein bisschen spät dran zu sein. Er würde doch nicht versuchen, mir aus dem Weg zu gehen, oder?«
»Der kommt schon noch.«
»Ich schätze, da muss ich mich auf Sie verlassen, weil er Ihr Freund ist und Sie ihn besser kennen als ich.«
Loretta schenkte dem Sheriff nach. »Du wirst keinen Ärger mit den Jungs haben, Marshall. Das sind anständige Typen.«
»Ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln. Trotzdem wäre es nett, ihn mal zu treffen. Der Freundlichkeit ha l ber.«
Duke neigte den Kopf und lauschte. Ein leises Zischen – mehrere leise Zischlaute – drangen in sein übernatürlich feines Gehör. Er atmete tief durch seine sensiblen Nasenl ö cher ein. Da lag etwas in der Luft. Sogar für seine Sinne fast zu undeutlich. Es stank nach Verwesung, schwärzester Magie und Dämonen. Es war der unmissverständliche Geruch von Ghoulen.
Sämtliche Lichter im Diner flackerten.
»Verdammt«, fluchte Loretta.
Für einen Warnruf blieb keine Zeit. Duke warf seine Lede r jacke ab, als die Lichter ausgingen und Dunkelheit über das Diner fiel. Düstere Gestalten, eben noch außerhalb seiner Wahrnehmung, stürzten nun durch die Eingangst ü ren. Gla s scherben verteilten sich mit ohrenbetäubendem Klirren über das Linoleum. Duke verwandelte sich und zerfetzte dabei seine Kleidung. Zur Bestie zu werden dauerte nur Sekunden. Doch er war gerade mitten in di e sem Verwandlungsprozess, als sich die Schatten auf ihn stürzten.
Sheriff Kopp und Loretta kämpften immer noch mit der Dunkelheit. Der Sternenhimmel warf schwaches Licht durch die Fenster. Gerade genug, dass man den massigen Werwolf, der mit den Schatten rang, erkennen konnte.
Sie quollen und krochen über ihn. Er versuchte, einen davon zu greifen. Er glitt wie ein Brocken wässriger Gel a tine mit drei Schichten Schmieröl durch seine Finger. Das Ding krabbelte seinen Rücken hinauf und stieß Duke grob ein Messer zwischen die Rippen. Der Werwolf heulte auf, als ihn das Silber berührte. Der Ghoul drehte die Klinge und drückte sie tiefer hinein. Duke schrie gellend. Er wirbelte zuckend vor Schmerz in dem dun k len Raum herum. Der Ghoul glitt von ihm weg. Der Werwolf sank auf die Knie.
Die Ghoule glitschten durch das Diner, unter die Tische, über die Sitzecken und den Fliesenboden. Sheriff Kopp zog seinen Revolver und mühte sich ab, einen Schuss auf diese zischenden, glitschigen Dinger abzugeben. Eines davon stand kaum einen Meter von ihm entfernt. Er schaffte es trotzdem nicht, seinen Blick deutlich darauf zu richten. Wesentliche Punkte konnte er nicht erkennen. Was im einen Moment aussah wie ein Kopf, wurde im nächsten zu einem Arm, dann war es ein unförmiger Fuß oder mögl i cherweise ein Schwanz.
»Mach Licht!«, keuchte Duke zwischen zwei pfeifenden Atemzügen.
Loretta rannte in die Küche.
In der Dunkelheit waren Ghoule nicht vollkommen kö r pe r lich. Sie blieben in einem halb-materiellen Zustand, gerade substanzlos genug, dass sie gehörig nerven konnten, aber doch fest genug, um zu kratzen, zu beißen und zu stechen. Duke konnte die lebenden Schatten kaum um sich kreisen sehen und sich noch viel weniger gegen sie wehren.
Er zog das Silberbesteck aus seiner Seite und quiekte wie ein verletzter Welpe. Er warf das Messer weg. Ein ghoulischer Klumpen schnappte die Klinge.
Sie umzingelten den Werwolf, vollkommen desintere s siert an den menschlichen Insassen des Diners. Er stürzte sich auf den nächstbesten Ghoul. Seine bösartigen Krallen zerfetzten Kleidung, als der Schatten unter ihm hinwegglitt und ihm eine Gabel in den Oberschenkel stieß. Ein weiterer Ghoul glitt an seine Seite und rammte ein Messer in seine Schulter. Duke schnappte nach ihm und schmeckte das verweste Fleisch auf seiner Zunge. Aber nach dem Bruc h teil einer Sekunde, die es dauerte, seine Kiefer zu schli e ßen, schlossen sie sich um nichts als Luft. Das nächste Wesen aus verschwimmender Dunkelheit sauste vorbei und schlitzte Dukes Unterarm auf. Es war ein oberflächlicher Schnitt. Eigentlich
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