Dinner fuer drei Roman
anliegenden purpurfarbenen Hose und den hohen schwarzen Lederstiefeln sah er aus wie ein Prinz. Das Kostüm war eng, doch als er sich nach vorne beugte, um ein Stäubchen von einem seiner Stiefel abzuwischen, kam er zu dem Schluss, dass er schon schlimmere Kostüme hatte tragen müssen.
Als er eine Frau lachen hörte, wandte er den Kopf und sah Honey auf sich zukommen, obwohl es ein paar Sekunden dauerte, bis er tatsächlich registrierte, was er vor sich sah. Er presste grimmig die Lippen aufeinander. Er hätte es wissen müssen. Seit zwei Jahren blickte er regelmäßig in das zarte Gesicht mit dem unglaublichen Mund, doch war ihm bisher nicht bewusst gewesen, welche Schönheit die Kleine tatsächlich in sich barg.
Sie kam noch ein wenig näher und hob ebenfalls den Kopf. Leuchtend blaue Augen, feucht und glänzend, sogen seinen Anblick in sich auf und flehten ihn gleichzeitig an, ihre Schönheit zu erkennen. Sein Magen zog sich zusammen. Wenn er heute nicht ganz besonders vorsichtig war, dann war es sicher vollends um sie geschehen.
»Wie findest du es, Eric?«, fragte sie mit leiser Stimme. »Wie sehe ich aus?«
Er zuckte mit den Schultern und sah sie ausdruckslos an. »Okay. Auch wenn diese Perücke ein bisschen seltsam ist.«
Die Seifenblase platzte jäh.
Jack Swackhammer, für den dies seit seiner Wiedereinstellung die erste Folge war, trat zu ihnen in den Schatten der Eiche. »Honey, wir fangen mit dir auf der Schaukel an.« Er deutete in Richtung einer mit kitschigen purpurfarbenen Satinbändern
und schwülstigen lavendelfarbenen Tüllschleifen geschmückten Schaukel.
Honey gehorchte, ehe sie die Anweisungen der ersten Szene entgegennahm. Da es keinen Dialog gab, brauchte sie sich nur von Eric schaukeln zu lassen, doch sie war so angespannt, dass sie glaubte, zerbersten zu müssen, wenn er sie berührte.
»Das Ganze wird mit Orchestermusik unterlegt«, erklärte Jack. »Jede Menge Geigen, jede Menge Schmalz. Ray wird die Melodie abspielen, während wir drehen, damit ihr in die richtige Stimmung kommt.«
Vor lauter Peinlichkeit wäre sie am liebsten im Erdboden versunken, als aus den Lautsprechern plötzlich eine romantische Orchesterweise drang.
»Würdest du dich vielleicht endlich mal entspannen?«, knurrte Eric hinter ihr, als die Kameras zu laufen begannen.
Ihr Innerstes zog sich zusammen, als ihr klar wurde, dass sie zwar die Janie spielen konnte, jedoch keinen blassen Schimmer davon hatte, wie sie Janies Traum von sich selber wiedergeben sollte. »Ich bin entspannt«, zischte sie zurück. Wenigstens brachte sie, solange sie ihn nicht anzusehen brauchte, noch einen Ton heraus.
»Dein Rücken ist steif wie ein Brett«, beschwerte sich Eric.
Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so linkisch und unsicher gefühlt. Sie wusste genau, wer sie war, wenn sie in einer alten Jeans und mit ihrem grauenhaften Hundenapf-Haarschnitt herumlief, aber wer war dieses Wesen in dem Prinzessinnengewand?
»Kümmer du dich um deine Angelegenheiten, dann kümmere ich mich um die meinen«, erwiderte sie mit puterrotem Gesicht.
Er stieß sie unsanft an. »Wenn du das Ganze nicht ein bisschen locker angehst, wird es für uns alle sicher ein langer Nachmittag.«
»Es wird sowieso ein langer Nachmittag, allein schon, weil ich mit dir zusammenarbeiten muss.«
»Schnitt! Irgendwie seht ihr nicht so aus, als würdet ihr euch miteinander amüsieren«, erklärte Jack von seiner Position neben der ersten Kamera. »Außerdem scheint ihr vergessen zu haben, dass einige unserer Zuschauer von den Lippen ablesen.«
Sie beschloss, ihre Verlegenheit und ihre Unsicherheit hinter ihrer gewohnten Feindseligkeit zu verbergen. »Das Ganze ist doch wohl totaler Schwachsinn.«
Die Schaukel kam abrupt zum Stehen.
Jack raufte sich das schüttere Haar. »Jetzt beruhigen wir uns erst mal, und dann versuchen wir es einfach noch mal.«
Doch die nächste Aufnahme wurde - ebenso wie die übernächste - keinen Deut besser. Honey konnte sich ganz einfach nicht entspannen, und Eric war ihr auch keine Hilfe. Statt sich wie ein romantischer Jüngling zu verhalten, tat er, als würde er sie regelrecht verabscheuen, was wahrscheinlich auch der Fall war - nur brauchte er es ja nicht so offen zu zeigen. Hatte er wenigstens irgendwann mal eines ihrer Plätzchen probiert?
Jack wies Ray an, die Musik wieder abzustellen, und sah auf seine Uhr. Sie lagen bereits hinter dem Zeitplan zurück, was allein ihre Schuld war. Dieses Mal machte sie ihnen nicht
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