Dinner mit Rose
Matthew‹.«
»Ich weiß nicht recht, wie ich das verstehen soll.«
»Du solltest dich geschmeichelt fühlen. Stu fühlt sich nur zu gutaussehenden Männern hingezogen. Er ist furchtbar oberflächlich.«
Eine schläfrige Stille trat ein. Ich lag in seinen Armen und war rundum zufrieden. Die Scheite im Ofen knackten, und Spuds Rute klopfte ein oder zwei Mal auf den Boden, wenn er sich rührte und dann wieder einschlief. Ich spürte, wie Matts Brust sich hob und senkte, und seine rechte Hand ruhte warm auf meinem Bauch.
»Haben dich alle in Australien JD genannt?«, fragte er plötzlich.
»Eigentlich nur Stu«, erwiderte ich. »Und Graeme manchmal, wenn er besonders zufrieden mit mir war. Was nicht oft vorkam, wenn ich so darüber nachdenke.«
»Was hatte er denn an dir auszusetzen?«
Ich seufzte. »Kindischer Humor, das Brotmesser benutzen, um Käse zu schneiden, Nägel kauen, Jeans mit Löchern tragen, Angst davor haben, sich Ohrlöcher stechen zu lassen – solche Sachen eben.«
»Das Leben mit ihm muss ja ein Heidenspaß gewesen sein.«
»Ich übertreibe«, räumte ich ein. »Aber die letzten paar Monate waren alles andere als lustig.« In gewisser Weise war es eine Erleichterung gewesen, Graeme und Chrissie in flagranti zu ertappen. Es ist furchtbar, zu wissen, dass man dem Menschen auf die Nerven geht, der einen eigentlich lieben sollte, und keine Ahnung zu haben, warum sich alles geändert hatte oder wie man es wieder in Ordnung bringen könnte. Zumindest hatte das alles erklärt.
Matt sagte nichts, aber sein Arm schlang sich fester um meine Taille.
Ich wollte ihm erklären, dass das alles nicht wichtig war – dass Graeme und mich selbst zu unserer besten Zeit nicht die Art von Liebe verbunden hatte, von der die Dichter träumen; dass es außer Stu und Schuhgeschäften in Melbourne nichts gab, was ich vermisste. Aber er atmete tief aus, und sein Griff lockerte sich, als er in den Schlaf hinüberglitt. Wenn man mit einem Milchfarmer im August eine Unterhaltung führen will, empfiehlt es sich, nicht länger als dreißig Sekunden Schweigen aufkommen zu lassen. Außerdem wusste er all diese Dinge ohnehin schon. Ich verflocht meine Finger mit den seinen und schloss ebenfalls die Augen.
» Matthew Patrick! «, schrillte Hazel.
Ich schaltete augenblicklich von tief schlafend auf wacher als je zuvor in meinem Leben und sprang auf. Das erwies sich als Fehler; aufgrund des abrupten Wechsels von Horizontaler zu Vertikaler wurde mir schwarz vor Augen, und ich musste mich gegen den Tisch lehnen und den Kopf mit den Händen umfassen.
Matt bewies weitaus stärkere Nerven und litt überdies unter größerem Schlafmangel – er sprang nirgendwo hin, sondern runzelte nur die Stirn, öffnete ein Auge einen Spaltbreit und fragte: »Was ist?«
»Was tust du da?«, kreischte seine Mutter.
»Schlafen«, murmelte er und schlug das andere Auge auf. »Hi.«
»Und was würde Cilla wohl denken, wenn sie das sähe?«
»Oh, um Himmels willen«, stöhnte Matt. Er setzte sich auf, fuhr sich mit beiden Händen von hinten nach vorn durchs Haar und sah nun aus wie der exzentrische Professor aus Zurück in die Zukunft . »Ich habe Cilla seit Wochen nicht mehr gesehen.«
»Oh, Matthew «, jammerte seine Mutter. »Dieses entzückende Mädchen.« Und dann legte die Frau ihr schickes schwarzes Täschchen auf den Tisch neben mir und rang doch tatsächlich die Hände.
Ich kämpfte gegen einen äußerst unangemessenen Lachreiz an und musste mir fest auf die Unterlippe beißen. Matt wechselte über den Kopf seiner Mutter hinweg einen Blick mit mir und sagte betont ernst: »Keine Angst, Mutter. Diese hier ist auch entzückend.«
»Ja, natürlich«, erwiderte Hazel mechanisch, sank aber auf einen Stuhl, als könne sie sich unter der Wucht dieses Schlages nicht mehr auf den Beinen halten. »Ach, Matthew, ich wünschte, du würdest eine Familie gründen und sess haft werden, anstatt von Mädchen zu Mädchen zu flattern.«
»Wie ein Schmetterling von Blume zu Blume?«, warf ich hilfsbereit ein.
»Pass auf, was du sagst«, befahl die Liebe meines Lebens und funkelte mich in einem wenig erfolgreichen Versuch, nicht zu lachen, finster an. »Keine Sorge, meine Flatterzeiten sind vorbei.«
»Du darfst nicht vergessen, dass du jetzt das einzige männliche Vorbild bist, das deine Schwester noch h … hat.« Bei diesem Hinweis auf ihren verstorbenen Mann zitterte ihre Stimme wirkungsvoll. »Es ist nicht gut für sie, mit anzusehen, dass du
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