Dinner mit Rose
Mädchen aufsammelst und wieder wegwirfst wie …« Sie brach ab, um nach einem passenden Vergleich zu suchen, und ich widerstand dem Drang, ihr dabei auf die Sprünge zu helfen. Avocados vielleicht; man musste jede einzelne prüfend betasten, um eine im perfekten Reifezustand zu ergattern. Oder Jeans – das richtige Paar zu kaufen ist ein heikles Unterfangen, und der erfahrene Käufer rechnet damit, eine ganze Reihe anprobieren zu müssen, bevor er eine gut sitzende findet.
»Mach mal halblang, Mum«, sagte Matt. »Wer dich so hört, muss ja denken, ich hätte die letzten zehn Jahre damit verbracht, jede Frau im Distrikt zu verführen.«
»Und? Hast du?«, fragte ich interessiert.
Er bedachte mich mit einem vernichtenden Blick.
»Natürlich warst du nur vier davon zu Hause«, murmelte ich.
»Stimmt.« Matt stand auf und reckte sich. »So, und jetzt gehe ich besser und sehe nach meinen Kühen. Gute Nacht.«
»Du brauchst nicht davonzulaufen, Matthew«, rügte ihn Hazel.
»Das tue ich auch gar nicht«, erwiderte er knapp. »Ich sehe nach den Kühen und gehe dann schlafen.« Er küsste seine Mutter auf die Wange und dann mich auf den Mund, ein kurzer, harter Kuss, nur dazu gedacht, ein Zeichen zu setzen. »Bis morgen.«
»Gute Nacht«, sagte ich, als er die Hintertür öffnete.
»Nacht«, sagte er zu mir. »Nacht, Mum.«
»Gute Nacht, mein Lieber.« Sie sah zu, wie er die Tür hinter sich schloss, dann wandte sie sich mit einem leisen, traurigen Lächeln an mich. »Sollen wir jetzt nach Rosie schauen?«
»Es geht erst seit ein oder zwei Tagen so«, erklärte ich aus einem Impuls heraus. »Wir haben nichts hinter deinem Rücken getan.«
Ihr Lächeln wurde noch trauriger. »Danke, Liebes«, sagte sie, und ich kam mir prompt wie ein elender Wurm vor. Das ist das Bemerkenswerte an Hazel: Man konnte sie für die dümmste Frau auf Gottes Erdboden halten, aber sie kann trotzdem auf ihren Mitmenschen spielen wie auf einem Instrument. Es ist eine echte Gabe.
Kapitel 32
N ACHDEM ICH MEINE Elf-Uhr-Patientin mit gefährlich am Griff ihrer rechten Krücke baumelnder Handtasche ihrer Wege geschickt hatte, verließ ich den Behandlungsraum und stellte fest, dass Amber verschwunden und durch einen hochgewachsenen Mann um die fünfzig mit ergrauendem Haar, einer Stupsnase und sehr blauen Augen ersetzt worden war. Seine Brille, ohne die er keinen Meter weit sehen konnte, balancierte oben auf seinem Kopf.
»Hallo, junge Jo.« Er neigte anmutig den Kopf, woraufhin die Brille auf Ambers Computertastatur fiel.
»Dad!« Ich schlang ihm die Arme um den Hals und drückte ihn an mich, und er tätschelte leicht verlegen meine Schulter. »Wo ist Amber?«
»Sie sagte etwas von einer Tasse Tee.« Er hob seine Brille auf und setzte sie sich sorgfältig wieder auf die Nase. Warum er das Ding nicht dort sitzen lässt und hindurchguckt, war mir schleierhaft.
»Und Mum?«
»Supermarkt.«
»Das Haus quillt über von Lebensmitteln.«
Dad zuckte die Achseln. »Die Frau ist nicht in der Lage, jemanden zu besuchen, ohne etwas Essbares mitzunehmen. Du kennst das doch.«
Das kannte ich allerdings – bei ihrem letzten Besuch bei mir in Melbourne hatte sie Toilettenpapier, Geschirrspülmittel und genug Vorräte für eine große, hungrige Familie mitgebracht. Graeme hatte sich diese Liebesgaben eine Weile angesehen und dann wissen wollen, was für eine Art Haushalt sie eigentlich vorzufinden erwartet hatte.
»Ich dachte, du würdest zu Hause bleiben und dich um die Ziegen kümmern«, sagte ich.
»Dämliche Viecher«, brummte Dad düster. »Nein, ich habe Maurice von nebenan eine Liste mit Instruktionen dagelassen, die so lang ist wie dein Arm. Ich hatte das Gefühl, ich dürfte es nicht länger aufschieben, wenn ich Rose noch einmal sehen wollte?« Er ließ den letzten Satz wie eine Frage klingen.
»Nein«, bestätigte ich. »Ich glaube nicht, dass es noch sehr lange dauern wird. Und ich hoffe, dass es schnell geht.«
Dad schnitt eine Grimasse und drehte sich auf seinem Stuhl um, als Amber mit einem Becher Tee in der Hand zurückkam. »Danke.«
»Schokoladenkekse?« Amber schniefte, als sie ihm den Becher reichte.
»Nein, danke«, sagte Dad. »Behandelt Jo Sie auch gut?«
Amber dachte kurz darüber nach. »Sie ist manchmal schlecht gelaunt«, erwiderte sie. »Aber nicht so launisch wie Cheryl.«
»Danke«, sagte ich zweifelnd.
»Und manchmal ist sie wirklich komisch.«
»Komisch wie seltsam oder komisch wie lustig?«
»Beides«,
Weitere Kostenlose Bücher