Dinner mit Rose
sie.
»Total beschissen«, wiederholte Tante Rose. »Also wirklich, Josephine, die englische Sprache hat so viele anschauliche Adjektive zu bieten, und du entscheidest dich für ›total beschissen‹?«
»Soll ich dich morgen zur Chemo bringen?«, fragte ich. Matt hatte sie bisher zu beiden Terminen begleitet, weil seine Mutter fürchtete, die Krebsstation im Krankenhaus würde zu viele schmerzliche Erinnerungen in ihr wecken. Scheinbar machte sich Hazel aber wegen der schmerzlichen Erinnerungen, die ihren Sohn heimsuchen würden, wenn er Rose zur Chemo brachte, weit weniger Sorgen (obwohl die Frau – und hier zitiere ich Hazel wörtlich – nur für das Glück ihrer kostbaren Kinder lebte).
»Es ist nicht sonderlich aufregend dort, Kindchen. Und musst du nicht zufällig arbeiten?«
»Halb so wichtig.« Ich tat meine Arbeit mit einem Fingerschnippen ab. »Wir können die Praxis ruhig mal einen Tag schließen – das verschafft Amber die Gelegenheit, die liegengebliebene Computerarbeit aufzuholen.« Tatsächlich würde Amber einen Tag, an dem ich nicht da war, eher dazu nutzen, Tausende von Werbeflugblättern für das Lions-Club-Grillfest ihres Vaters zu kopieren, sich eine Pediküre zu gönnen und am Computer Spider Solitaire zu spielen, aber egal.
Draußen begannen die Hunde, die wie ein Pelzhaufen auf der Hintertreppe gelegen hatten, hysterisch zu bellen. Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich sie über den Rasen auf Matts Wagen zustürmen. Percy, behindert durch seinen zunehmenden Leibesumfang, watschelte ihnen hinterher.
»Matthew?«, vermutete Rose.
»Und Kim.« Ich reichte ihr ein Glas Ginger Ale. Kim trug ihre Schuluniform, was um zwanzig vor sechs ungewöhnlich war, da sie immer behauptete, die Waimanu-Highschool-Uniform für Schülerinnen der dreizehnten Klasse müsse ein böser Geist entworfen haben, der nur danach getrachtet hatte, das unkleidsamste Outfit auf diesem Planeten zu erschaffen.
Matt blieb stehen, um Percy zwischen den Ohren zu kraulen, während Kim schnurstracks den Pfad hochkam.
»Wie geht es dir, Tante Rose?«, rief sie, als sie durch die Tür trat.
»Mittelprächtig«, erwiderte Rose. »Aber ich werde wohl am Leben bleiben. Und wie kommst du voran, auf der Straße des Wissens?«
»Im Moment mühsam«, räumte Kim ein, öffnete den Kühlschrank und begann darin herumzusuchen. »Hi, Josie. Bist du diese Woche schon von ein paar alten Lustmolchen eingeladen worden?«
»Nur das Übliche«, gab ich zurück. »Sehr frustrierend. Warum die Schuluniform?«
Kim wandte sich mit einem kalten Würstchen in der Hand vom Kühlschrank ab und verkündete nicht ohne Stolz: »Musste nachsitzen. Mum wird ausflippen.«
»Dummes Kind«, schalt Rose. »Was hast du angestellt?«
» Angeblich war ich zu dem alten Williamson, diesem Pädophilen, unverschämt.«
»Kim«, wies ihre Tante sie streng zurecht, »solche Dinge kannst du nicht einfach über andere Leute verbreiten – es ist sowohl üble Nachrede als auch extrem grausam. Es sei denn, es stimmt – dann müsstest du zur Polizei gehen.«
»Na ja.« Kim ließ den Kopf hängen. »Er sieht aber aus wie ein Pädophiler. Auf jeden Fall ist er ein Vollidiot.«
»Ist er nicht, das weißt du ganz genau«, hielt ich dagegen. »Und wenn man mal von seinen behaarten Ohren absieht – ich gebe zu, dass sie kein schöner Anblick sind –, dann ist er ein ziemlich cooler Typ.«
Kim machte sich nicht die Mühe, mir zu antworten, sondern bedachte mich nur mit einem vernichtenden Blick. Nun gut, es wird mir nie endgültig gelingen, von ihr nicht als Jo, die Modepuppe mit den Schickimicki-Großstadtklamotten, abgestempelt zu werden.
Matt zog an der Tür seine Arbeitsstiefel aus, küsste Rose auf die Wange und bemerkte: »Lehrern gegenüber frech zu sein ist auch nicht so cool, wie du vielleicht meinst.«
»Ach, halt doch die Klappe«, gab Kim gereizt zurück. »Woher willst du schon wissen, was cool ist?«
»Obwohl … man käme zwar nie auf den Gedanken, wenn man ihn heute so sieht, aber Matt war früher wirklich mal cool«, warf ich ein und riskierte damit einen weiteren Imageverlust.
»Das bin ich immer noch«, protestierte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Coole Leute stopfen ihre Jeans nicht in die Socken, mein Freund.«
Er blickte nach unten. »Auf diese Weise werden sie am Saum nicht nass und schlammig.«
»Coole Leute stören sich nicht an schlammbespritzten Säumen.«
»Wahrscheinlich stopft er sein Unterhemd auch in die Unterhose«,
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