Dinner mit Rose
blöd!« Sie rauschte davon.
»Wie geht es ihr?«, erkundigte sich Matt.
»Schlecht.«
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
»Ich bleibe über Nacht«, erbot ich mich.
»Danke.«
»Könnte nicht deine Mum hier schlafen, bis sie die Chemo hinter sich hat?«, fragte ich.
»Mum fliegt morgen mit Nan Gregory nach Thailand«, erwiderte Matt gepresst. »Sie will drei Wochen dort bleiben.«
»Oh.«
»Sie sagt, sie braucht ein bisschen Abstand.«
»Wovon denn?«, entfuhr es mir. Manchmal vergesse ich, das Gehirn einzuschalten, bevor ich den Mund aufmache. Ich zuckte zusammen. »Tut mir leid.«
»Nein, das ist eine berechtigte Frage. Ich kapier das auch nicht, verdammt noch mal.« Ich sah ihn an. Die Empörung in seiner Stimme überraschte mich. Matt wird nur selten fuchsteufelswild, das ist nicht sein Stil.
»Vielleicht sollte ich meine Mum anrufen«, überlegte ich. »Die Ziegen geben jetzt keine Milch mehr – wahrscheinlich könnte sie für eine oder zwei Wochen herkommen.«
»Das wäre wirklich eine gute Idee«, erwiderte er. »Ich biete Rose ja auch immer an, hierzubleiben, aber sie will nichts davon hören.«
»Sie will dir einfach nicht noch mehr Arbeit aufbürden, als du ohnehin schon hast.«
Rose war der Meinung, ein Mann solle sich mit seiner Zeitung in den Sessel setzen und nicht etwa Brechschüsseln auswaschen, wenn er von der Arbeit kam. Gleichzeitig war es für sie allerdings eine Selbstverständlichkeit, dass eine Frau mit einem Ganztagsjob trotzdem noch imstande sein sollte, für ihre Familie zu kochen und zu putzen – und das, obwohl sie sich ohne rot zu werden als Feministin bezeichnen würde.
Kim kam in die Küche zurück. »Sie schläft«, berichtete sie. »Können wir noch was trinken, Matt, oder musst du sofort nach Hause und Cilla anrufen?«
»Wir können schon noch Kaffee trinken, wenn Jo welchen macht«, erwiderte er. »Pass auf, was du sagst, Kröte, oder du schläfst im Stall.«
Kim grinste ihn an. »Das wäre kein großer Unterschied zu deinem Gästezimmer. In seinem Haus sieht es einfach schrecklich aus, Josie. Ich hol mir dort sicher noch irgendeine scheußliche Krankheit.«
»Ich spiele den Babysitter, während Mum weg ist«, erklärte Matt mit spürbarem Mangel an Begeisterung. »Und bei mir im Haus ist alles in Ordnung. Verglichen mit deinem Schlafzimmer herrscht dort geradezu sterile Sauberkeit.«
»Ich höre euch beiden immer ganz begeistert zu«, bemerkte ich. »Da bin ich jedes Mal dankbar dafür, ein Einzelkind zu sein.«
Während wir noch am Küchentisch Kaffee tranken, rief meine Mutter an und sagte: »Natürlich komme ich. Auf die Idee hätte ich selber kommen sollen. Ich such mir im Internet einen Flug heraus und rufe dich zurück.« Was sie sieben Minuten später auch tat. »Passt es, wenn ich morgen um zwei in Hamilton lande?«
»Kannst du keinen späteren Flug nehmen?«, erkundigte ich mich. »Dann könnte ich dich nach der Arbeit vom Flughafen abholen.«
»Ich nehme den Bus«, wehrte Mum ab. »Das ist für alle viel einfacher.«
»Du bist wunderbar. Kannst du es dir denn leisten, so kurzfristig herzufliegen?«
»Natürlich«, erwiderte sie. »Dafür gibt es schließlich Kreditkarten. Wir sehen uns morgen.«
Die King-Geschwister verabschiedeten sich kurz darauf. »Danke, Jo.« Matt verlagerte seinen verletzten Arm behutsam in der Schlinge, als er aufstand.
»Soll ich mir die Schulter mal ansehen?«, fragte ich.
»Was? Oh, ja, der Arzt sagt, ich brauche eine Physiotherapie. Ich mache einen Termin.«
»Ich kann sie mir auch jetzt kurz ansehen.«
Er schüttelte den Kopf. »Wir gehen dann besser mal und treffen uns morgen – du kommst doch rüber, um deine Mum zu sehen, oder?«
»Klar«, nickte ich.
»Komm schon«, rief Kim von der Türschwelle her. »Sonst rastet Cilla aus.«
»Wie kommst du denn darauf?«, wollte Matt wissen.
»Weil sie der Typ dafür ist«, entgegnete Kim finster.
Matt verdrehte die Augen. »Schluss jetzt, Kröte«, sagte er und folgte ihr zur Tür hinaus.
Als ich am nächsten Morgen zur Arbeit kam, stellte ich fest, dass Amber tatsächlich den lobenswerten Versuch unternommen hatte, die Fenster zu putzen. Ob sie jetzt allerdings besser aussahen, war Ansichtssache – statt Staub und Fliegendreck wiesen sie jetzt schmierige Streifen auf, als hätte Amber sie mit der Zunge abgewischt. Voller Neugier nahm ich mir zwanzig Sekunden Zeit, um das Rätsel zu lösen. »Womit hast du die Fenster geputzt?«
»Mit Wasser und
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