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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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Stahlwolle aus dem Schrank, um ihnen damit zu Leibe zu rücken.
    »Ich hab erst im Krankenhaus angerufen, und da haben sie mir gesagt, ich solle sie nach Hamilton bringen. Also wirklich – zwei Stunden Fahrt durch die Wildnis, wo sie so krank ist, dass sie nicht mal aufrecht sitzen kann? Also hab ich versucht, Rob zu Hause zu erreichen, und er ist sofort gekommen.«
    »Gut gemacht«, lobte ich.
    »Manchmal hab sogar ich Geistesblitze«, stimmte Mum zu.
    Dr. Milne ist ein kleiner Mann mit einem staubtrockenen Humor und einer gespenstischen Ähnlichkeit mit Radar aus der Serie M*A*S*H . Er kam mit einer altmodischen ledernen Arzttasche den Flur von Roses Schlafzimmer hinunter, seufzte tief und musterte uns über den Rand seiner Bifokalgläser hinweg. »Ich habe ihr einen Schlafmittelcocktail verabreicht, der ihr eine ruhige Nacht beschert«, sagte er. »Macht euch keine Sorgen, wenn sie wirres Zeug redet – das liegt nur an den Medikamenten. Ruf mich morgen an und sag mir, wie es ihr geht, ja?«
    Mum stand auf und lächelte ihn dankbar an. »Rob, du bist ein Schatz.«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Warte nur, bis du die Rechnung siehst. Damit kann ich eine Woche auf den Islands verbringen.«
    »Ich hatte eigentlich vor, dich mit Ziegenkäse zu bezahlen«, konterte Mum.
    »Dann schicke ich das Zeug an Josie weiter«, erwiderte er prompt. »Physiotherapeuten sind alle überbezahlt und unterfordert, stimmt’s?«
    »Nein«, widersprach ich, dabei stieg das Bild der hirnlosen Amber vor meinem geistigen Auge auf. »Das gilt nur für ihre Sprechstundenhilfen.«
    Dr. Milne stieß ein schnaubendes Lachen aus. »Ah ja. Da könnten Sie recht haben. Gute Nacht, Mädels. Schön, dich wiederzusehen, Edith.«
    Als er gerade am Eingang war, ging die Tür auf und Matt kam herein. Seine Kleider waren feucht, und er wirkte etwas zerzaust, hatte diesmal seine Jeans aber nicht in die Socken gestopft. »Geht es ihr schlechter?« Er sah den Arzt alarmiert an.
    »Sie leidet nur unter Übelkeit und fühlt sich elend«, erwiderte Dr. Milne. »Ich habe ihr Spritzen gegen den Brechreiz gegeben, damit sie ein bisschen Ruhe hat, die Ärmste.«
    »Oh«, sagte Matt. »Danke. Sie schicken mir dann die Rechnung?«
    Der Arzt klopfte ihm nachsichtig auf die Schulter. »Ich erinnere mich immer noch an die Spritze, die ich mal deinem Teddy verpasst habe. Wollte dir zeigen, dass alles halb so wild ist. Du hast nämlich das ganze Haus zusammengebrüllt. Hab seither nie wieder einem Bären eine Spritze gegeben. Gute Nacht.«
    Mum seufzte, als sich die Tür hinter ihm schloss. »Ich glaube, ich buche meinen Flug lieber um«, sagte sie. »Ihr zwei macht eure Sache zwar sehr gut, aber Rose braucht wirklich ständige Betreuung.«
    »Mum kommt morgen nach Hause«, sagte Matt. »Und ich kann hier schlafen – Rose hält ja nicht viel von meinen Krankenpflegerqualitäten, aber sie wird schon mit mir zurechtkommen.«
    »Ich könnte doch auch die nächsten Wochen hier wohnen«, bot ich an. »Nur bis die Chemo vorbei ist und sie sich ein bisschen erholt hat.«
    »Danke.« Er lächelte mich müde an. »Ihr ist es sicher lieber, wenn du dich um sie kümmerst.«
    »Vielleicht sollte ich wirklich lieber nach Hause fliegen und nach deinem Vater schauen«, räumte Mum ein. »Eine Diät aus Dosenspaghetti auf Toast hält ein Mann nicht ewig durch.«
    »Und aus Eiern«, erinnerte ich sie. »Er schafft es doch auch, sich Spiegeleier zu braten. Aber du solltest wirklich zurückfliegen – er klang gestern am Telefon so bekümmert.«
    »Wenn du hier nicht klarkommst, rufst du mich an, ja?«
    »Versprochen«, versicherte ich ihr, legte die Stahlwolle weg und musterte den Ofenrost, den ich malträtiert hatte. Ich konnte keine Verbesserung daran erkennen. »Ich fürchte, ich mache hier keine Fortschritte.«
    »Lass mich mal ran«, befahl meine Mutter – sie ist eine überaus energische Frau. Das war sie wohl immer schon, aber nachdem sie über dreißig Jahre lang das Leben meines Vaters, dieses Oberchaoten, geregelt hat, kann sie fast niemanden mehr etwas erledigen lassen; nach einer Weile schiebt sie jeden beiseite, um selber Hand anzulegen – so, wie sie es für richtig hält. »Geh und sieh nach, ob Rose wach ist. Vielleicht möchte sie eine Tasse Tee.«
    Matt und ich gingen durch den zugigen Flur zum letzten Schlafzimmer und spähten hinein. Dank einer kleinen Ölheizung in der Ecke war es angenehm warm. Rose lag auf dem Rücken in den Kissen. Ihr graues Haar lag wie ein

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