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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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Vormittag mit Max auf einen Tee vorbeizukommen, und es wäre doch schön, ihr zu zeigen, dass wir den Laden im Griff haben.«
    »Mach ich, wenn ich Zeit habe«, erwiderte sie.
    »Wenn ich am Mittwoch komme und feststelle, dass nichts passiert ist, weiß ich, dass du den ganzen Tag im Internet gesurft hast, und dann blüht dir was, was du dir überhaupt nicht vorstellen kannst. Ich hab in Melbourne nämlich Kickboxen gelernt.«
    Auf diese finstere Drohung reagierte Amber mit einem Kichern. »Okay.« Sie wischte sich die Nase zur Abwechslung an der Schulter ihrer Bluse ab. »Ich wünsch dir morgen einen schönen Tag.«
    »Ich dir auch.« Ich unterdrückte einen Seufzer. Mit jemandem wie Amber hatte ich noch nie zusammengearbeitet. In der Vergangenheit hatte ich Studenten bisweilen scharf zurechtgewiesen und einmal auch eine Krankenschwester, die am Telefon keinerlei Manieren hatte –
ich hasste solche Maßregelungen, wenn es allerdings sein musste, hielt ich mich nicht zurück. Aber Amber war mir wohl als Strafe für die Sünde des Stolzes auf meine Managerqualitäten gesandt worden. Sie schwebte durch ihre eigene glückliche (wenn auch ständig verschnupfte) Welt, und Tadel, Drohungen oder die Enttäuschung anderer prallten gleichermaßen wirkungslos an ihr ab. Zum Glück war sie wenigstens nicht nachtragend. Wahrscheinlich war in ihrem Kopf gar kein Platz dafür.

    Rose empfing mich am nächsten Morgen mit einem grünen Recycling-Einkaufsbeutel in der Hand an der Küchentür. Als sie in mein Auto stieg, beobachteten Percy und die Hunde sie betrübt; sie fürchteten, ihre Göttin könnte nicht wiederkommen.
    »Wie schön, so geliebt zu werden«, bemerkte ich, als ich die bekümmerten Tiergesichter im Rückspiegel betrachtete.
    »Ist es auch. Zu Weihnachten bekommst du von mir ein Ferkel.«
    Ich grinste. »Sara würde einen hysterischen Anfall bekommen. Wie geht es dir heute?«
    »Och«, sagte Rose. »Du weißt schon. Total beschissen.« Sie sah mich von der Seite an. »Der Ausdruck ist bei mir hängengeblieben – er geht so schön leicht über die Lippen. Vielen Dank, Josephine.«
    »Keine Ursache. Ich kenne bei Bedarf noch mehr nützliche Ausdrücke. Ich hab sogar eine ganze Liste davon für Männer, die fremdgehen, erstellt.«
    »Als da wären?«
    »Mein persönlicher Favorit«, erwiderte ich, während ich einigen Schlaglöchern auswich, »ist ›mieser, schwanzgesteuerter Dreckskerl‹. Stammt allerdings nicht von mir, sondern von meinem Freund Stu.« Ich bog nach Norden auf die Hauptstraße ab.
    »Sehr gut. Und wie nennst du das Mädchen, mit dem er seine Freundin betrügt?«
    »Entweder ›fiese Schlampe‹ oder ›elendes kleines Luder‹.«
    »Verstehe.« Rose kramte in ihrer Tasche unten auf dem Boden und holte eine große Schüssel heraus. »Keine Angst, Josephine, nur für den Fall der Fälle.« Sie lehnte sich im Sitz zurück und schloss die Augen.

    Wenn es einen Ort auf der Welt gibt, der gesunden Menschen vor Augen führt, wie gut es ihnen geht, dann ist es die Krebsstation eines Krankenhauses. Während Rose eine weitere intravenöse Chemo verabreicht wurde, nach der es ihr noch schlechter ging als ohnehin schon, kam ich mit der Frau im Nachbarzimmer ins Gespräch. Sie war wohl ungefähr in meinem Alter, doch das ließ sich schlecht schätzen, da sie sich einen Schal um den kahlen Schädel gewunden und tiefe, dunkle Ringe unter den Augen hatte. Sie erzählte mir, sie habe zwei kleine Kinder und ihr Mann sei vor einer Woche ausgezogen, weil er ›seinen Freiraum brauche‹. Was für ein reizender Zeitgenosse.
    Kurz nach fünf waren wir wieder zu Hause, und Rose ging direkt zu Bett. Ich fütterte die Hunde und Percy (er bekam zusätzlich zu seiner Apfel-Walnuss-Diät noch drei Kekse, die er vorsichtig in der Schnauze davontrug, um sie unter seinem Lieblingsbusch zu verspeisen). Dann leerte und spülte ich die Schüssel aus und brachte Rose eine Tasse Tee, aber sie konnte ihn nicht bei sich behalten.
    Matt und Kim kamen gegen halb acht und zankten sich, als sie die Küche betraten, über Kims Fahrkünste.
    »Wo ist Tante Rose?«, fragte Kim.
    Ich hatte gerade den Boden geschrubbt – teils, weil es nötig war, vor allem aber, weil diese grässliche Arbeit zu diesem ganzen grässlichen Tag passte – und richtete mich auf, um das Schmutzwasser wegzukippen. »Im Bett. Ich hoffe, sie schläft.«
    »Ich sehe mal nach«, sagte Kim.
    »Weck sie nicht auf!«, mahnte Matt.
    »Himmel, Matt, ich bin doch nicht

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