Dinner mit Rose
dir das Ganze aus der Nähe ansehen willst.« Er seufzte und streifte seine wasserdichten Gamaschen ab.
»Das mach ich doch glatt. Ich bin sowieso schon nass.«
»Nur zu«, erwiderte er. »Vielleicht wirst du von einem Aal gebissen und verklagst mich hinterher auf Schmerzensgeld.«
Ich kletterte über den Zaun. »Niemals. Ein Vorschlag zur Güte – ich mache das Rohr sauber, und du gehst den Hügel hoch und kümmerst dich um das Wildschwein, das deine Kühe terrorisiert.«
»Ist da denn eins?«, fragte er verdutzt.
»Vor zehn Minuten war es jedenfalls noch da. Ich habe es vom Hügel aus gesehen. Es ist nicht sehr groß, aber die Kühe wirkten trotzdem nicht gerade glücklich.«
Er wandte sich zu seinem Quad, das am Wegrand geparkt war. »Dann sehe ich besser mal nach dem Rechten dort. Mach dir wegen des Rohrs keine Gedanken.«
Ich blickte ihm nach, bis er außer Sichtweite war, dann watete ich in das trübe Wasser, tastete nach dem Abflussrohr und entfernte den Haufen schleimiger, verrotteter Pflanzen, die das Endstück verstopften. Was man eben so aus Liebe tut.
Als ich die Küchentür öffnete, rümpfte Kim angewidert die Nase. »Na, haben wir wieder Zwiesprache mit der Natur gehalten?«
»Du solltest es auch einmal versuchen«, schlug ich vor. »Es könnte dir gefallen.«
»Ich habe es versucht. Und es hat mir nicht gefallen. Was möchtest du auf dein getoastetes Sandwich?«
»Ananas und Käse bitte. Wo ist Tante Rose?«
»Füttert die Meute.«
Als ich zehn Minuten später geduscht und mit einem Arm voll nasser, schlammbespritzter Kleider in die Küche zurückkam, war sie voller Menschen. Matt durchstöberte die Speisekammer, Rose deckte den Tisch, und Andy bestrich Toastscheiben mit Butter, die Kim dann belegte.
»Hi, Andy.« Ich öffnete die Klappe der Waschmaschine und stopfte meine Kleider hinein. »Wie läuft es denn so bei dir?«
»Nicht schlecht. Habe ich jetzt genug Brote fertiggemacht?«
»Für den Anfang reicht es«, sagte Kim. »Tante Rose, meinst du, das Hühnerfleisch im Kühlschrank eignet sich für Sandwiches?«
»Es schmeckt köstlich«, erwiderte sie. »Und wir hätten es noch mit Oliven und getrockneten Tomaten verfeinern können, wenn Josephine geruht hätte, alles zu besorgen, was auf der Einkaufsliste stand.«
»Ich würde sie entlassen«, riet Matt. »Es sind auch keine Erdnüsse mehr da, das ist viel schlimmer.«
»Ah«, entfuhr es mir. »Ich wusste, dass ich im Supermarkt noch etwas anderes kaufen wollte, aber dann habe ich Sara mit ihrem neuen Freund herumknutschen sehen und alles andere vergessen. Jetzt kann ich verstehen, warum du ausgezogen bist, Andy.«
»Es lag nicht nur an der öffentlichen Zurschaustellung von Gefühlen«, erklärte er. »Sondern auch daran, dass manche Mädchen eben in Hotpants und engen Tops gut aussehen und andere nicht.«
»Und sie gehört zu der letzten Gruppe?« Matt stellte die leere Erdnussdose zurück und griff stattdessen nach einer Tüte Sultaninen.
»Genau«, bestätigte Andy.
»Das ist ein echtes Problem mit Hotpants«, sagte Matt. »Den meisten Frauen sollte es gesetzlich verboten werden, welche zu tragen, und einigen wenigen sollte verboten werden, etwas anderes zu tragen.«
»Andy ist vorbeigekommen, um dir deine Post zu bringen«, teilte mir Rose mit. Ihre Augen funkelten unter der wasserstoffblonden Perücke belustigt. »Ist das nicht nett von ihm?«
»Sehr nett«, stimmte ich zu. Kim sah erst mich und dann ihre Tante scharf an, aber wir gaben den Blick einmütig mit einem unschuldigen Lächeln zurück. Ich sah die Post durch: ein Versandhauskatalog, eine Karte von Reader’s Digest , die mich informierte, dass ich irgendein Geschenk im Wert von ein paar Tausendern gewinnen könnte, und ein Brief von der Bank, die mir anbot, mein Kreditkartenlimit zu erhöhen.
»Nichts davon kam mir wirklich wichtig vor«, sagte Andy leicht verlegen, »aber man kann ja nie wissen.«
»Vielen Dank.« Ich registrierte belustigt, dass der Brief von der Bank vom Juni stammte. »War dieses Wildschwein noch da, Matt?«
»War es. Jetzt ist es im Schweinehimmel.«
»Gut. Das wird ihm eine Lehre sein.«
»Ich habe einen Warnschuss abgefeuert«, verteidigte sich Matt. »Allerdings direkt zwischen die Augen. Man kann ein Wildschwein mit einer Vorliebe für das Schikanieren von Kühen nicht einfach frei herumlaufen lassen. Und jetzt muss ich mir überlegen, was ich mit dem verdammten Vieh mache.«
»Wie groß ist es?«, fragte Andy.
»Wiegt
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