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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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den Freitagabend lieber lesend in der Badewanne verbrachte, statt bis zum Morgengrauen auf einer Party zu feiern. »Aber in Melbourne kann ich weder Abflussrohre saubermachen noch Dallas’ Füße massieren«, fügte ich hinzu.
    »Das ist ein Argument«, gab Matt zu. »Wer braucht schon die Lichter der Großstadt, wenn er Dallas’ Füße hat?«
    »Ganz genau. Vermisst du eigentlich die Lichter der Großstadt nicht?«
    »Nicht mehr«, erwiderte er. »Ich wusste immer, dass ich eines Tages auf die Farm zurückkommen muss, weil es Dad sonst das Herz gebrochen hätte – nur kam es etwas schneller dazu als erwartet.«
    »Es war sicher schwer für dich, dass du dich nicht verabschieden konntest«, tastete ich mich zaghaft vor. Wie sich die Familie King hatte einbilden können, sie würden Matt damit einen Gefallen tun, ihm zu verheimlichen, wie es um seinen Vater stand, war mir ein Rätsel.
    Matts Lippen verzogen sich zu etwas, das sich mit viel gutem Willen als ein Lächeln deuten ließe. »Es war sehr schwer für alle anderen, ihn sterben zu sehen. Und er hat mir einen Brief geschrieben.« Wieder lächelte er, diesmal etwas überzeugender. »Er sagte, ich wäre alles in allem keine allzu große Enttäuschung gewesen, und ich solle mich gut um meine Schwester kümmern. Und er hat mir alle Arbeiten aufgelistet, die ich auf der Farm erledigen sollte, wenn die Kühe nicht gemolken werden müssen.«
    Ich lachte ebenfalls, weil ich sonst hätte weinen müssen.

    »Rosie, Liebes, ich weiß, du denkst dir nichts dabei …« Hazel brach ab, legte den Kopf schief und lächelte gewinnend. Wäre sie sechs Jahre alt gewesen, hätte es niedlich gewirkt.
    »Wobei denke ich mir nichts?«, fragte Rose. Sie zog die Wolldecke hoch, die ihre Knie bedeckte, und ich ließ den Abwasch im Stich und schob ein weiteres Holzscheit in den Ofen. Draußen war es dunkel und regnete wieder, aber in Roses Küche mit den Samtvorhängen und den fröhlichen rosafarbenen Wänden war es warm und gemütlich. Ich hatte immer gedacht, unsere Küche in Melbourne wäre der Inbegriff von allem, was eine Küche darstellen sollte – modern und glänzend, mit einem Kühlschrank mit Eiswürfelbereiter (Graemes ausdrücklicher Wunsch) und einer Mittelinsel mit vier Stühlen (mein Wunsch), aber diese hier war tausend Mal schöner. Was allerdings nicht zuletzt daran liegen mochte, dass sie Rose mit ihrem roten Satinmorgenrock, der grünen Satinkappe, den schweren Ringen und dem schwachen Duft nach Chanel No. 5 beherbergte.
    »Lieber Himmel, Josie«, stöhnte Hazel. »Hier drinnen ist es ja so warm wie in einem Backofen.« Sie lächelte, um zu zeigen, dass sie es nicht böse meinte, und fügte hinzu: »Mir ist klar, dass man mit dem Feuerholz anderer Leute sehr leicht großzügig umgehen kann.«
    »Sie hat es gehackt«, erwiderte Rose trocken. »Worauf willst du hinaus, Hazel?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es sich für mein kleines Mädchen schickt, einen verwahrlosten Wildschweinjäger auf der Farm herumzuführen.«
    »Einen verwahrlosten Wildschweinjäger …«, grübelte Rose, dabei runzelte sie mit vorgetäuschter Verwirrung die Stirn. »Ach, du meinst den jungen Andy Morrison?«
    »Nach seinem Namen habe ich ihn nicht gefragt«, versetzte Hazel steif. »Aber ich nehme an, du hast Kim nicht erlaubt, mehr als einen Wildschweinjäger durch die Gegend zu fahren. Wirklich, Rose, ist dir nie der Gedanke gekommen, dass der Junge wahrscheinlich das Haus für eine Diebesbande ausspioniert und mitten in der Nacht wiederkommen wird, um uns alle in unseren Betten zu ermorden?«
    Wenn Rose noch Augenbrauen hätte, wären sie jetzt bis zu ihrem Haaransatz hochgeschossen. Wenn sie noch einen Haaransatz hätte. »Nein, ich kann nicht behaupten, dass mir ein so absurder Gedanke gekommen wäre«, murmelte sie.
    »Andy war mein Mitbewohner«, warf ich hilfsbereit ein. »Er ist ein netter Kerl – Viehmakler bei Wrightson’s.«
    »Viehmakler?«, wiederholte Hazel in einem Ton, in dem sie vielleicht auch »Zuhälter?« gesagt hätte. »Nun, ich äußere mich nicht gern negativ über einen Freund von dir, Josie, aber ich habe klargestellt, dass er sich mit einem jungen, unschuldigen Mädchen wie meiner Tochter nicht abzugeben hat. Natürlich so freundlich wie möglich.«
    »Natürlich«, murmelte ich.
    »Andy gehört zu den Morrisons von Hawkes Bay«, bemerkte Rose obenhin. »Eine sehr wohlhabende Familie – besitzt eine dieser wirklich riesigen Farmen. Er ist die vierte

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