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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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Generation, nicht wahr, Josephine?«
    »Die fünfte, glaube ich«, erwiderte ich, obwohl Andys Vater, soweit ich wusste, nur hundert Schafe auf einem Fleck Buschland züchtete und nebenbei Dope anbaute, um sein Einkommen aufzubessern. Aber wenn Kim zur Abwechslung einmal Interesse an einem anständigen jungen Mann zeigte, dann sollte man diese Neigung unbedingt fördern.

Kapitel 25
    H ATTEST DU EIN schönes Wochenende?«, fragte ich, dabei schob ich meiner Sprechstundenhilfe über den Tisch hinweg die Schokoladenkekse, Marke Tim Tam, hin.
    »Es war ganz okay.« Amber wischte sich die Nase an ihrem Ärmel ab, nahm sich einen Keks, biss beide Enden ab, tauchte ihn in ihren Tee und saugte kräftig daran.
    »Am Samstag hat es ziemlich kräftig gehagelt«, bemerkte ich.
    Nachdem sie das verflüssigte Innere ihres Kekses aufgeschlürft hatte, begann Amber, die geschmolzene Schokolade von dem eingetauchten Ende abzulecken. »So?«, erwiderte sie. »Ich hab nichts mitbekommen.«
    Ich hatte keine Lust mehr, noch länger zuzusehen, wie sie ihren Nachmittagstee genoss, also nahm ich meinen Teebecher mit zum Empfang, um ihn dort zu leeren. Auf dem Boden neben ihrem Schreibtisch stand ein atlasgroßer FedEx-Karton, auf dem in Schwarz »Jo« stand. Ich hob ihn auf und betrachtete ihn neugierig – er war geöffnet und wieder zugeklebt worden und an M. King, Puketutu Valley Road, RD 8, Waimanu, Neuseeland, adressiert. Und er kam aus Phoenix, Arizona.
    Amber schlenderte gerade noch rechtzeitig den Gang hinunter, um mitzubekommen, wie ich ein wirklich scheußliches Kleidungsstück aus senfgelbem Polarfleece mit einem Muster aus violetten Kohlköpfen (es konnten auch Rosen sein) auspackte. Es hatte eine Kapuze, mit grauem Wildleder besohlte Füßlinge und einen von einem Fuß zur entgegengesetzten Schulter verlaufenden Reißverschluss. »Was ist das denn?«, fragte sie.
    Ich bemerkte die an die Kapuze angenähten dekorativen Teddybärohren und grinste. »Ein Onesie. Er ist fantastisch .«
    »Okay.« Amber sah mich etwas zweifelnd an und wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab. »Wenn du meinst.«
    Auf dem Boden des Kartons lag eine in Matts krakeliger Handschrift auf die Rückseite eines Kassenbons des Waimanu Bake House (wo er offensichtlich acht Dollar dreißig gelassen hatte) gekritzelte Notiz: Jose – ich konnte leider keinen mit einem Schlitz hinten finden.

    Später an diesem Nachmittag öffnete ich die Tür des Behandlungszimmers, um Mrs MacPherson (chronische Rückenschmerzen, gepaart mit der hartnäckigen Weigerung, ihren vierjährigen kräftigen Enkel nicht mehr auf den Arm zu nehmen. »Ist er nicht groß genug, selbst auf Ihr Knie zu klettern?« – »Aber er streckt mir immer seine kleinen Ärmchen entgegen. Wie kann ich da widerstehen?« – »Sie können sich hinknien, um ihn zu knuddeln.« Aber offenbar konnte sie genau das nicht) hinauszubegleiten, und Kim kam wie ein geölter Blitz in den Raum geschossen.
    »Hallo, Kim, Liebes«, sagte Mrs MacPherson freundlich.
    Kims Wangen waren gerötet und ihr Haar zerzaust – sehr untypisch für sie. Sie nickte zur Begrüßung nur knapp.
    »Sagen wir, Ende der Woche?«, fragte ich.
    »Nicht am Donnerstag«, sagte Mrs MacPherson. »Da gehe ich zum Lunch des Lyceum-Clubs.« Für den Fall, dass ich mich weigerte, sie zu einer anderen Zeit als Donnerstag zwischen elf und eins zu behandeln, musterte sie mich vorsorglich streng.
    »Der Freitag passt gut«, gab ich zurück. »Amber macht Ihnen einen Termin.«
    Mrs MacPherson nickte mir zu und wandte sich noch einmal an Kim. »Deine Mutter hat mir erzählt, du würdest nächstes Jahr an der Universität anfangen. Was willst du denn studieren?«
    Kim unternahm eine heroische Anstrengung, halbwegs höflich zu antworten: »Das weiß ich noch nicht, Mrs MacPherson.«
    »Dann hast du dich auch noch nicht für eine bestimmte Universität entschieden?«
    »Doch. Ich gehe nach Otago.«
    »Otago? Aber das ist ja so weit weg.«
    »Eben«, entgegnete Kim.
    Nachdem ich die Tür hinter Mrs MacPherson geschlossen hatte, fragte ich: »Was für eine Laus ist dir denn über die Leber gekrochen?«
    »Meine Mutter hat den Direktor gebeten, sicherzustellen, dass ich jeden Nachmittag nach der Schule auch wirklich in den Bus einsteige«, empörte sich Kim. »Als – als wäre ich eine zurückgebliebene Fünfjährige, die den Heimweg nicht kennt!«
    »Oder eine mannstolle Achtzehnjährige, die durchbrennen könnte, um sich mit einem Wildschweinjäger

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