Dir darf ich nicht gehören
schüttelte den Kopf. »Ich muss einen Brief schreiben, Mama. Und Hannah
und ich werden heute Nachmittag nach Pinewood abreisen.«
Sie
musste zuerst dem Duke of Tresham schreiben. Wenn der Brief rechtzeitig ankam,
würde sie ihm einige Mühe und sich selbst eine große Summe ersparen. Aber in
dem Brief würde sie ihm auch versichern, dass sie ihren Teil des Handels dennoch
einhalten würde.
Sie
würde nach Hause fahren.
Daniel Kirby machte
es sich auf dem hohen Sitz der Karriole bequem, die lange das Neidobjekt des
halben männlichen Ton gewesen war, und lächelte dem Mann neben ihm freundlich
zu. »Ich habe schon immer vermutet, dass Sie einen Blick für höchste Qualität
haben, Ihre Gnaden«, sagte er.
»Für
höchste Qualität bei sportlichen Gefährten?«, fragte der Duke of Tresham.
»Das
auch.« Kirby lachte leise in sich hinein.
»Ah!«
Seine Gnaden ließ die Zügel knallen. Die Pferde liefen flink auf die Straße
hinaus und ließen Kirbys Quartier im Handumdrehen hinter sich. »Sie bezogen
sich auf weibliche Reize. ja, ich hatte schon immer einen Blick für höchste
Qualität.«
»Und
genau die werden Sie mit Miss Talbot bekommen. Sie ist nach der zweijährigen
Abwesenheit verführerischer denn je. Aber vielleicht hat der Bruder Seiner
Gnaden Sie bereits darüber informiert, wo er ihr doch auf Pinewood begegnet
ist.«
An der
Tat«, bestätigte der Duke.
»Sie
wird in einer Woche bereit sein, wieder Kunden zu empfangen«, erklärte Kirby.
Er klammerte sich an den Haltegriff neben ihm, als die Karriole in den Hyde
Park einbog. »Natürlich müssen Sie wissen, dass sie teuer ist; aber man sollte
stets bereit sein, für das Beste auch zu bezahlen.«
»Meine
Worte«, stimmte Seine Gnaden ihm zu.
Kirby
lachte erneut leise in sich hinein. »Und bei ihrem ersten Kunden wird eine
Extrazahlung verlangt. Aber sie wird das Geld wert sein, Ihre Gnaden. Sie
werden in den Augen Ihrer Bekannten als derjenige, der nach zwei Jahren als
Erster mit der ergötzlichen Miss Talbot schläft, erheblich an Prestige
gewinnen.«
»Man
möchte sein Prestige stets durch eine Sache stärken, die es wert ist«,
erwiderte Tresham. »Miss Talbot ist also, eh, bestrebt, ihre Arbeit
wiederaufzunehmen?«
»Arbeit!«
Kirby lachte herzlich. »Sie nennt es Vergnügen, Ihre Gnaden. Sie würde heute
Abend anfangen, wenn ich sie ließe. Aber ich wollte sie beim ersten Mal jemand
… nun, sagen wir jemand Besonderem geben.«
»Ich
betrachte mich gerne als etwas Besonderes«, sagte der Duke. »Du liebe Güte, was
geht dort vorne vor, frage ich mich?«
Vor
ihnen, auf dem Gras auf einer Seite des Weges, hatte sich eine beträchtliche
Menschenmenge angesammelt. Es war wirklich seltsam, da sie alle zu Fuß waren
und dieser spezielle Teil des Parks, von Bäumen beschattet und überwiegend vor
dem Rest des Parks geschützt, nicht der belebteste war. Als sie näher
heranfuhren, wurde deutlich, dass all diese Leute Männer waren. Einer von ihnen
lehnte ein wenig abseits von den anderen gelassen an einem Baumstamm, die Arme
vor der Brust gekreuzt, und war schockierenderweise halb ausgezogen. Er trug
ein weißes Hemd mit einer engen Lederreithose und Stiefeln; aber falls er beim
Betreten des Parkes Weste, Jacke und Hut getragen hatte, so war davon nirgends
eine Spur zu sehen.
»Ein
Kampf?« Kirby klang vor Schaulust heiter.
»Wenn
dem so ist, scheint nur ein Teilnehmer anwe send zu sein«, sagte Tresham. »Und,
du liebe Güte, es ist anscheinend mein Bruder!« Er verlangsamte das Tempo
seiner Pferde, bis sie neben dem sehr entspann ten Lord Ferdinand Dudley zum
Stehen kamen.
»Ah«,
sagte Ferdinand grinsend, »genau der Mann, den ich sehen wollte.«
»Mich?«
Kirby deutete auf seine Brust, als offensichtlich wurde, dass der Blick von
Lord Ferdinand nicht auf seinem Bruder ruhte. Er beäugte die versammelte
Menschenmenge, die plötzlich still geworden war. »Sie wollten mich treffen,
Mylord?«
»Sie
sind doch Lilian Talbots Agent, nicht wahr?«, fragte Ferdinand ihn.
Daniel
Kirby lächelte jovial, wenn auch ein wenig befangen. »Wenn Sie mich deshalb
treffen wollen«, erwiderte er, »werden Sie sich hinter Seiner Gnaden, Ihrem
Bruder, anstellen müssen, Mylord.«
»Nur
damit ich Sie richtig verstehe«, sagte Ferdinand. »Sie vermitteln Lilian
Talbot, deren wahrer Name Viola Thornhill ist.«
»Ich
gönne ihr gern ein wenig Privatsphäre, indem ich diesen zweiten Namen nicht
erwähne«, sagte Kirby.
»Die
uneheliche Tochter des verstorbenen
Weitere Kostenlose Bücher