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Diverses - Geschichten

Diverses - Geschichten

Titel: Diverses - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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ungemütlich.”
    “Aber natürlich, Eberhard. Ich werde es nicht vergessen.”
    Langsam zog Elvira ihren Mantel an, schlüpfte in die Schuhe.
    “Das hoff ich doch, wäre nicht das erste Mal, dass man dich erinnern muss”, tönte es ihr hinterher, noch während die Tür sachte zuschlug.
    Zu sachte eigentlich, zu leise.
    Eigentlich hätte Elvira sich ein anderes, klareres Zeichen gewünscht für diesen Augenblick, in dem sich alles veränderte, für diesen einen Moment, in dem sie das Haus verließ und dabei wusste, dass sie nie wieder zurückkehren würde, nie wieder.
     * * *
       Familienbande
     
     “Es ist ein Brief von Uroma!”
    Herbert blickte verdutzt auf den Umschlag.
    “Wieso sollte sie uns schreiben?”
    Anne stellte sich hinter ihm auf die Zehenspitzen.
    “Ich meine, sie wohnt zwei Straßen weiter. Wieso sollte sie...”
    “Versteh ich auch nicht.”
    Herbert schüttelte den Kopf und riss den Brief entschlossen auf.
    Anne schrumpfte sichtlich.
    Die Folge einer bösen Vorahnung wie es schien, denn als sich zuerst die eine, dann die andere Augenbraue ihres Mannes hob, maß sie mindestens zwei Zentimeter weniger.
    “Das verstehe ich schon gar nicht”, brummte Herbert und blickte schließlich auf, drehte sich, und musterte seine Angetraute mit gestrengem Blick.
    “Was soll das heißen, wir haben meine Eltern ausgeladen? Davon weiß ich gar nichts. Und überhaupt...”
    Er starrte erneut auf den weißen Bogen Papier, dessen schnörkelig aufgemalte Buchstaben vor Annes Augen zu tanzen begannen.
    Wieder schüttelte er seinen Kopf.
    “Das darf doch wohl nicht wahr sein! Und wieso kommt sie uns damit... um Himmels willen, die Frau ist 95 Jahre alt.”
    Anne zuckte zaghaft mit ihren Schultern.
    “Offensichtlich haben deine Eltern...”
    “Meine Eltern?”
    Herbert fuhr herum.
    “Wieso immer meine Eltern. Soweit ich weiß lieben deine Eltern Uromi heiß und innig. Und wenn es darum geht Gerüchte in die Welt zu setzen und Geschichten zu verdrehen...”
    “Meine Eltern haben noch nie ein Gerücht in die Welt gesetzt.” Annes Gesicht lief flammend rot an. “Das liegt überhaupt nicht in ihrer Natur. Meine Eltern sind zutiefst anständige Leute. Niemals würden sie...”
    “Ja, ja... ist ja schon gut.” Herbert versenkte sich wieder in den Brief.
    “Also, wieso, zum Teufel, beschwert sich Uroma darüber, dass wir die Eltern ausgeladen hätten... ich meine, wir haben sie doch noch nicht einmal eingeladen... oder doch?”
    “Nun...”
    Anne trat von einem Fuß auf den anderen.
    “Irgendwie hatte ich... damals, als wir… du weißt schon...doch dann... “
    “Was, ich versteh nicht?”
    “Also”, Anne schluckte.
    “Nach dem zweiten Gläschen ist mir irgendwie der Vorschlag rausgerutscht, dass doch alle deinen Geburtstag hier bei uns feiern könnten...”
    “Wie bitte. Wieso weiß ich davon gar nichts.”
    “Nun, ähm...”
    Annes Augenlider flatterten.
    “Du erinnerst dich an die Feier zu Tante Gertruds Namenstag?”
    “Ja?” Herbert blickte skeptisch.
    Annes Haltung versteifte sich.
    “Und dass deine Eltern ihren Hochzeitstag nur eine Woche später feiern wollten?”
    “Hm.”
    “Sie haben uns nicht eingeladen.”
    “Aha. Aber das tun sie doch nie.”
    “Aber diesmal hatte ich fest damit gerechnet.”
    “Ach so.”
    “Das ließ für mich nur einen Schluss zu, und du, als mein Mann, wirst das verstehen.”
    “Ich... äh...”
    “Es ist wegen mir!”
    Anne begann zu schluchzen. “Sie haben mich nie akzeptiert. Das ist der Beweis.”
    “Ja aber.”
    Herberts Räder in seinem Kopf arbeiteten heftig.
    “Was hat das mit diesem Brief zu tun?”
    Anne blickte unglücklich aus dem Fenster bevor sie leise zugab:
    “Als ich letzte Woche bei Mama war... da ist mir vielleicht das ein oder andere herausgerutscht... und ich... vielleicht habe ich erwähnt, dass ich gar keine Lust mehr hätte zu feiern...”
    “Das ist doch...”
    Herbert kratzte sich den lichter werdenden Schopf.
    “Du meinst also nicht, dass deine Mutter an Uromi den Gedanken weitergegeben haben könnte, du wolltest womöglich meine Eltern ausladen?”
    Anne zögerte.
    “Meinst du, sie würden so kompliziert denken?”
    Herbert grinste.
    “Na, von irgendwem musst du es doch haben!”
    Und damit nahm er sie fest in den Arm und drückte seiner Frau einen dicken Kuss auf die Stirn.
     * * *
     
    Frau Klein und die dunkle Jahreszeit
     
    Frau Klein wunderte sich oft und außerordentlich.
    Sie wunderte sich manchmal sogar

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