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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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ein, Mog wäre wirklich da.
    Sie versuchte, nicht an Pascal zu denken oder daran, was er mit ihr vorhatte. Sie konnte sich im Grunde nicht vorstellen, dass jemand einen Menschen absichtlich verhungern und verdursten ließ, und sagte sich, dass er krank sein musste oder einen Unfall gehabt hatte und deshalb nicht zurückgekommen war. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon hier war, denn wenn sie schlief, verlor sie jedes Zeitgefühl. Aber ihr kam es vor, als wären Wochen vergangen, nicht nur Tage.
    Die Haarnadel entglitt ihren Fingern, und weil sie sich zu schwach fühlte, um sie aufzuheben, trottete sie zum Bett zurück. Sie fragte sich, wie es war, vor Hunger zu sterben. Wurde man einfach bewusstlos und spürte dann nichts mehr? Sie hoffte inständig, dass es so war.
    Etienne hörte aufmerksam zu, als Noah berichtete, was Philippe Le Brun ihm erzählt hatte. »Gehen wir ins Ritz und nehmen uns diesen Pascal vor«, schlug Noah vor.
    »Ich würde nichts lieber tun, als die Wahrheit aus ihm herauszuprügeln«, sagte Etienne grimmig, als sie die Straße hinuntergingen. »Aber wir wissen nicht, ob er allein arbeitet oder Mittäter hat. Wir müssen mehr über ihn herauskriegen   – wo er wohnt und mit wem, wann er arbeitet und wo er hingeht, wenn er das Hotel verlässt. Aber ich finde auch, dass wir uns erst einmal im Ritz umhören sollten.«
    Noah wurde allmählich warm mit Etienne. Seine Zähigkeit und Entschlossenheit gefielen ihm, und er war fasziniert von seiner offensichtlich recht bewegten Vergangenheit. Etienne prahlte nicht damit, und obwohl er mit Sicherheit ein harter Bursche war, hatte er auch eine weichere Seite, vor allem was Belle anging. Allein durch seine Anwesenheit machte er Noah mutiger, so mutig, dass er über seine Gefühle für Lisette sprach und Etienne fragte, ob er glaubte, dass er Chancen bei ihr hatte.
    »Ich kenne sie nicht. Alles, was ich über sie weiß, hat mir Belle erzählt«, erwiderte Etienne. »Es klang, als wäre sie ein wirklichguter Mensch. Aber wenn Sie meine aufrichtige Meinung hören wollen, rate ich Ihnen, sich ein Mädchen aus Ihrer eigenen Schicht zu suchen, wenn wir Belle erst einmal gefunden haben und Sie wieder in England sind. Damit dürften Sie wesentlich besser dran sein.«
    Das war nicht, was Noah hören wollte. »Aber ich bin entschlossen, diesen Mädchenhandel auffliegen zu lassen«, verkündete er feurig. »Belle zu finden, ist meine oberste Priorität, aber ich will weiter Artikel für die Presse schreiben und meinen Beitrag dazu leisten, dass alle, die daran beteiligt sind, zur Rechenschaft gezogen werden.«
    »Ein höchst lobenswerter Ehrgeiz, bei dem ich Sie gern unterstützen werde. Bilden Sie sich allerdings nicht ein, Sie könnten alldem ein Ende setzen; in dieser Art Geschäft steckt zu viel Geld. Die Männer, die für junge Mädchen bezahlen, haben oft einflussreiche Positionen   – sie sind Richter, Anwälte, Politiker und Ähnliches. Solange sie nach frischem Fleisch verlangen, wird es jemand beschaffen. Schreiben Sie Ihren Artikel und führen Sie Ihren Kreuzzug, wenn es sein muss, aber versprechen Sie sich nicht zu viel davon. Und kommen Sie nicht in Versuchung, eine ehemalige Hure zu heiraten; sie wird gesellschaftlich nie akzeptiert werden, und letzten Endes werden Sie es bereuen.«
    »Harte Worte!«, gab Noah zurück. »Soll das heißen, dass auch Belle gesellschaftlich ruiniert ist?«
    Etienne verzog das Gesicht. »Mit ziemlicher Sicherheit. Vielleicht ist sie auch so geschädigt, dass sie nie einen Mann oder Kinder haben will. Keine Frau macht durch, was sie durchgemacht hat, und bleibt davon unberührt. Sie sagen, dass Jimmy sie liebt, aber Liebe ist nicht immer genug.«
    Etienne beendete das Gespräch, indem er eine Droschke heranwinkte.
    »Soll ich reingehen und Pascal in ein Gespräch verwickeln?«, schlug Noah vor, als sie knapp vor der Place Vendôme abgesetzt wurden.»Ich spiele den schlichten Engländer, der sich auf den Kontinent wagt, ganz gut.«
    Etienne lächelte. Er wusste, dass Noah sich über das, was er über Lisette gesagt hatte, ärgerte, aber er schmollte wenigstens nicht. »Gute Idee. Fragen Sie ihn nach Cancan-Revues und anderen Sachen, die mit Mädchen zu tun haben. Deuten Sie an, dass Sie sich einsam fühlen. Ich warte lieber draußen. Ich will Pascal nachher folgen und möchte nicht, dass er mich wiedererkennt.«
    Etienne überquerte die Place Vendôme und setzte sich auf eine Bank. Alles, was er erfahren hatte,

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