Dog Boy
einzigen Augenblick ein wenig Zuneigung gezeigt hätte. Weiße Schwester und Grauer Bruder, verwirrt von den seltsamen Gefühlsströmen bei dieser Jagd, waren neben ihm erstarrt, und er spürte, wie er selbst von Onkels Blick angezogen wurde und in dieselbe Abwehrhaltung geriet. Zwischen dem wilden Kind und dem gebrochenen Alten flackerte kurz eine seltsame Spannung auf, doch dann schnellte Onkels Blick nervös zur Seite.
»Verschwinde, du Stinker, und nimm deine Hunde mit.« Er drehte sich um und wollte davonwanken.
Das Lied, so weich und grausam wie Schnee, verschwand aus Romotschkas Herz. Schweigend folgten sie dem Alten, ohne zu wissen, warum. Onkel wusste, dass sie immer noch hinter ihm waren; Romotschka spürte den Moment, als er begann, sich vor ihnen zu fürchten.
Romotschkas Magen war wie zugeschnürt, Verwirrung und Wut sickerten wieder in sein Inneres.
Onkel ging schneller und drehte sich ständig zu ihnen um. Sein Schritt wurde sicherer. Vermutlich suchte er nach Lichtern und Menschen, ein einsamer Kiesel, der verzweifelt auf die geballte Kraft eines Geröllfelds zurollte. Sie bogen in eine Gasse, die Onkel nicht zu kennen schien; er rüttelte an ein paar Haustüren, um zu sehen, ob eine vielleicht nicht verschlossen war. Romotschka spürte, wie seine Kraft zurückkehrte. Guck dir diesen dummen Kiesel an, Welpe! Pass genau auf, pirsch dich an, mach dich bereit … Nein, mach kein Geräusch, nicht jetzt! Achtung …
Er spürte, wie die beiden Hunde neben ihm zitterten. Sie kannten dieses Spiel nicht. Als Onkel in eine noch schmalere Gasse bog, umklammerte Romotschka die Keule. Er bog mit den Hunden um die Ecke. Es war eine müllübersäte Sackgasse zwischen zwei Gebäuden. Onkel stand leicht gekrümmt vor ihnen; in der Hand hielt er ein Messer. Weiße Schwester ließ als Warnung ein leises, undeutliches Knurren ertönen.
Onkel sprach mit lauter, fester Stimme: »Hör mal, Kleiner, was zu viel ist, ist zu viel. Geh nach Hause! Ich hab nichts. Wenn du noch ein Stück näher kommst, schlitz ich dich auf, ist das klar?« Romotschka hörte den ängstlichen Unterton in Onkels Stimme. Guck, Welpe! Pass genau auf! Gleich ist es so weit!
Er ging leicht in die Hocke, Weiße Schwester zur Linken, Grauer Bruder zur Rechten, die Keule mit beiden Händen umfasst. Dann fletschte er die Zähne, hob das Gesicht, und das verfilzte schwarze Haar fiel nach hinten. Er ließ ein gedehntes kämpferisches Knurren hören, und Weiße Schwester und Grauer Bruder, durch seine Selbstsicherheit gestärkt, stimmten mit ein. Onkel wich zurück, und Romotschka roch seine panische Angst. Jetzt, Welpe! Er sprang so rasch vor, dass Onkel noch wie angewurzelt dastand, als Romotschka ihm schon einen Schlag an den Schenkel versetzte – einen schwungvollen, schnellen, kräftigen Hieb, hinter dem sein ganzer Hass und die ganze Kraft seines zähen kleinen Körpers steckten. Onkel schrie und ging in die Knie, keuchte vor Angst und Schmerz. Dann stürzte er sich auf Romotschka und packte ihn an den Haaren. Die Hunde kauerten knurrend nieder, unternahmen aber nichts, da sie die seltsamen Leidenschaften dieser Jagd nicht begriffen.
Romotschka drehte sich blitzschnell um, ließ die Keule fallen, griff nach Onkels Gesicht und versuchte, in die Hand zu beißen, die ihn am Haar gepackt hatte. Onkel hielt weiter mühelos fest, auch als sich Romotschkas Zähne in sein Fleisch senkten. Er schüttelte ihn und schrie vor Schmerz, ein Knie auf Romotschkas sich windendem Körper, während er mit der freien Hand nach dem Messer tastete.
Da endlich griff Weiße Schwester ein, und Grauer Bruder tat es ihr nach. Romotschka hörte Onkels Schrei dicht an seinem Ohr, dann ein heiseres Röcheln, als Weiße Schwester ihn an der Gurgel packte. Grauer Bruder grub die Zähne in Onkels Schenkel, und Romotschka war frei. Er hob die Keule auf und stellte sich vor den am Boden liegenden Körper. Breitbeinig stand er vor der Gestalt, die sich aus Weiße Schwester und dem knochigen Rumpf des Mannes zusammensetzte. Weiße Schwester hatte ihn in tödlichem Griff. Romotschka holte aus, zielte und ließ seine Keule gegen Onkels Schläfe krachen. Ein rollendes, angstvolles Auge suchte beharrlich mit fragendem, kindlichem Ausdruck nach Romotschkas Blick. Noch einmal ließ er die Keule hinabsausen und dann noch einmal; er schlug zu, bis sich das Auge nicht mehr bewegte und ausdruckslos vor sich hinstarrte.
Auf dem Bürgersteig vor der Sackgasse wischte er die Keule im welken
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