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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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in der Hoffnung, eine Öffnung zu finden, wo er Atem schöpfen konnte. Erst als er das Gefühl hatte, seine Lunge müsste platzen, kehrte er um. Dabei zählte er die Schwimmzüge bis zurück zu seinem Ausgangspunkt, wo er endlich keuchend auftauchte.
    Eine Weile lang stand er da, wartete, bis sein Atem sich wieder beruhigte, und dachte nach. Er glaubte gefühlt zu haben, dass die Tunneldecke ein wenig anstieg, bevor er hatte aufgeben und umkehren müssen. Die Schwierigkeit war der Punkt ohne Wiederkehr. Er musste wissen, wo dieser Punkt war. Irgendwann würde er sich entscheiden müssen, ob er umkehrte oder weiterschwamm – in dem Wissen, dann nicht mehr genug Sauerstoff zu haben, um zu der Stelle zurückzukehren, wo er auftauchen und atmen konnte. Reilly beschloss auszuprobieren, wie lange er unter Wasser bleiben konnte. Er holte so tief Luft, wie er konnte, dann tauchte er unter. Er stellte sich vor zu schwimmen, und zählte, wie viele Züge er schaffen konnte, ehe er auftauchen musste.
    Er kam auf sechzehn. Wenn er wirklich angestrengt schwamm, würden es weniger sein, also nahm er vierzehn an. Das bedeutete, nach sieben Zügen unter Wasser – oder vielleicht acht oder neun, da er auf dem Rückweg mit der Strömung schwamm und daher schneller vorankam – musste er entscheiden, ob er weiterschwamm und riskierte zu ertrinken, oder ob er umkehrte. Beim ersten Versuch glaubte er ungefähr fünf oder sechs Züge weit gekommen zu sein, und er hatte den Rückweg gerade noch geschafft, also schien seine Rechnung ungefähr zu stimmen.
    Er ging wieder stromaufwärts bis zu der Stelle, wo das Wasser die Tunneldecke berührte. Dort duckte er sich mit gespreizten Beinen und gebeugten Knien und drehte den Kopf zur Seite, bis er mit der Stirn buchstäblich am Fels entlangschrammte. So verharrte er kurz, um seine verkrampften Muskeln etwas zu lockern, dann atmete er wieder zweimal tief ein und aus, hielt beim dritten Mal die Luft an und tauchte unter.
    Diesmal versuchte er schneller voranzukommen, ruderte heftiger und tastete nicht mehr über sich nach einer Luftblase, da er jetzt wusste, dass er hier noch keine finden würde. Während er im Stockdunkeln gegen die Strömung ankämpfte, zählte er die Schwimmzüge.
    Sein Herz hämmerte wie rasend, als er den sechsten Zug schwamm.
    Dann den siebten.
    Dann den achten.
    Er griff nach oben, doch über ihm war noch immer keine Luft.
    Jetzt musste er sich entscheiden. Sofort. Er musste entscheiden, ob er weiterschwimmen oder umkehren wollte. Beim letzten Mal hatte er geglaubt zu fühlen, wie die Tunneldecke anstieg, aber jetzt war er sich nicht mehr sicher. Es gab zu viele Variablen, die seine Wahrnehmung trübten.
    Neun.
    Zehn.
    Er schwamm weiter.

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel Achtundvierzig
    Seine Lunge brannte wie Feuer.
    Vielleicht lag die rettende Luftblase nur noch fünf oder sechs Züge vor ihm. Vielleicht konnte er es bis dorthin schaffen. Er musste sich beruhigen. Aber die Aussicht zu ertrinken, das Bewusstsein, wie wenig Zeit ihm nur noch blieb, machte alles noch schlimmer. Sein Körper wurde mit Adrenalin überschwemmt, sein Herz hämmerte wild, und seine Lunge drohte zu explodieren.
    Einen Sekundenbruchteil lang stellte Reilly sich vor, wie es sein würde zu ertrinken, aber er unterdrückte den Gedanken rasch und strengte sich noch mehr an, machte noch kräftigere Armzüge. Dabei fuhr er jetzt wieder mit einer Hand am glatten Fels der Tunneldecke entlang in der verzweifelten Hoffnung auf Rettung. Endlich fühlte es sich an, als ob die Decke tatsächlich anstieg, zwar kaum wahrnehmbar, aber doch genug, um ihn seine letzten Kräfte mobilisieren zu lassen – da gab es plötzlich einen Ruck, und etwas hielt ihn zurück.
    Das Kabel um seine Taille reichte nicht weiter.
    Hektisch versuchte er den Knoten zu lösen, zerrte in Panik daran, bis das Kabel ihn freigab. Er ließ es los und begann wieder zu schwimmen, doch er kam nicht mehr gegen die überwältigende Realität an, gegen die Einsicht, dass er jetzt sterben musste, dass seine Willenskraft einen verlorenen Kampf führte gegen den Drang zu atmen, irgendetwas zu atmen, und sei es eiskaltes Wasser.
    Er fühlte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss, Panik seinen ganzen Körper erfasste und sein Innerstes zu ersticken drohte, und auch wenn er nicht bereit war aufzugeben, auch wenn alles in ihm sich gegen den Tod sträubte, war der Drang zu atmen doch stärker, ließ sich nicht länger unterdrücken – und in diesem

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