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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Pause ein.
    «An den letzten Wochenenden war ich nicht bei meinen Verwandten», sagte er dann gereizt.
    «Das erfuhr ich bereits von Dulde.»
    «Ich halte Dulcie für ein sehr nettes Mädel.»
    «Ich auch», sagte Charlie Barefoot.
    An diesem Abend blickte Miles scharf von Muirs «Pathologie» auf, über der er brütete, und sagte: «Vielleicht hast du die Güte, Barefoot, mir meinen Bleistift zurückzugeben, wenn du genug an ihm gekaut hast.»
    «Zufälligerweise ist das mein eigener Bleistift, Grimsdyke. Und ich kaue nicht an ihm.»
    «Ich hab deutlich gesehen, wie du eben noch an ihm gekaut hast. Abgesehen davon, daß du den Bleistift — meinen Bleistift — ruinierst, solltest du wissen, daß das Kauen von Bleistiften eine völlig unhygienische Angewohnheit ist, die dazu führt, den Streptococcus viridans zu übertragen sowie eine große Zahl weiterer oraler Pathogene.»
    «Da hast du den verdammten Bleistift!» sagte Barefoot, stand auf und setzte sich ins Schlafzimmer.
    Es war die alte Geschichte. Nie hatte zwischen den beiden im Studium halsabschneiderische Rivalität geherrscht und ihre Freundschaft getrübt. Doch jetzt starrten sie einander allnächtlich feindselig über ihren Lehrbüchern an. Am nächsten Samstag abend saß Miles allein da, schüttete kummervoll literweise Kakao in sich hinein und hing dabei schwarzen Gedanken nach, wie er Charlie Barefoot ausstechen könne. Am nächstfolgenden Samstag teilte er seinem Kameraden mit, daß er mit Dulde in die Festival Hall gehe, und stattete ihren Eltern in Guildford einen Besuch ab. Am Montagmorgen erfuhr das ganze Spital, daß er und Schwester Crimpole verlobt waren.
    Barefoot verhielt sich durchaus anständig.
    «Möchte nicht sagen, daß ich nicht enttäuscht bin», gestand er in Mrs. Cappers guter Stube. «Dulcie ist ein prächtiges Mädel, und ich war drauf und dran, sie recht gern zu haben. Aber... na schön, ich verlier sie an niemanden lieber als an dich, Miles.»
    «Wirklich enorm großherzig von dir, Charlie.»
    «Und wann wird geheiratet?»
    «Erst bis ich qualifiziert bin, natürlich. Habe Vater gekabelt, er möge versichert sein, daß mein neuer Status keineswegs meiner Arbeit abträglich sein wird. Du wirst doch hoffentlich mein Brautführer sein?»
    «Mein einziger Trost in der ganzen Sache.»
    «Charlie, du bist ein famoser Kerl.»
    «Und du ein richtiger Kamerad, Miles.»
    Über Edens und Hollands «Geburtshilfe» hinweg schüttelten sie einander die Hände.
    «Also», begann Charlie Barefoot, «was würdest du als die Hauptpunkte der Behandlung von Laktationspsychose anführen?»
    Die Jahre, die sich anfangs so grausig vor dem frischgebackenen Medizinstudenten erstrecken, pflegen rasch dahinzuschwinden. Jedenfalls führte von da an, soviel ich mich erinnere, Miles seine Dulcie regelmäßig jeden Samstag aus, während Barefoot allein seine Ausflüge ins Grüne unternahm. Die übrigen Tage der Woche widmeten die beiden dem Studium, so standhaft wie eh und je.
    «Du wirst sowohl die medizinischen wie die chirurgischen Preise einheimsen», prophezeite ihm Barefoot edelmütig, als die Schlußprüfungen nur noch ein paar Wochen vor ihnen lagen.
    Miles lächelte ihm über das nunmehr etwas verschossene Plüschtuch hinweg zu.
    «Sie könnten auch sehr leicht dir zufallen, Charlie.»
    Barefoot schüttelte den Kopf. «Nein, Miles. Im Praktischen bist du mir turmhoch überlegen. Aber ich glaube, wir sollten lieber wieder an die Arbeit gehen. So vieles bedarf einer nochmaligen Durchsicht! Welches sind die vierundneunzig Ursachen von Blutham?»
    Als Miles das nächstemal mit Dulcie zusammenkam, erklärte er ihr, er müsse die folgenden Samstage dem Studium widmen.
    «Aber du mußt unbedingt ein bißchen an die frische Luft», drang sie in ihn. «Schließlich bin ich jetzt Stationsschwester und kenne mich in diesen Dingen aus. Mangel an Sonnenlicht kann dein Vitamin D bis zum Gefahrenniveau herabsenken.»
    «Hol der Teufel das Vitamin D!» rief Miles. «Und genauso A, B und C.»
    «Miles!» schrie sie auf, entsetzt ob solcher Blasphemie.
    «Verzeih, Liebste. Bin derzeit ein bißchen reizbar. Das macht der Druck der Arbeit.»
    «Wirklich nur der? Du siehst schrecklich spitz aus.»
    «Ja, natürlich nur der.»
    Der gute Miles ist ein grundehrlicher Mensch, und diese Charaktereigenschaft hat schon viele Karrieren fast aus der Bahn geworfen. Es war ihm zuwider, Dulcie anzulügen. Aber wie konnte er erklären, daß er wünschte, das verflixte Frauenzimmer

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