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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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sagte, Puck habe ihr einen seiner typischen Streiche gespielt und ihn gegen einen Wechselbalg ausgetauscht. Sie lachte, als sie uns das erzählte.
    Aber sie hat nie darüber gesprochen, wenn Rollie in der Nähe war und es hören konnte, und ihre Augen haben dabei nie gelacht. Dennis. Ich glaube… es war ihre einzige Erklärung für das, was er war, warum man ihn nicht anfassen durfte, wenn er in Wut geriet… warum er seine wenigen simplen Ziele so stur verfolgte.
    Da war ein Junge - ich habe seinen Namen vergessen -, ein Junge, der stärker war als Rollie und ihn drei- oder viermal verprügelte. Ein Raufbold. Er fing mit Rollies Kleidern an und fragte, ob er seine Unterhose diesmal seit einem Monat oder schon seit zwei Monaten trüge. Und Rollie stürzte sich auf ihn und verfluchte ihn, drohte ihm, und der Raufbold lachte ihn aus und hielt ihn mit seinem langen Arm von sich fern und schlug ihn so lange, bis er müde wurde oder bis Rollies Nase blutete. Und dann hockte Rollie sich in irgendeine Ecke, rauchte eine Zigarette und weinte, während ihm das Blut und der Rotz über das Gesicht liefen. Und wenn Drew oder ich in seine Nähe kamen, prügelte er uns halbtot.
    “Das Haus, in dem der Raufbold wohnte, brannte eines Nachts nieder, Dennis/- Der Raufbold, der Vater des Raufbolds und der kleine Bruder des Raufbolds starben. Die Schwester des Raufbolds erlitt schreckliche Verbrennungen. Es hieß, der Küchenherd wäre die Ursache der Katastrophe gewesen, und vielleicht war das auch so. Aber die Sirene, die die Feuerwehr alarmierte, weckte mich auf, und ich lag immer noch wach, als Rollie über das Efeuspalier ins Zimmer zurückkletterte, das ich mit ihm teilte. Er roch nach Benzin, und auf seiner Stirn waren Rußflecke. Er sah mich mit offenen Augen im Bett liegen und sagte: >Wenn du mich verpetzt, Georgie, bring ich dich um.< Und seit jener Nacht habe ich mir einzureden versucht, Dennis, er meinte, ich sollte nicht verraten, daß er sich heimlich aus dem Haus gestohlen hatte, um sich das Feuer anzusehen. Und vielleicht ist es auch so gewesen.«
    Mein Mund war trocken. In meinem Magen schien ein Blei-klumpen zu liegen. Die Haare in meinem Nacken fühlten sich an wie trockene Federkiele. »Wie alt war Ihr Bruder damals?«
    fragte ich heiser.
    »Noch keine dreizehn«, antwortete LeBay mit einer falschen Gelassenheit.
    »Im Winter des folgenden Jahres fing ein Bursche namens Randy Throgmorton bei einem Hockeyspiel Streit mit Rollie an, schlug ihn mit dem Hockeyschläger auf den Kopf, daß die Haut aufplatzte und Rollie die Besinnung verlor. Wir brachten ihn zu Dr. Farner - Rollie war inzwischen wieder zur Besinnung gekommen, aber immer noch groggy -, und Farner nähte ihm die Kopfhaut mit einem Dutzend Stichen wieder zu. Eine Woche später brach Randy Throgmorton auf dem Palmer Pond ein und ertrank. Er war in einen Bereich geraten, der deutlich mit Warntafeln >Vorsicht! Dünne Eisdecke !< gekennzeichnet war.«
    »Wollen Sie damit andeuten, daß Ihr Bruder diese Leute umbrachte? Wollen Sie darauf hinaus, daß LeBay seine eigene Tochter tötete?«
    »Nicht, daß er sie getötet hat, Dennis - so dürfen Sie mich nicht verstehen. Sie ist erstickt. Ich will nur andeuten, daß er sie vielleicht sterben ließ.«
    »Aber damals erzählten Sie mir, er hätte sie auf den Kopf gestellt - auf den Rücken geschlagen - alles versucht, damit sie sich erbrach…«
    »So hat Rollie es bei der Beerdigung erzählt«, antwortete George.
    »Ja, aber dann…«

    »Marcia und ich redeten später darüber. Nur dies eine Mal.
    Während des Essens an jenem Abend. Rollie erzählte: >Ich packte sie bei den Beinen und versuchte, diesen verdammten Kloß aus ihr herauszuklopfen, Georgie. Aber er steckte zu tief drin.< Und Veronica schilderte Marcia das Drama folgenderma-
    ßen: >Rollie packte sie bei ihren Schuhen und versuchte das, woran sie erstickte, aus ihr herauszuklopfen, aber es steckte zu tief drin.< Sie erzählten beide dasselbe mit fast den gleichen Worten. Und wissen Sie, woran ich dabei sofort denken mußte?«
    »Nein.«
    »Ich mußte daran denken, wie Rollie durch das Fenster unseres Schlafzimmers kletterte und mir zuflüsterte: >Wenn du mich verpetzt, Georgie, bringe ich dich um.<«
    »Aber… aber warum? Warum sollte er denn…?«
    »Später schrieb Veronica einen Brief an Marcia und deutete an, daß Rollie nicht wirklich versucht habe, ihre Tochter zu retten. Und daß er sie zum Schluß wieder in den Wagen gesetzt habe. Damit sie

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