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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nicht der Sonne ausgesetzt wäre, sagte er. Aber in ihrem Brief schrieb Veronica, sie glaube, Rollie wollte, daß sie im Wagen starb.«
    Ich wollte es nicht aussprechen, aber ich mußte es.
    »Wollen Sie damit andeuten, daß Ihr Bruder seine Tochter als eine Art von Menschenopfer darbrachte?«
    Es folgte eine lange, nachdenkliche und entsetzlich lange Pause.
    »Nicht bewußt, nein«, erwiderte LeBay. »Das kann ich ihm genausowenig unterstellen wie einen vorsätzlichen Mord an seiner Tochter. Wenn Sie meinen Bruder gekannt hätten, wüß-
    ten Sie, wie lächerlich es wäre, ihn der Zauberei oder der Hexerei zu verdächtigen. Er glaubte an nichts, was er nicht selbst mit seinen Sinnen wahrnahm… außer, wenn es in seine Pläne paßte. Ich nehme nur an, daß er möglicherweise irgendeine … irgendeine Intuition gehabt haben könnte… oder daß er irgendwie geleitet wurde…
    Meine Mutter sagte jrf, er sei ein Wechselbalg.«
    »Und Veronica?«
    »Das weiß ich’nicht«, sagte er. »Die Polizei sprach von Selbstmord, obwohl sie keinen Abschiedsbrief hinterließ. Das kann ja auch wirklich so gewesen sein. Aber die arme Frau hatte einige Freunde in der Stadt, und ich habe mich oft gefragt, ob sie ihnen nicht Andeutungen gemacht hatte wie in dem Brief an Marcia, daß Ritas Tod nicht ganz so verlaufen wäre, wie sie und Rollie zunächst dargestellt hatten. Ich habe mich oft gefragt, ob Rollie dahintergekommen ist. Wenn du mich verpetzt, Georgie, bringe ich dich um. Selbstverständlich gibt es keine Beweise dafür oder dagegen. Aber ich habe mich oft gefragt, warum sie es auf diese Art und Weise machte - und ich fragte mich, wie eine Frau, die nicht die leiseste Ahnung von Autos hatte, genug darüber wissen konnte, um einen Schlauch am Auspuff zu befestigen und ihn durch das Seitenfenster zu leiten. Ich versuche, nicht mehr über diese Dinge nachzudenken. Sie bereiten mir nur schlaflose Nächte.«
    Ich dachte nach über das, was er mir erzählt hatte, und über das, was er mir nicht erzählt hatte - über die Dinge, die zwischen den Zeilen standen. Intuition, hatte er gesagt. So stur in der Verfolgung seiner wenigen simplen Ziele, hatte er gesagt.
    Angenommen, Roland LeBay war auf eine Weise, die er sich nicht einmal selbst eingestehen wollte, davon überzeugt, daß er seinen Plymouth mit einer übernatürlichen Macht ausstattete?
    Und angenommen, er hatte nur darauf gewartet, daß der richtige Erbe an seinem Haus vorbeikam… und jetzt…
    »Beantwortet das Ihre Fragen, Dennis?«
    »Ich glaube ja«, antwortete ich leise.
    »Was werden Sie nun unternehmen?«
    »Ich glaube, das wissen Sie.«
    »Den Wagen vernichten?«
    »Ich werde es versuchen«, antwortete ich und sah hinüber zu meinen Krücken, die an der Wand lehnten, meine verdammten Krücken.
    »Sie vernichten damit vielleicht auch Ihren Freund.«
    »Oder ich rette ihn damit«, sagte ich.
    Leise meinte George LeBay: »Ich frage mich, ob das überhaupt noch möglich ist.«

47 Der Verrat
    There was blood and glass all over,
    And there was nobody there but me.
    As the rain tumbled down hard and cold, I seen a young man lyin by the side
    of the wad,
    He cried, »Mister, won’t you
    help me, please?«
    - Bruce Springsteen
    Ich küßte sie. Sie schlang die Arme um meinen Hals. Eine ihrer kühlen Hände legte sich mit sanftem Druck auf meinen Hinterkopf. Es gab für mich keine Zweifel mehr, was sich nun zwischen uns abspielte; und als sie sich mit halbgeschlossenen Augen wieder ein wenig von mir entfernte, erkannte ich, daß auch für sie keine Zweifel mehr bestanden.
    »Dennis«, murmelte sie, und ich küßte sie wieder. Unsere Zungen berührten sich sacht. Einen Moment lang wurde ihr Kuß intensiver; ich konnte die Leidenschaft fühlen, auf die ihre hohen Wangenknochen hingedeutet hatten. Dann seufzte sie auf und zog sich zurück. »Das ist genug«, sagte sie. »Sonst werden wir noch wegen unsittlichen Verhaltens in der Öffent-lichkeit verhaftet.«
    Es war der achtzehnte Januar. Wir parkten auf dem Platz hinter dem Kentucky Fried Chicken-Imbiß, zwischen uns der Pappteller mit den Überresten eines Brathuhns. Wir saßen, in meinem Duster, und das allein war schon für mich ein Ereignis
    - zum erstenmal seit meinem Unfall saß ich wieder hinter dem Lenkrad. Erst heute morgen hatte der Arzt den unförmigen Gipspanzer von meinem linken Schenkel entfernt und ihn durch eine Schiene ersetzt. Seine Warnung, mein Bein nicht zu belasten, war eindringlich, doch ich sah, wie

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