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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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grauen Augen wirkten riesig hinter den Brillengläsern. »Es ist egal, verdammt noch mal, mit wem du redest! Es ist nichts als eine schmutzige Lüge!
    Aber was konnte ich schon anderes von dieser stinkenden Hure erwarten?«
    Wieder ein Schritt näher. Sein bleiches Gesicht bedeckte sich mit flammend roten Flecken.
    »Wenn du deinen Namen schreibst, ist es nicht mehr deine Unterschrift, Arnie.«
    »Halt den Mund, Dennis.«
    »Dein Vater sagt, es ist, als habe man einen Fremden im Haus.«
    »Ich warne dich, Dennis.«
    »Warum?« fragte ich brutal. »Ich weiß, was passieren wird.
    Leigh auch. Das gleiche, was mit Buddy Repperton, Will Darnell und all den anderen passiert ist. Weil du nicht mehr Arnie bist. Bist du da drin, LeBay? Komm schon, zeig dich! Ich habe dich schon ein paarmal gesehen. Ich sah dich in der Neujahrsnacht und gestern vor dem Imbiß. Ich weiß, daß du da drin bist; warum gibst du das Versteckspielen nicht auf und kommst raus?«
    Und er tat es… aber diesmal in Arnies Gesicht, und das war viel schrecklicher als all diese Totenköpfe und Skelette und Comicheftdämonen. Arnies Gesicht veränderte sich. Ein Grinsen blühte auf seinen Lippen wie eine verfaulende Rosenknospe.
    Und ich sah ihn so, wie er ausgesehen haben mußte, als die Welt noch jung war und ein Wagen alles war, was ein junger Mann brauchte; alles andere würde ganz automatisch folgen.
    Ich sah George LeBays großen Bruder vor mir.
    Ich erinnere mich nur an eine Sache, aber daran erinnere ich mich sehr genau. Sein Zorn. Rollie war immer zornig.
    Er kam auf mich zu, schloß die Lücke zwischen uns. Seine Augen waren trüb und total abwesend. Das Grinsen stand in seinem Gesicht wie mit einem glühenden Eisen eingebrannt.
    Mir fiel die Narbe an George LeBays Arm ein, die vom Ellbogen bis zum Handgelenk reichte. Er stieß mich zur Seite, und dann kam er zurück, um mich wegzuwerfen. Ich konnte den vier-zehnjährigen LeBay schreien hören: Geschieht dir recht, du Rotznase! Warum mußt du mi? auch immer im Weg stehen?
    Es war LeBay, der mir nun gegenüberstand, und er war nicht der Mann, der sich leicht mit einer Niederlage abfand. Falsch: Er fand sich niemals mit einer Niederlage ab.

    »Wehr dich, Arnie«, sagte ich. »Er hat schon viel zu lang sein Unwesen treiben können. Wehr dich, töte ihn. Schick ihn dorthin zurück, wo er hin…«
    Er holte mit dem Fuß aus und stieß gegen die rechte Krücke.
    Ich rang um mein Gleichgewicht, schwankte, hätte es fast geschafft… und dann trat er gegen die andere Krücke. Ich stürzte auf den hartgebackenen Schnee. Er stand über mir, sein Gesicht hart und fremd.
    »Du hast es nicht anders gewollt«, sagte er mit einer Stimme, die von ganz weit her kam.
    »Mach nur weiter so«, erwiderte ich keuchend. »Erinnerst du dich noch an die Ameisenfarm, Arnie? Bist du noch da, Arnie?
    Dieser niederträchtige Kerl hat in seinem Leben nie eine Ameisenfarm besessen. Er hat nicht einen einzigen Freund in seinem Leben gehabt.«
    Plötzlich zerbrach diese kalte Härte über mir. Sein Gesicht -
    sein Gesicht zerrann. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. LeBay war da, außer sich vor Zorn, weil er sich gegen eine Art von innerer Rebellion wehren mußte. Dann war Arnie da - hohlwangig, müde, beschämt, vor allem aber verzweifelt unglücklich. Dann wieder LeBay, und er zog das Bein an, um mich zu treten, während ich im Schnee lag und versuchte, die Krücken aufzuheben. Ich kam mir schrecklich hilflos, nutzlos und dumm vor. Dann war es wieder Arnie, mein Freund Arnie, der sich mit der mir so vertrauten zerstreuten Geste das Haar aus der Stirn wischte; es war Arnie, der sagte: »Oh, Dennis…
    Dennis… es tut mir leid… es tut mir so leid.«
    »Dafür ist es zu spät, Mann«, erwiderte ich.
    Ich bekam eine Krücke zu fassen und dann die andere. Stück für Stück zog ich mich daran hoch und rutschte zweimal aus, ehe ich die Stelzen wieder in meinen Achselhöhlen verankert hatte. Nun fühlten sich meine Hände an wie tote Gegenstände.
    Arnie machte keine Anzeichen, mir zu helfen; er stand mit dem Rücken an den Kleinbus gelehnt, die Augen groß und starr vor Entsetzen.
    »Dennis, ich kann nichts dafür«, flüsterte er. »Zuweilen habe ich das Gefühl, als wäre ich überhaupt nicht mehr hier. Hilf mir, Dennis. Hilf mir!«
    »Ist LeBay noch da?« fragte ich ihn.

    »Er ist immer da«, stöhnte Arnie. »Oh, gütiger Gott, immer!
    Nur nicht, wenn… »
    »Der Wagen?«
    »Wenn Christine… wenn sie

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