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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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schüttelte den Kopf.
    »Das muß ein sehr schlimmer Traum gewesen sein, Dennis, so wie du geschrien hast.« Er sah mich ernst an, eine stumme Frage in seinen Augen, ob es doch nicht etwas gab, was er wissen sollte.
    Da hätte ich es ihm fast gesagt, daß nur der Wagen daran schuld war, Arnies gottverdammte Schrottkiste Christine, die Rostkönigin, zwanzig Jahre alt und häßlich wie die Nacht.
    Beinahe hätte ich es ihm gesagt, doch dann blieb es mir in der Kehle stecken, als würde ich mit meinem Geständnis meinen Freund verraten. Den guten alten Arnie, den ein scherzender Gott mit so vielen Pickeln gesegnet hatte.
    »Nun gut«, sagte mein Vater und küßte mich auf die Wange.
    Ich spürte seine Bartstoppeln, die immer nur nachts sprossen, konnte seinen Schweiß riechen und seine Liebe spüren. Ich umarmte ihn heftig, und er drückte mich genauso innig.
    Und dann waren sie alle wieder fort, und ich lag im Bett neben der brennenden Nachttischlampe, weil ich Angst hatte, wieder einzuschlafen. Ich holte mir ein Buch, und ich wußte, daß auch meine Eltern in ihrem Schlafzimmer wach lagen und sich Sorgen machten, ob ich mich auf irgend etwas eingelassen hatte, was ich nicht verkraften konnte, oder ob ich andere ins Unglück gestürzt hatte - die Vorjublerin unserer Football-Fan-truppe etwa, die so einen phantastischen Körper hatte.
    Nein, ich hätte unmöglich wieder einschlafen können. Ich wollte lesen, bis es hell wurde, und mich morgen nachmittag vielleicht aufs Ohr legen, wenn die Spiele der zweiten Liga gesendet wurden. Und dabei schlief ich dann ein und wachte am Morgen mit dem ungeöffneten Buch neben mir auf dem Boden auf.
    8 Erste Veränderungen
    If I had money I will tell you
    what l’d do,
    I would go downtowm and buy
    a Mercury or two,
    I would buy me a Mercury,
    And cruise up and down this road.
    - The Steve Miller Band
    Da ich erwartete, daß Arnie am Samstag vorbeikommen würde, beschäftigte ich mich im Haus - mähte den Rasen, wusch sogar alle drei Wagen der Familie. Meine Mutter beobachtete meine Fleißarbeiten mit einiger Verwunderung und bemerkte beim Lunch, der aus Hot Dogs und grünem Salat bestand, daß ich vielleicht doch öfter Alpträume haben sollte.
    Ich wollte nicht bei Arnie anrufen, nicht nach den unangenehmen Szenen, die ich dort erlebt hatte, doch als die Zweit-liga-Spiele übertragen wurden und Arnie immer noch nicht aufgetaucht war, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und rief an. Regina meldete sich, und obwohl sie sich Mühe gab, so zu tun, als hätte sich nichts geändert, glaubte ich, eine kühle Reserviertheit herauszuhören. Das stimmte mich traurig. Ihr einziger Sohn war von einer schäbigen alten Hure namens Christine verführt worden, und sein Freund Dennis mußte ein Komplize dabei gewesen sein. Vielleicht hatte er sogar den Zuhälter abgegeben. Arnie sei nicht zu Hause, sagte Regina. Er sei in Darnells Garage. Schon seit neun Uhr morgens.
    »Oh«, antwortete ich lahm. »Entschuldigung, das hatte ich nicht gewußt.« Das klang wie eine Lüge. Schlimmer noch, ich empfand es auch so.
    »Nein?« erwiderte Regina in diesem kühlen neuen Ton. »Auf Wiederhören, Dennis.« Dann war die Leitung tot. Ich starrte eine Weile auf den Hörer und legte auf.
    Dad saß in seinen purpurroten Bermudashorts und seinen geflochtenen Jesuslatschen vor dem Fernsehapparat, neben sich eine Sechserpackung Pilsener in der Kühlbox. Die Phillies hatten heute einen guten Tag und bereiteten den Atlanta-Boys eine verheerende Niederlage. Mom war ausgegangen, sie besuchte eine Klassenkameradin (ich glaube, sie lasen sich gegenseitig ihre Gedichte und Aphorismen vor und delektier-ten sich daran). Elaine war bei ihrer Freundin Della. Es war ganz still in der Wohnung; draußen spielte die Sonne mit ein paar Schönwetterwolken Verstecken. Dad trat mir ein Bier ab, was er nur zu tun pflegte, wenn er sich sauwohl fühlte.
    Aber für mich war der Samstag gelaufen. Arnie sah sich nicht die Phillies an, aalte sich nicht in der Sonne, er holte sich nicht einmal grüne Füße beim Rasenmähen. Nein, Arnie hockte in Will Darnells Wellblechschuppen und hielt stumme Zwiesprache mit seinem verrosteten Haifischflossen-Ungetüm, wahrend in den Nachbarboxen die Schlagschrauber ratterten und Werkzeuge mit ihrem superharten Klang auf den Betonboden klirrten, während Will Darnell mit seiner asthmatischen Stimme…
    Himmel - war das vielleicht Eifersucht? War es das, was mir das Wochenende zu verderben drohte?
    In der

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