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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Geschichte, den man in einem Satz zusammenfassen könnte: Und fortan lebte er unglücklich bis zu seinem Ende. Der einsame Roland D. LeBay behielt sein Reihenhaus und seinen 1958er Plymouth. 1965 hatte er seine Nachtwächtermütze an den Nagel gehängt. Und ungefähr um diese Zeit hörte er auch auf, Christine zu pflegen und zu verhätscheln wie ein rohes Ei. Er wartete und wienerte sie nicht «mehr, sondern ließ sie verkommen wie ein altes, ausrangiertes Mö-
    belstück.
    »Bedeutet das, daß der Plymouth seit 1965 vor seinem Haus auf dem Rasen gestanden hat?« fragte ich. »Vierzehn Jahre lang?«
    »Nein, er stellte sie natürlich in die Garage«, erwiderte LeBay. »Die Nachbarn hätten niemals zugelassen, daß jemand ein altes Auto in seinem Vorgarten verrotten ließ. So etwas kann man sich vielleicht auf dem Land oder auf einer Farm erlauben, aber nicht in einer Vorstadtkolonie von Reihenhäusern.«
    »Aber die Kiste stand doch auf dem Rasen, als wir…«
    »Ja, ich weiß. Er stellte sie in seinen Vorgarten und klebte ein Schild >Zu verkaufen hinter die Windschutzscheibe. Ich habe mich danach erkundigt, weil ich etwas Ähnliches dachte wie Sie, junger Mann. Ich erkundigte mich beim Verein der Veteranen. Die meisten Mitglieder des Vereins hatten keine Verbindung mehr mit Rollie, aber einer von ihnen, der in der Nähe wohnt, sagte mir, er habe den Wagen zum erstenmal Anfang Mai auf dem Rasen stehen sehen.«
    Ich wollte etwas sagen und schwieg dann doch lieber. Ein schrecklicher Gedanke war mir nämlich jetzt gekommen, banal, aber schrecklich: Das paßte zu gut. Viel zu gut. Christine hatte jahrelang in dieser dunklen Garage gesessen -
    vier, acht, ein Dutzend Jahre oder mehr. Und dann - ein paar Monate, bevor Arnie und ich an seinem Grundstück vorbeikamen und Arnie den Schlitten sah - holte Roland D.

    LeBay plötzlich den Schlitten heraus und hängte ein Plakat »ZU
    VERKAUFEN« hinter die Windschutzscheibe.
    Und später - viel später blätterte ich im Archiv der Lokalzei-tungen von Pittsburgh und Libertyville. Er hatte nie per Annonce einen Käufer für seinen Fury gesucht. Er hatte den Wagen einfach neben die Straße gestellt - dazu noch eine Nebenstraße - und auf einen Käufer gewartet.
    Ich wagte damals nicht, diesen Gedanken zu Ende zu spin-nen - jedenfalls nicht streng logisch, mathematisch kühl -, aber trotzdem überkam mich wieder dieses beklemmende, panische Angstgefühl. Es war, als hätte Roland D. LeBay gewußt, daß eines Tages ein Käufer vorbeikommen würde. Wenn nicht im Mai, dann im Juni. Oder im Juli. Oder im August. Irgendwann.
    Nein, das war nicht das Ergebnis einer rationalen Betrachtung der Dinge, sondern eine Vision meiner Angstneurose: Ich sah eine fleischfressende Venusfliegenfalle mit weit geöffneten grünen Lippen am Rande eines Sumpfgebietes, die auf ein Insekt wartete.
    Auf das richtige Insekt.
    »Ich könnte mir vorstellen, daß er den Wagen verkaufte, weil er seine Fahrerlaubnis nicht riskieren wollte«, sagte ich nach einer Weile. »In seinem Alter hätte er alle zwei Jahre einen Test machen müssen, wenn er seinen Führerschein behalten wollte.
    Da wird er nicht mehr automatisch verlängert.«
    George LeBay nickte. »Das würde zu ihm passen«, sagte er.
    »Aber…«
    »Aber was?«
    »Ich erinnere mich, irgendwo gelesen zu haben - es will mir jetzt partout nicht einfallen, wer es gesagt oder geschrieben hat -, daß es in der Geschichte der Menschheit >Timer< gibt.
    Leute, die zur gewissen Zeit >da< sind. Wenn die Zeit reif ist für etwas. Zum Beispiel die >Dampfmaschinen-Zeit<. Es war kein Zufall, daß ein Dutzend Männer gleichzeitig Dampfmaschinen entwickelten. Vielleicht hat nur einer von ihnen das Patent bekommen oder den Ruhm in den Geschichtsbüchern, aber diese Idee spukte plötzlich in einer Reihe von Köpfen, und eine Reihe von Leuten arbeiteten auch an ihrer Verwirklichung.
    Aber was für eine Erklärung gibt es dafür? Einfach, daß die Zeit reif war für die Dampfmaschine.«

    LeBay nahm einen Schluck Wasser und blickte zum Himmel.
    »Dann kommt der Bürgerkrieg, und plötzlich ist die Zeit reif für das Industriezeitalter. Und dann kommt die Zeit für die Maschinenwaffen. Und als nächstes haben wir das Elektrizitäts-Zeitalter, das Radio-Zeitalter und schließlich das Zeitalter der Atombombe. Als kämen alle diese Ideen nicht von Indivi-duen, sondern als würden sie von Intelligenzwellen nach oben gespült… von Intelligenzwellen, die aus dem Über- oder

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