Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
erledigt war… vorläufig wenigstens.
    Arnie bekam ich in dieser Zeit ab und an zu Gesicht. Wir begegneten uns auf den Schulkorridoren, und wir hatten drei gemeinsame Kurse, und manchmal kam er nach der Schule oder an den Wochenenden zu mir. Es gab Zeiten, da schien es tatsächlich so, als hätte sich nichts geändert. Aber er war viel häufiger in Darnells Werkstatt als in unserem Haus, und frei-tagabends fuhr er mit Jimmy Sykes, Darnells schmalspurigem Gehilfen, nach Philly Plains, der Sandbahnarena, wo die Stock-Car-Rennen abgehalten wurden. Sie brachten die frisierten oder aufgemotzten Sportwagen - meist Camaros und Mustangs, aus denen man alles Glas entfernt und Überrollbü-
    gel eingebaut hatte - auf Darnells Abschleppwagen zum Moto-drom, und hinterher luden sie den frischen Schrott auf für Darnells Autofriedhof.
    Ungefähr um diese Zeit verletzte sich Arnie am Rücken. Es war nichts Ernsthaftes - wenigstens behauptete er das -, aber meine Mutter entdeckte sofort, daß irgend etwas nicht stimmen konnte. Er kam an einem Sonntag zu uns und sah sich mit mir das Spiel der Phillies an, die in diesem Jahr nur wegen ihrer Heimspielstärke gefürchtet waren. Während der Halbzeit stand er auf, um uns ein Glas Orangensaft aus der Küche zu besorgen. Meine Mutter saß neben meinem Vater auf der Couch und las ein Buch. Sie blickte hoch, als Arnie aus der Küche zurückkam, und sagte: »Du hinkst ja, Arnie.«
    Ich glaube, diese Bemerkung war ihm unangenehm. Jedenfalls sah ich ein, zwei Sekunden lang einen seltsam betroffenen, fast schuldbewußten Ausdruck auf seinem Gesicht. Ich kann mich aber auch getäuscht haben, denn dieser Ausdruck verlor sich sofort wieder.
    ‘ »Ich muß mir gestern abend in Plains den Rücken verrenkt haben«, sagte er und reichte mir Orangensaft. »Jimmy Sykes hatte den letzten Schlitten, den wir nach dem Rennen verlu-den, nicht richtig auf dem Haken. Er war schon fast oben auf der Ladefläche, als ich sah, wie die Karre zurückrollte. Die Winde drehte durch, wir haben zwei Stunden lang versucht, sie zu reparieren, dann gaben wir auf. Um die Karre anschlie-
    ßend auf die Rampe zu bekommen, stemmte ich mich dagegen.
    Das hätte ich besser nicht getan.«
    Das war eine umständliche Erklärung für das bißchen Hinken, was ich gar nicht bemerkt hatte.
    »Du mußt in Zukunft vorsichtiger sein mit deinem Rücken«, sagte meine Mutter streng. »Der Herr…«
    »Mom, dürften wir uns jetzt die zweite Halbzeit ansehen?«
    fragte ich.
    »… gibt uns nämlich nur einen«, beendete sie ihren Satz.
    »Ja, Mrs. Guilder«, sagte Arnie brav.
    Elaine kam ins Wohnzimmer. »Gibt es irgendwo noch Orangensaft, oder habt ihr zwei Säufer ihn ganz allein getrunken?«
    »Könnte ich jetzt bitte die zweite Halbzeit sehen!« brüllte ich.
    Da hatte es irgendeine Diskussion mit dem Schiedsrichter gegeben, und ich hatte kein Wort davon verstanden.
    »Brüll deine Schwester nicht so an, Dennis«, brummelte mein Vater hinter seinem aufgeschlagenen Magazin The Hob-byist.

    »Es ist noch viel da, Ellie«, sagte Arnie.
    »Manchmal kannst du tierisch menschlich sein, Arnie«, erwiderte Elaine und entschwebte in die Küche.
    »Tierisch menschlich, Dennis«, flüsterte Arnie mir tiefbewegt zu. »Hast du das gehört?« wiederholte er gerührt.
    »Tierisch meeenschlich!«
    Vielleicht war auch das nur eine Einbildung, der ich in der Retrospektive zuviel Beachtung schenke - jedenfalls kam mir sein Humor gezwungen vor, unecht, nur als Fassade. Einbildung oder nicht - auf seinen Rücken kamen wir nicht mehr zu sprechen, obwohl er den ganzen Herbst hindurch bald mehr, bald weniger hinkte.
    Ich war selbst ziemlich beschäftigt. Die Anführerin unseres Footballjubelchors und ich waren auseinander, aber gewöhnlich fand ich eine, mit der ich die Samstagabende verbrachte -
    falls ich nach der Schinderei auf dem Footballplatz nicht zu müde war.
    Coach Puffer war zwar kein Stinktier wie Will Darnell, aber ein besonders angenehmer Typ war er auch nicht. Wie viele Schulmannschafts-Trainer in Amerika, die in einer Kleinstadt-Penne angestellt waren, hatte er seine Trainingsmethoden nach Vince Lombardi ausgerichtet, dessen Motto war: Siegen ist nicht alles - Siegen ist das Einzige. Sie würden überrascht sein, wie viele Leute, die es eigentlich besser wissen mußten, solchen halbgaren Pferdemist glauben.
    Die monatelange Knochenarbeit auf der Baustelle von Carson Brothers hatte mich ziemlich fit gemacht, und ich glaubte, diese Footballsaison

Weitere Kostenlose Bücher