Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
Blechin-strumenten und dann die Stimme des Bandleaders, genauso schrill unter den niedrig hängenden Wolken zu verstehen:
    »Noch einmal, bitte! Das ist Rodgers und Hammerstein, kein Rock and Ro-ool! Noch mal, bitte!«
    Wir drei sahen uns an. Arnie und ich begannen zu lachen, und nach kurzem Zögern stimmte auch Leigh ein. Und während ich sie ansah, regte sich in mir wieder Eifersucht. Ich wünschte meinem Freund Arnie nur das Beste, aber sie war schon etwas Außergewöhnliches - siebzehn, bald achtzehn, blendend aussehend, perfekte Figur, gesund und unglaublich lebendig. Roseanne war auf ihre Weise auch ein schönes Mädchen; doch verglichen mit Leigh sah sie wie ein schlafender Maulesel aus.
    Wurde es mir in diesem Augenblick bewußt, daß ich sie begehrte? Daß ich auf das Mädchen meines besten Freundes scharf war? Ja, ich glaube schon. Aber ich schwöre Ihnen, ich hätte niemals etwas unternommen, wenn die Dinge anders gelaufen wären. Ich glaube nur nicht, daß sie überhaupt anders laufen sollten. Das bildete ich mir jedenfalls ein.
    »Wir sollten jetzt gehen, Arnie, sonst sind die besten Plätze weg«, sagte Leigh mit echt weiblichem Sarkasmus.
    Arnie lächelte. Sie hielt immer noch seinen Arm, und er sah aus, als könne er das alles noch gar nicht recht glauben. Ein sehr verständlicher Gemütszustand. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, zum erstenmal ein Mädchen am Arm, noch dazu so ein hübsches Mädchen wie Leigh, wäre ich schon bei diesem ersten körperlichen Kontakt zu drei Vierteln in sie verliebt gewesen. Ich wünschte ihm nur alles Gute mit ihr. Ich möchte, daß Sie mir das glauben, selbst wenn Sie alles andere, was ich Ihnen von nun an erzähle, nicht glauben. Wenn jemand ein bißchen Glück verdient hatte, dann Arnie.
    Meine Mannschaftskameraden waren in die Gäste-Umkleidekabinen gegangen, die sich in einem Seitenflügel des Schulgebäudes befanden. Coach Puffer steckte den Kopf heraus und rief:
    »Könnten Sie uns ebenfalls mit Ihrer Gegenwart beehren, Mr. Guilder? Ich weiß, das ist eine Zumutung für Sie, weil Sie ja im Augenblick Wichtigeres zu tun haben, aber vielleicht machen Sie trotzdem mal eine Ausnahme und besuchen uns hier in der Umkleidekabine?«
    Ich murmelte Arnie und Leigh zu: »Das ist Rodgers und Hammerstein, kein Rock and Ro-ool«, und trottete dann auf die Umkleidekabinen zu.
    Ich ging auf die Umkleidekabinen zu - Coach Puffer war wieder drinnen -, und Arnie und Leigh hielten auf die Tribüne zu. Auf halbem Weg blieb ich stehen und ging zu Christine zurück. Daß die Zeit zum Umziehen knapp wurde, konnte mich nicht dazu bringen, von vorn an sie heranzutreten; mein Vorurteil war ungebrochen, daß ich mich dem Kühler nicht nähern durfte.
    Am Heck sah ich ein rotes Händler-Zulassungsschild des Staates Pennsylvanien, das mit einer Spiralfeder an der Stoß-
    stange befestigt war. Ich zog das Blechschild ein wenig von der Chromstange ab und las die Inschrift auf der Rückseite: EIGEN-TUM DER DARNELL-WERKSTATT, LIBERTYVILLE, PA.
    Ich ließ das Schild zurückfedern und richtete mich stirnrunzelnd auf. Darnell hatte ihm eine Inspektions-Plakette gegeben, obwohl Arnies Wagen noch keinesfalls verkehrstüchtig war.
    Darnell hatte ihm ein Händler-Zulassungsschild geliehen, damit Arnie seine Freundin Leigh zum Footballspiel bringen konnte. Arnie sprach nicht mehr von »Mr. Darnell«, er war
    »Will«. Bemerkenswert, aber keinesfalls beruhigend.
    Konnte Arnie so dumm sein zu glauben, daß die Will Darnells dieser Welt aus reiner Menschenfreundlichkeit zu Gefallen sind? Ich hoffte, daß er nicht so dumm war, aber ich war mir da nicht sicher. Bei Arnie war ich mir bei nichts mehr sicher. Er hatte sich in den letzten Wochen sehr verändert.
    Zu unserer größten Überraschung gewannen wir das Spiel -
    eine Überraschung, die uns in dieser Saison nur noch ein einziges Mal zuteil werden sollte, weil wir alle anderen Spiele verloren. Doch das kommt erst später, und am Ende der Saison gehörte ich auch nicht mehr zur Mannschaft.
    Wir hätten an diesem Tag nicht gewinnen dürfen, wir fühlten uns schon wie Verlierer, als wir aufs Feld gingen, und wir verloren den Ball auch gleich beim Anstoß. Die »Hillmen« (ein blödsinniger Name für ein Fußballteam, aber wenn man es genau betrachtet, fällt einem bei dem Namen »Terrier« auch eher ein Hundezwinger als eine Oberschule ein) spazierten anfangs mit dem Ball durch unsere Verteidigungslinie wie ein Sägemesser durch Schweizer Käse, doch

Weitere Kostenlose Bücher