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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und dann fiel mir mein Traum ein, und ich hörte auf zu lachen. Traumbild und Wirklichkeit waren sich bestürzend ähnlich. Es war nicht Chubby McCarthy am Mikrofon des Stadionsprechers - nicht hier in Hidden Hills; aber alles andere gab mir dieses unangenehme geträumte Gefühl des dejà vu - die Anfeuerungsrufe, das dumpfe Geräusch, wenn die gepolsterten Körper gegeneinanderprallten, der brausende Wind in den Bäumen, die vor dem bewölkten Himmel schwarz wirkten wie bei einem Scherenschnitt.
    Der Motor würde röhrend anspringen, der Wagen auf mich losgehen. Und dann das Quietschen der Räder, als der Wagen einen Satz auf mich zu machte…
    Ich schüttelte diese Gedanken ab. Es war Zeit, daß ich aufhörte, mich mit diesem Unsinn verrückt zu machen. Es war Zeit - allerhöchste Zeit - meine Phantasiewelt wieder unter Kontrolle zu bringen. Das war ein Wagen - keine sie, keine Christine, sondern nur ein 1958er Plymouth Fury, der in Detroit mit ungefähr vierhunderttausend anderen Autos der gleichen Sorte vom Fließband gerollt war.
    Das half… wenigstens vorübergehend. Um mir zu beweisen, wie wenig Angst ich vor ihm hatte, kniete ich mich und sah ihn mir von unten an. Was ich dort bemerkte, war noch verrückter als der Eindruck der Flickschusterei, mit der die Oberseite des Wagens instandgesetzt wurde. Da waren drei neue Stoßdämpfer, doch der vierte war ein schwarzes, ölverkrustetes Ding, das schon vor Jahrzehnten den Geist aufgegeben haben mußte. Das Endrohr war so neu, daß es noch glänzte wie Silber, aber der Auspufftopf lag in den letzten Zügen, und das vordere Auspuffrohr, das an den Motor angeflanscht war, befand sich in einem noch schlimmeren Zustand. Auspuffgase konnten aus dem lecken Rohr ins Wageninnere dringen, und ich mußte an Veronica LeBay denken.
    Denn Auspuffgase können töten. Sie…
    »Dennis, was machst du denn da?«
    Ich glaube, meine Angst war doch noch größer, als ich mir eingestehen wollte, denn ich schoß wie der Blitz in die Höhe, und das Herz klopfte mir bis in den Hals hinauf. Es war Arnie.
    Er schaute mich kalt und zornig an.
    Weil ich mir seinen Wagen ansah? Warum ist er darüber so wütend? Eine gute Frage.
    »Ich habe mir deinen Motor mal betrachtet«, sagte ich gewollt unbefangen. »Wo ist Leigh?«
    »Sie mußte mal für Damen«, sagte er. Seine grauen Augen ließen mein Gesicht nicht los. »Dennis, du bist der beste Freund, den ich habe, der beste Freund, den ich überhaupt je hatte. Du hast mich neulich vermutlich davor bewahrt, daß ich mit ein paar Messerstichen ins Krankenhaus gebracht werden mußte, als Repperton das Schnappmesser zog. Ich weiß das.
    Aber bitte, tu nichts hinter meinem Rücken, Dennis. Tu das nie mehr.«

    Vom Stadion drangen laute Jubelschreie herüber - die Hillmen hatten dreißig Sekunden vor dem Abpfiff ihr letztes Tor gemacht.
    »Arnie, ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte ich und hatte trotzdem ein schlechtes Gewissen. Ein ähnliches Schuldbewußtsein, wie ich es bei der Vorstellung von Leigh empfand, als ich sie taxierte, sie ein bißchen begehrte - das Mädchen für mich haben wollte, für das Arnie sich doch selbst so brennend interessierte. Aber… hinter seinem Rücken?
    Meinte er das damit?
    Vermutlich hatte er es so aufgefaßt. Ich wußte doch seit langem, daß seine irrationale - Besessenheit, Leidenschaft, wie Sie es nennen wollen - Einstellung zu diesem Wagen im Haus unserer Freundschaft einen verschlossenen Raum darstellte -
    ein Zimmer, das ich nicht betreten durfte, weil wir sonst ernsthaft aneinandergerieten. Ich hatte zwar nicht versucht, mit einem Dietrich die Tür des verbotenen Zimmers zu öffnen, aber er hatte mich zweifellos dabei ertappt, wie ich durch das Schlüsselloch schaute.
    »Ich glaube, du weißt sehr gut, wovon ich rede«, antwortete er, und ich bemerkte nicht ohne wachsendes Unbehagen, daß er nicht nur ein bißchen sauer war, sondern regelrecht wütend.
    »Du, mein Vater und meine Mutter - ihr alle spioniert mir nach, nicht wahr? Selbstverständlich nur, weil ihr es gut mit mir meint. Deshalb hast du auch in Darnells Werkstatt herumgeschnüffelt, was?«
    »He, Arnie, Moment mal…«
    »Hast du etwa geglaubt, ich würde das nie erfahren? Ich hab’
    es bis jetzt nur für mich behalten, weil wir Freunde sind. Aber ich weiß nicht, Dennis, es gibt für alles eine Grenze, und ich zeige dir jetzt, wo sie verläuft. Laß meinen Wagen in Ruhe und hör auf, dich um Sachen zu kümmern, die dich nichts

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