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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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»Sehr wenige Leute scheinen so zu empfinden.«
    Cithrin legte der Frau eine Hand auf den Arm, und Lady Kalliam legte ihre Finger auf die von Cithrin. Es dauerte weniger als einen Atemzug, und dann wurden sie von der Menge wieder getrennt.
    »Und das war wozu gut?«, fragte Paerin.
    »Ihr Sohn ist Palliako wichtig genug, dass er die Erlaubnis bekam, bei der Hinrichtung zu sprechen«, sagte Cithrin. »Das mag später nützlich sein oder nicht. Wie auch immer, es kostet uns nichts.«
    »Nun, ich nehme an, das ist …«
    »Cithrin!«
    Sie hielt an und drehte sich um. Die Menge zwischen ihr und der Königshöhe stob auseinander, Hochgeborene, Niedriggeborenen, Adlige und Diener, sie alle machten einen Schritt von den Pflastersteinen in die Blumenbeete oder ins Gras oder den Schlamm. Geder Palliako rannte auf sie zu, sein Gesicht gerötet. Seine Ärmel und sein Gesicht waren immer noch mit Blut bespritzt. Sie wartete auf ihn. Die Blicke des Hofes lagen auf ihr wie Habichtsaugen, die ein Kaninchen betrachteten. Paerin Clarks Augenbrauen wanderten nach oben. Das war ein Problem, und sie konnte es nicht lösen.
    »Oje«, sagte sie. Dann trat sie vor. »Lordregent. Ihr seid zu freundlich.«
    Nun stand er vor ihr, seine Brust mühte sich wie ein Blasebalg. »Es tut mir leid«, sagte er. »Das hättet Ihr nicht sehen sollen. Ich hätte nicht … ich wollte Euch einladen. Und Paerin. Euch beide. Ich wollte, dass Ihr mit mir zusammen esst, nachdem es vorbei war. Dass wir uns ein wenig unterhalten. Ich habe ein Buch mit Gedichten, das ich in Vanai aufgetrieben habe, und ich wollte es Euch …«
    Paerin Clark neben ihr sagte nichts. Sie dachte nicht, dass es zu viel verlangt gewesen wäre, an dieser Stelle ein klein wenig Unterstützung zu erwarten, aber sie wusste auch, dass sie sie von ihm nicht bekommen würde.
    »Ihr seid sehr, sehr freundlich, ein solches Angebot zu machen, mein Lord«, sagte sie. »Aber mir scheint es, dass Ihr im Augenblick mit dem Blut eines toten Mannes beschmutzt seid.«
    »Oh«, sagte Geder und blickte an sich hinab. »Stimmt. Das tut mir auch leid. Aber wenn Ihr warten möchtet, nur ein paar Minuten …«
    »Es wird bessere Tage dafür geben, mein Lord«, sagte Cithrin. Einen atemberaubenden Augenblick lang glaubte sie, dass er sie küssen würde, aber stattdessen verbeugte er sich nur sehr viel tiefer vor ihr, als der Herrscher eines Imperiums sich je vor einem Bankier verbeugen sollte. Die überraschten und empörten Blicke breiteten sich von ihm ausgehend wie Wellen auf einem Teich aus, aber sie lächelte nur weiter, während er sich auf den Weg zurück zur Königshöhe machte. Als sie sich zum Gehen wandte, blickte Canl Daskellins Tochter sie an, als würde sie ihr einen baldigen Tod versprechen. Auch vor ihr verbeugte sich Cithrin und nahm Paerin Clark am Arm.
    Die Menge schloss sich wieder, hochrangige Männer kratzten sich Schlamm von ihren besten Lederstiefeln, und das Getuschel und Gelächter und die entrüstet gehobenen Augenbrauen breiteten sich unter ihnen aus. Cithrin fluchte lautlos, wiederholte eine beinahe unhörbare Reihe von Unflätigkeiten, bis sie fast am Fuhrwerk angelangt waren. Sie war beschämt. Sie war entsetzt. Und noch viel mehr als alles andere stellte sie fest, dass sie Angst hatte. Ganz besonders vor Geder Palliako.
    Der Fuhrmann fuhr los und begab sich in das Gedränge auf der Straße. Niemand kam schnell voran. Cithrin wünschte sich sehr, es gäbe eine Möglichkeit, ihnen den Weg frei zu machen, und das nicht nur hier auf der Straße.
    »Also«, sagte Paerin Clark. »Hat all das etwas zu bedeuten gehabt?«
    »Es bedeutet, dass es an der Zeit ist, Camnipol zu verlassen«, sagte Cithrin.

M ARCUS
    ES WAR JAHRE HER, dass Marcus die Küste von Elassae besucht hatte. Er hatte vergessen, wie schön sie war. Kurz nach Neuhaven wurde das Gelände uneben, die Küste wurde rau und schnitt sich tief ins Land ein. Berge erhoben sich, erloschene Vulkane mit Kraterseen. Sie standen von Norden nach Süden aufgereiht wie Soldaten, die ins Meer marschierten. Im Wasser fand sich keine Spur des grünen Farbtons und der Trübheit, die es in kälteren Regionen gab. Wenn man in diesen Gewässern ein Segelboot fuhr, war es wohl, als würde man die Flügel ausbreiten und fliegen.
    An dieser Küste gab es keine Drachenstraße oder vielmehr nur Gerüchte, dass es einst eine gegeben hatte, die unter einem Ausbruch von geschmolzenem Gestein verschwunden war, bevor die Vulkane in ihre Trägheit

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