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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Problem. Wenn Ihr Euch anseht, wohin wir seit Ellis gekommen sind …«
    »Du wirst mir doch jetzt nicht irgendein Gewäsch darüber erzählen, dass meine Seele ein Kreis ist und ich oben bin und es abwärtsgeht, oder?«
    Yardems Zögern bedeutete ja.
    »Nein, Hauptmann«, sagte er.

C LARA
    ZUM GLÜCK SCHAFFTE ES Jorey, Geder Palliako davon abzubringen, auf seinen Freund aus der Keshet zurückzugreifen, und daher wurde die Zeremonie im hohen Tempel abgehalten und war für den Tag angesetzt, nach dem Canl Daskellins Feuerschau die Saison eröffnet hatte. Damit blieb allerdings nur sehr wenig Zeit, sich um alle Formalien zu kümmern. Clara hatte zwei Abendessen mit Lady Skestinin anberaumt und eines mit beiden Familien. Lord Skestinin war erst am Morgen des großen Tages eingetroffen, hatte aber die Flotte mehr oder weniger sich selbst überlassen, um zumindest das zu schaffen. Barriath war mit ihm gekommen, und Vicarian hatte eine Sondererlaubnis, seine Studien zu unterbrechen und der Feier ebenfalls beizuwohnen, so dass alle ihre Jungen an dem Tag anwesend waren. Es bestand sogar die Aussicht, dass sie sich im Großen und Ganzen benehmen würden. Eher um Sabihas willen als wegen Jorey.
    Tatsächlich hätte Jorey es kaum besser machen können, wenn die Wahl seiner Liebsten unter dem Aspekt erfolgt wäre, seinen Brüdern manierliches Benehmen beizubringen. Der Hauch des Skandals und Missfallens, der über der ganzen Feier hing, würde die Jungen Claras Ansicht nach zusammenschweißen, wohingegen eine Verbindung mit jemandem, der sich keinen Vorwürfen ausgesetzt sah, Neckereien regelrecht herausgefordert hätte. Und es war eben so, dass die Jungen, sobald diese Spielchen einmal angefangen hatten, Grenzen überschritten, noch ehe sie begriffen, dass es sie überhaupt gab.
    Elisia auf der anderen Seite hatte sich entschuldigt. So merkwürdig es auch war zu hoffen, dass ihre Tochter krank war: Clara hätte ihr am liebsten geglaubt, dass sie wirklich Brechdurchfall hatte. Davon erholte man sich zumindest. Scham und Treulosigkeit dagegen wurde man schwerer wieder los. Aber das war eine Sache für einen anderen Tag. Die Arbeit, die vor ihr lag, reichte mehr als aus, um sie beschäftigt zu halten.
    Der Tempel selbst war perfekt.
    Der große Kreis des Bodens war aus weißem Marmor, der vor Generationen behauen worden und so abgenutzt war, dass er glatt wie Wasser wirkte. Der Altar in Schwarz und Grün stand in der Mitte, und die große, gewölbte Kuppel erhob sich darüber. Die Bogen waren wie Drachenflügel gestaltet, die den weitläufigen weißen Raum einschlossen und umfingen. Clara hatte ihre Diener angewiesen, Zweige von den Kirschbäumen ihrer eigenen Gärten abzuschneiden. Es gab nur vereinzelt winzige Blätter, aber die Blüten schienen das Weiß der Steine in sich aufzusaugen. Die Bänke, die rundum im Kreis standen, waren mit Seidenkissen in den Farben der Häuser bedeckt, für die sie vorgesehen waren, Rot und Gold, Schwarz und Indigoblau. Vorn, auf den Ehrenplätzen, standen Stühle aus Kupfer für die Familie des Mädchens und bronzene für die ihre. Und ein weiteres Paar in Silber mit dem Grau und Blau des Hauses Palliako für den Platz, auf dem Geder und Prinz Aster sitzen würden.
    Als sie nun wenige Stunden vor der Feier durch den Tempel ging, hallten Claras Schritte von den Wänden wider. Der Seidendamast ihres Festkleides flüsterte. Sie ging zu dem Stuhl, auf dem sie während der Zeremonie sitzen würde, und sah zu den riesigen, blicklosen Augen des Drachen empor, der zu ihr zurückstarrte. Ihre Frömmigkeit war wie bei all ihren Freundinnen in den hohen Kreisen des Hofes immer eine weitere Form von Etikette gewesen. Gott existierte, und deshalb wäre es unhöflich gewesen, während des Hochgesangs zu schlafen oder sich während der Einsegnung zu kratzen. Als sie nun hinaufstarrte, spürte sie, wie Kummer und Hoffnung in ihr rangen, und sie hob die Hand zu dem Drachen.
    »Lass sie zusammen glücklich sein«, sagte sie.
    »Glaubst du, das werden sie nicht?«, fragte Dawson, der zwischen den Säulen vor ihr stand.
    Er trug heute Schwarz und Gold, die Farben der Unsterblichen Stadt. Vor dem hellen Stein wirkten die Kleider noch üppiger und dunkler, als hätte man eine Falte aus dem Mitternachtshimmel geschnitten.
    Clara lächelte ihn an. »Ich hoffe es. Das ist alles. Und da ich machtlos bin, tue ich, was man tut, wenn man keine Macht hat.«
    »Beten?«
    Sie streckte die Arme aus, als wollte sie als Vorbild

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