Dolly - 05 - Dollys großer Tag
am besten, Britta. Ich würde dir nicht im Traum widersprechen. Es tut mir leid wegen der Bleistifte. Ich sehe mich nur um, ob ich irgendwo etwas helfen kann, sonst nichts.”
„Soll ich dir zeigen, wie du dich selbst siehst, Katja?” fragte Britta plötzlich. Alle lauschten, amüsiert über Brittas plötzlichen Ausbruch. Brittas Bleistift glitt über ein großes Blatt Papier. Sie saß fünf Minuten an der Zeichnung und nahm dann einen Reißnagel.
„Ich hänge es an die Wand!” sagte sie zu den anderen. „Katja wird es sehr gefallen. Es ist das wahre Ebenbild dessen, was sie zu sein glaubt.”
Die Mädchen drängten sich um sie, als Britta das Bild an der Wand befestigte. Schließlich ging auch Katja neugierig hin.
Die Zeichnung zeigte Katja als eine Säuglingsschwester mit mildem Lächeln und Engelsflügeln. Darunter hatte Britta in großen, kühnen Buchstaben geschrieben: Unserer barmherzigen Schwester, dem Engel Katharina.
Katja floh vor dem kreischenden Gelächter der Mädchen.
Noch vor dem folgenden Wochenende war Dolly mit dem ganzen Theaterstück fertig. Auch die Musikstücke waren fast alle komponiert. Irene hatte sofort damit angefangen, als Dolly die Texte beendet hatte.
Martina fühlte sich übergangen, weil Dolly, Susanne und Irene alles allein gemacht hatten. Sie liebte es, sich um jede Einzelheit zu kümmern, zu organisieren, jeden herumzukommandieren und den Ton anzugeben.
Sie war eine unbeliebte Klassensprecherin. Die Mädchen konnten ihre anmaßende Art nicht leiden und vermißten den Humor bei ihr.
„Beeilt euch doch mit dem Stück, Dolly und Susanne”, hatte sie öfter gedrängt. „Hätte ich mich doch selbst darangemacht, ihr seid so langsam!”
„Du hättest das nie schreiben können”, hatte Dolly geantwortet. „Das weißt du ganz genau. Du hast niemals gute Noten im Aufsatz.”
„Sei nicht frech!” war Martina aufgefahren.
Und nun war es Martina wieder nicht recht, daß das Spiel ohne sie schon fertig war.
Katja wollte vermitteln. Sie zog die Stirn in Falten. Sofort rief Britta: „Bleib so, Katja, bleib so!”
Katja wandte sich ab. Es war wirklich schade, daß man über sie lachte, während sie nur versuchte, freundlich, selbstlos und wirklich gut zu sein.
Die fünfte Klasse beschloß, daß sowohl mit Margret als auch mit Katja etwas geschehen müsse.
„Wir sollten ihnen beiden lieber gleich Bescheid sagen, bevor wir zu proben anfangen”, meinte Alice. „Wir können uns nicht dauernd von Quenglern und barmherzigen Schwestern belästigen lassen, wenn wir erst bei der Arbeit sind. Was sollen wir mit Margret anfangen?”
„Ihr Fehler ist, daß sie glaubt, alles besser machen zu können als andere”, sagte Dolly. „Und sie ist so dickfellig, daß mit ihr nichts zu machen ist. Sie ist furchtbar eitel.”
„Genau”, sagte Alice. „Wir werden ihr also eine Chance geben. Wir lassen sie ein paar Zeichnungen für Britta machen… und sie kann ein oder zwei Lieder an Stelle von Margot singen. Dann soll sie ein paar Melodien für Irene komponieren und für Susanne ein kleines Gedicht schreiben. Wenn uns dann alles nicht gefällt, wird sie endlich begreifen, daß sie stillzubleiben hat.”
„Na – das klingt ziemlich drastisch”, meinte Marlies.
„Ist es auch”, pflichtete ihr Susanne bei. „Können wir es nicht so anfangen, daß wir sie dabei nicht zu sehr kränken?”
„O doch! Wir können so tun, als ob sie nur Spaß gemacht hätte, wenn sie uns ihre Lieder und Gedichte und all das Zeug anbringt”, schlug Dolly vor. „Wir schlagen ihr auf die Schulter, klatschen und lachen, nehmen aber nichts ernst. Wenn sie nur halbwegs vernünftig ist, wird sie danach still sein. Wenn nicht, müssen wir eben ein bißchen – hm – ein bißchen drastischer werden, wie Marlies es genannt hat.”
Alle beteiligten sich an diesem Komplott, außer Evelyn und Katja. Sie erfuhren nichts davon, damit sie nicht alles verdarben.
Margret wurde beauftragt, Verse, Melodien und Zeichnungen anzufertigen. Ebenso sollte sie zwei Lieder lernen, um zu entscheiden, ob ihre Interpretation besser wäre als die von Margot.
Margret war hoch erfreut. Endlich, endlich konnte sie etwas zeigen. Ihre Begabungen wurden anerkannt!
Sie lief geradewegs zu Evelyn, um ihr die Neuigkeit zu berichten. Evelyn traute ihren Ohren nicht, während sie, grün vor Eifersucht, zuhörte. Ausgerechnet Margret sollte all das tun? Es war nicht zu glauben!
„Freust du dich nicht, Evelyn?” rief Margret, und ihre blauen Augen strahlten
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