Dolly - 05 - Dollys großer Tag
das Zimmer zu verlassen. Katja lief ihr nach. „Margret! Nimm es nicht falsch auf! Das will alles nichts heißen!”
„Rühr mich nicht an!” schrie Margret. „Die barmherzige Katharina! Jetzt scheinheilig und süß zu tun, nachdem du vorher mit den anderen über mich gelacht hast! Du falsches Biest!” Dann lief sie hinaus.
Katja fuhr zurück, als ob ihr jemand ins Gesicht geschlagen hätte. Niemand lachte, außer Evelyn. Marlies sah erregt aus. Sie haßte Szenen dieser Art. Will stand seelenruhig auf. „Na, ich geh reiten”, sagte sie trocken. „Es ist noch eine halbe Stunde hell. Kommst du mit, Clarissa?”
Wills Ruhe und unbekümmerte Stimme stellten die Ordnung einigermaßen wieder her. Will und Clarissa verließen zusammen den Raum.
„So! Irgendwie habe ich das Gefühl, daß das kein richtiger Erfolg war”, bemerkte Susanne. „Ich fühle mich ziemlich schäbig.”
„Ich auch”, sagte Dolly. „Margret ist zwar eine eingebildete Pute, aber ich glaube, wir haben ihr mehr zugesetzt, als wir wollten.”
„Sie wird schon nicht daran zugrunde gehen”, sagte Evelyn keck. „Sie bildet sich zuviel auf sich selbst ein. Ich verstehe nur nicht, weshalb sie sich die ganze Zeit so an mich gehängt hat.”
Da konnte Alice nicht schweigen. „Gleich und gleich gesellt sich gern, liebe Eve”, sagte sie. „Ihr ähnelt euch wie ein Ei dem ändern. Es war ein reizender Anblick, ihr beiden zusammen!”
„Das ist doch nicht dein Ernst, Alice?” fragte Evelyn entsetzt. „Von Ähnlichkeit zwischen Margret und mir ist doch gar keine Rede! Du kannst wieder einmal deine böse Zunge nicht im Zaum halten.”
„Denk darüber nach, liebe Evelyn”, riet ihr Alice. „Quatschst du nicht endlos über deine langweilige Familie? Ganz wie Margret. Hältst du dich nicht für etwas Besonderes? Ganz wie Margret. Denkst du nicht, daß du die einzige Person bist, die überhaupt die Cinderella spielen könnte? Ganz wie Margret.”
Evelyn sprang ärgerlich auf und zeigte mit dem Finger auf Martina. „Oh! Nur deshalb, weil du mich im Schlafsaal mit offenen Haaren und einem Handtuch um die Schultern überrascht hast, bist du sofort losgerannt und hast allen erzählt, daß ich die Cinderella spielen will!”
„Ich habe das damals gar nicht begriffen, bis ich Margret in derselben Stellung fand”, sagte Martina. „Beide seid ihr vor dem Spiegel herumgetanzt, mit offenen Haaren und drapiertem Zeug um euch herum! Alice hat völlig recht. Ihr ähnelt euch wie ein Ei dem anderen. Ihr mußtet Freundinnen werden, ihr seid ja fast Zwillinge!”
„Aber… ich… ich kann Margret nicht leiden”, sagte Evelyn ärgerlich.
„Das wundert mich gar nicht”, meinte Alice verdächtig sanft. „Du mußt ja am besten wissen, wie sie ist, nicht wahr? In Anbetracht dessen, daß ihr fast Zwillinge seid!”
Evelyn kochte und stampfte aus dem Zimmer.
Dolly trommelte mit einem Bleistift auf den Tisch.
„Ich bin nicht sehr begeistert von unserem Unternehmen”, sagte sie kleinlaut. „Da war zuviel Bosheit dabei!”
Plötzlich steckte Evelyn noch einmal den Kopf zur Tür herein und wandte sich an Martina.
„Ich werde es dir noch heimzahlen, daß du das von mir und Margret vor dem Spiegel weitererzählt hast!” sagte sie. „Du wirst es erleben!”
Martina zog die Stirne kraus, und Britta langte unwillkürlich nach ihrem Bleistift. Eine sehr schöne Studie! Aber Dolly nahm ihr mit bittendem Blick den Bleistift aus der Hand.
„Diesmal nicht”, bat sie. „Heute abend ist zuviel Galle im Raum.”
„Na gut… brave Dolly”, sagte Britta, und Dolly mußte lachen.
Martina kam zu ihr herüber. „Wechseln wir das Thema”, sagte sie. „Wie steht es mit den Sportkämpfen? Laß mal sehen, wen du in die Mannschaften gestellt hast!”
Dolly holte die Listen. Als Klassensprecherin mußte sich Martina auch um die Spiele kümmern. Sie war selbst eine begeisterte Sportlerin, deshalb interessierte sie sich auch für die Spieler aus den unteren Klassen. Das war freilich das einzige, das sie mit Dolly gemeinsam hatte. Bald waren sie tief in einer Diskussion, welche Spielerinnen gewählt werden sollten.
„Für das Spiel gegen Waltenburg”, sagte Dolly, „also das Spiel in der nächsten Woche, habe ich die kleine Steffi in die Mannschaft genommen. Ich würde auch gern meine Schwester Felicitas hineinnehmen. Was meinst du, Martina? Wäre das richtig?”
„Ja, auf jeden Fall, Dolly”, sagte Martina. „Sie ist absolut Klasse! Prima! Rennt wie der Wind und fängt
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