Dolly - 06 - Abschied von der Burg
keinen Krach! dachte Amanda. Doch wenn Irmgard es darauf anlegt, wird ein Krach wie ein Gewitter die Luft reinigen und ihr zeigen, wo sie hingehört.
Ein Streit und ein Streich
Zuerst gab es Streit zwischen Irmgard und Amanda. Die meisten hatten vorausgesehen, daß es früher oder später krachen würde. Und es krachte.
Es war ein geradezu läppischer Anlaß. Amanda gab Irmgard Tennisunterricht und schlug ihr rasante Bälle zum Annehmen zu. Irmgard war fast erschrocken über diese Bälle. Aber sie schmetterte tapfer zurück und war froh, daß sie mit so gewaltigen Schüssen fertig wurde.
„Irmgard, gebrauche deinen Kopf!“ rief Amanda und hielt einen Moment inne. „Was nützen Rückgaben, wenn du den Ball nicht so schlägst, daß ich ihn erlaufen muß! Oder so, daß ich ihn überhaupt nicht mehr bekomme! Du schlägst mir die Bälle einfach vor die Füße.“
„Ich tue schon, was ich kann, um die Bälle überhaupt zurückzuschlagen. Ich kann sie nicht auch noch plazieren!“ antwortete Irmgard. „Gib mir eine Chance! Der Platz ist hier auch ein bißchen holprig, und ich weiß nie, wie die Bälle wegspringen.“
„Keine Ausreden!“ antwortete Amanda.
„Das sind keine Ausreden“, schrie Irmgard entrüstet. Aber Amanda warf schon den Ball für den nächsten Aufschlag hoch in die Luft.
Wie ein Blitz sauste der Ball über das Netz zu Irmgard. Wieder sprang er auf einer unebenen Stelle auf und hopste ein wenig nach rechts weg. Irmgard schlug wild um sich.
Steil in die Luft stieg der Ball, flog rechts über den Zaun und landete inmitten einer Zuschauergruppe. Die Zuschauer kugelten übereinander und versuchten, den Ball zu greifen. Sie schrien vor Lachen.
„Wenn du herumalberst, Irmgard, dann hören wir auf“, sagte Amanda. Sie glaubte ernstlich, daß Irmgard mit Absicht so wild nach dem Ball geschlagen hatte.
In Irmgard machte etwas „ping“, wie jedesmal, wenn sie in die Luft ging. Äußerlich war ihr zuerst nichts anzumerken. Sie las nur die herumliegenden Bälle auf und schlug sie allesamt über den Zaun in die Zuschauer.
„Ich habe es satt!“ verkündete sie Amanda. „Mit dir kann man einfach nicht arbeiten. Ich mache da nicht mit. Es ist die Zeit nicht wert. Wiedersehen!“
Unter den bewundernden Blicken der zuschauenden Mädchen verließ Irmgard vor sich hinpfeifend den Platz.
Amanda rief ihr nach: „Sei nicht dumm, Irmgard, komm sofort zurück!“
Irmgard kümmerte sich nicht drum. Sie pfiff noch ein bißchen lauter und begann, ihren Schläger in die Luft zu werfen und ihn geschickt wieder aufzufangen. Sie schlug ein paar unsichtbare Bälle und begann herumzualbern. Die Mädchen lachten.
Amanda lief hinter Irmgard her. „Irmgard, du sollst zurückkommen! Wenn du nicht kommst, werde ich dafür sorgen, daß du nicht einmal für die dritte Mannschaft aufgestellt wirst.“
„Das ist mir egal“, sagte Irmgard und warf ihren Schläger in die Luft. „Such dir eine andere Zweitkläßlerin zum Anbrüllen und Herumhetzen. Verschwende dein freundliches Wesen nicht an mich.“
Und damit ging sie endgültig fort, mit einem so verächtlichen und wütenden Blick, daß Amanda erschrak. Auch die kleine Gruppe von Zuschauern war jetzt erschrocken. Flüsternd verschwanden die Mädchen.
Was für eine Neuigkeit, die man überall erzählen konnte! Was für ein Streit das war! Und war Irmgard nicht einfach unglaublich?!
„Ehrlich“, flüsterten die Jüngeren, „ehrlich, Irmgard pfeift auf jeden, sogar auf Amanda.“
Amanda berichtete die Neuigkeit selbst, als sie Susanne, Dolly und Martina traf.
„Irmgard bekam einen Wutanfall, mit dem Unterricht ist Schluß“, verkündete sie. „Diesem undankbaren kleinen Biest opfere ich keine Minute mehr. Es tut mir leid, daß ich mich überhaupt um sie gekümmert habe. Aber sie wäre der Mühe wert gewesen.“
„Oh, das ist aber ein Jammer“, sagte Susanne. „Morgen wollten wir beim Schwimmen, übermorgen beim Tennis zuschauen, ob sie in die zweite Mannschaft aufgenommen werden kann, wie du vorschlugst.“
„Sie ist längst gut genug für die dritte Mannschaft, sie könnte für alle Spiele aufgestellt werden“, meinte Martina.
„Nun, das ist jetzt vorbei“, sagte Amanda. Und sie fügte boshaft hinzu: „Sie hat sich diese Woche sogar verschlechtert. Sie verdient nicht einmal in die dritte Mannschaft zu kommen.“
Alice stellte Irmgard zur Rede. „Was war los?“ fragte sie. „Konntest du es nicht noch ein bißchen länger aushalten? Diese Woche wollten wir
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