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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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wollte nie, dass er seine Frau verlässt. Oder das mit uns beiden öffentlich macht. Und das hätte ich doch gewollt, wenn ich ihn geliebt hätte, oder?«
    Mit einem Mal sah ich in ihr nicht mehr die perfekte Femme fatale, sondern ein beinahe infantiles, wenn auch etwas abgebrühtes Mädchen, das sich wie auf ein interessantes Spielzeug auf Jan Wahlner eingelassen hatte.
    »Und ich will es auch jetzt nicht«, sagte sie entschieden. »Meine Kollegen wären davon wahrscheinlich nicht begeistert.«
    Ich warf Raphael einen fragenden Blick zu. Als er kaum merklich nickte, sagte ich: »Ich befürchte, Ihre Kollegen sind bereits im Bilde. Wenigstens hat man uns darauf hingewiesen, dass dieses Gerücht derzeit die Runde macht.«
    »Also doch …« Sie schlug die Hände vor ihr hübsches Gesicht und ließ sie in einer Geste der Verzweiflung durch ihr seidiges braunes Haar gleiten. »Deswegen also …« Plötzlich blitzten ihre Augen wütend auf. »Aber das ist mal wieder typisch. So ist es immer. Irgendwer fängt an zu tratschen, und anstatt einfach offen danach zu fragen …« Nachdenklich sah sie an mir vorbei aus dem Fenster. »Aber das erklärt so einiges …«
    »Was meinen Sie?«
    »Ach«, sagte sie und winkte ab. »Spitze Kommentare und so. Nicht der Rede wert.« Trotzdem schien sie zu grübeln.
    »Frau Kleingrün, welche Erklärung haben Sie für Jan Wahlners Tod?«
    Die brutale Erinnerung daran, weshalb sie überhaupt hier saß, ließ einen Ruck durch ihren Körper gehen. »Ich weiß es nicht … Ich zerbreche mir schon die ganze Zeit den Kopf darüber. Ich meine, wie kann er einfach so in die Donau fallen? Er war nicht tollpatschig oder ungeschickt, im Gegenteil …«
    Ich überlegte einen Moment, ob ich ihr postwendend den nächsten Schock verpassen konnte, aber Raphael kam mir zuvor. »Er ist vermutlich nicht einfach so in die Donau gefallen, Frau Kleingrün.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Celia tonlos.
    »So, wie ich es sage.« Raphael musterte sie prüfend, kam dann aber augenscheinlich auch zu dem Ergebnis, dass sie wirklich ahnungslos war. »Herr Wahlner war vor seinem Tod in eine handgreifliche Auseinandersetzung verwickelt. Und es könnte gut sein, dass er im Nachhall dieser Auseinandersetzung in die Donau gestoßen wurde.«
    Wieder schlug sie sich die Hand vor den Mund, während sie uns ungläubig musterte. »Mord?«, flüsterte sie.
    »Eventuell«, antwortete ich ausweichend. »Bitte, Frau Kleingrün, behalten Sie das bis morgen noch für sich, okay?«
    Sie nickte folgsam.
    »Aber wer«, fragte Raphael und durchbohrte sie beinahe mit seinem Blick, »könnte Ihrer Meinung nach ein Interesse an seinem Tod haben?«
    »Hier in der Firma?« Schon wieder riss sie die Augen auf. Anscheinend verpassten wir ihr heute wirklich Schocks am Fließband. »Mein Gott … Glauben Sie das wirklich?«
    »Wir müssen diese Möglichkeit leider in Betracht ziehen. Also?«
    »Nein, das traue ich niemandem hier zu. Ich meine, natürlich gab es immer mal wieder Reibereien … hauptsächlich mit Leo, der weiß ja immer alles besser. Und der kam auch nie damit klar, dass Jan sein Boss ist … war. Leo käme aber wohl mit keinem Boss klar, wenn Sie mich fragen. Ja, und mit Sascha gab’s auch öfter Diskussionen, soweit ich weiß. Aber Jan deswegen umbringen?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Allerdings …«
    »Ja?«
    »Jan hat im letzten Jahr einige Leute entlassen. Vielleicht –?« Schulterzuckend brach sie ab.
    »Denken Sie dabei an jemand Bestimmtes?«, fragte ich.
    Sie nickte vorsichtig. »Dirk Hansen. Er sollte eigentlich nach der Einarbeitung das Marketing in den USA übernehmen – Jan wollte ja expandieren. Aber dann hat das wohl doch nicht gepasst, und Hansen wurde ziemlich schnell wieder entlassen.«
    »Und weshalb kommt Ihnen jetzt ausgerechnet dieser Herr Hansen in den Sinn, wenn es mehrere Entlassungen gab?«
    »Weil das bei Hansen ziemlich unglücklich war«, erklärte sie. »Er hatte in Hamburg einen guten Job extra wegen HEUREKA aufgegeben – Jan hatte ihm anscheinend ziemlich viel Geld geboten. Hansen ist dann also mit Kind und Kegel nach Regensburg gezogen, hat sogar einen Kredit aufgenommen und ein Haus gekauft. Kurz nach dem Umzug ist dann allerdings seine Tochter an Leukämie erkrankt, und dann musste ihm Jan auch noch nach nur vier Monaten kündigen, weil er sich von Hansen einfach ein bisschen mehr erhofft hatte …«
    »Das ist hart«, sagte ich.
    Celia Kleingrün hingegen schien die

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