Donavan und das süsse Leben
Amerikaner.«
»Sind unter den Amerikanern
irgendwelche Leute, an denen die CIA interessiert sein könnte?«
»Das weiß ich nicht genau«,
antwortete er. »Das müßte ich erst überprüfen.«
»Gut«, sagte ich. »Vielleicht
lassen Sie es mich wissen, wenn Sie damit fertig sind.«
»Natürlich.« Er lächelte mich
beinahe schüchtern an. »Ich habe da nur ein kleines Problem, Donavan. Ich traue
Ihnen nicht. Daß Sie mir das Mädchen gebracht haben, ist ein Akt guten Willens,
das gebe ich zu, zumindest wenn sie wirklich das ist, was Sie behauptet haben
und Christie außerhalb Ihrer Fantasie tatsächlich existiert. Lottie wird
natürlich die Wahrheit aus der Kleinen herausholen, aber das wird eine Weile
dauern. Wollen Sie nicht so lange als mein Gast hierbleiben?«
»Es ist ein hübsches Angebot«,
sagte ich, »aber ich habe andere Pläne.«
»Sie brauchen sich hier nicht
zu langweilen. Bleiben Sie einfach die Nacht über hier. Genießen Sie das süße
Leben. Carol, Sonia und Trisha wären sicher ganz begeistert über ein erneutes
Zusammensein. Ich kann das ohne jede Mühe für Sie organisieren.«
»Tut mir leid«, sagte ich.
»Bringen Sie mich nicht dazu,
Sie gegen Ihren Willen dazu zu zwingen«, sagte er in betrübtem Ton. »Ich käme
mir irgendwie undankbar vor.«
Ich trank mein Glas leer und
stellte es auf den kleinen Tisch neben mir. »Nun ja«, sagte ich, während ich
mit der Rechten beiläufig in die Gesäßtasche griff, »der Gedanke, daß Sie sich
undankbar fühlen könnten, ist mir natürlich zuwider. Vielleicht sollte ich also
Ihr freundliches Angebot annehmen.«
»Das freut mich«, sagte er in
herzlichem Ton. »Mike wird — «
Ich zog die Walther aus meiner
Gesäßtasche und richtete den Lauf auf den Boden. »Ich gehe doch«, sagte ich im
Ton der Entschuldigung. »Ich habe gerade meine Ansicht wieder geändert.«
»Mike!« sagte der
>Besitzer< in energischem Ton.
»Nichts zu machen«, sagte
Randolph ruhig. »Das ist eine Schnellfeuerpistole. Mit der braucht er noch
nicht einmal gut zielen zu können. Wenn er mich bloß irgendwohin trifft, reicht
es schon.«
Die lebhaften blauen Augen
funkelten vor Wut, dann wurden sie wieder ruhig.
»Ich sehe schon, Mike hat
recht, es hat keinen Zweck, sich länger mit Ihnen herumzustreiten«, sagte der
>Besitzer<. »Ich werde mich morgen vormittag irgendwann mit Ihnen in
Verbindung setzen und Sie wissen lassen, was für Resultate Lottie bis dahin
erzielt hat.«
»Vielen Dank«, sagte ich. »Nun
möchte ich Sie nur noch um einen kleinen Gefallen bitten — ich möchte mir von
Ihnen gern einen Wagen ausleihen.«
»Einen Wagen?« fragte er
verdutzt.
»Ich werde ihn natürlich morgen
irgendwann zurückbringen«, sagte ich. »Ich würde mich so viel wohler fühlen,
wenn Sie ihn mir leihen würden, so daß ich ihn nicht zu stehlen brauche.«
Er lachte kurz.
»Wie kann man einer solchen
Bitte widerstehen? Mike wird Ihnen seinen Wagen borgen. Aber gehen Sie sorgsam
damit um, es ist sein Augapfel.«
»Ich werde gut auf ihn
achtgeben«, versprach ich. »Noch eine Frage, bevor ich gehe: Wie kommt es, daß
Sie bereits so viel über mich wissen, bis hinunter zu meinem Lieblingsdrink — und
das alles, noch bevor wir uns kennengelernt hatten?«
»Wir haben einen Tip bekommen,
daß Sie im Anrücken seien«, erwiderte er sofort. »Besser gesagt, wir sind
gewarnt worden. Jemand hat uns ein komplettes Dossier über Sie geschickt,
Donavan. Darin stand, was für ein Typ Sie sind und dazu alle Ihre persönlichen
Gewohnheiten bis hinunter zum Genuß von Wodka mit Apfelsaft. >Lernen Sie Ihren
Feind kennen<, war der Tenor des Dossiers. Es stand auch darin, daß Sie ein
Haus hier in der Nähe mieten würden und daß Sie die Absicht hegten, unser
Unternehmen hier zu Fall zu bringen, weil Sie es mißbilligten. Das Ganze kam
mit der Post, der Absender war natürlich anonym.«
»Also hat jemand Sie und mich
gegeneinander ausgespielt?«
»Das würde ich gern glauben,
Donavan, wirklich«, sagte er bedächtig. »Aber ich kann nicht umhin, mich daran
zu erinnern, daß ich auch meiner ersten Frau vertraut und mich da derartig
getäuscht habe! Und ich kannte sie damals weit besser als jetzt Sie!«
»Na ja, einen schönen Gruß an
den Major«, sagte ich. »Ich glaube, ich gehe jetzt.«
»Mike wird Sie zu seinem Wagen
begleiten«, sagte er höflich. »Eines muß man Ihnen lassen, Langeweile empfindet
man bei Ihnen nie!«
Ich folgte Randolph in die
Eingangsdiele hinaus und dann
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