Donnerstags im Park - Roman
auf Dylan aufpasste –, sondern weil der Park sie an ihre gemeinsamen Tage erinnerte, als alles noch so einfach und aufregend gewesen war. Doch heute hatte Alex Jeanie ausdrücklich gebeten, ihn dort zu treffen und ihm Ellie früher als üblich abzunehmen. Er holte sie vom Kindergarten in Dartmouth Park ab, wo sie nun drei volle Vormittage verbrachte, und musste um zwei Uhr im West End sein.
Das Wetter hatte wieder umgeschlagen, es war warm und sonnig, ein wunderschöner Frühsommertag. Jeanie und Jola hatten den Laden den Vormittag über wegen Inventur geschlossen. Jeanie hatte gemerkt, dass sie die älteren Bestände zugunsten neuer Produkte vernachlässigte, war jedoch in letzter Zeit zu beschäftigt gewesen, um die Lieferungen im Auge zu behalten. Wie immer hatte die Bestandsaufnahme länger gedauert als erwartet, und Jeanie war spät dran. Sie wusste, dass Alex bereits mit den Hufen scharrte, und konnte nur hoffen, dass er nicht ungehalten reagierte. Seit der Diskussion über Ray war er ihr gegenüber zurückhaltend gewesen und hatte darauf geachtet, sie nicht gegen sich aufzubringen. Aber sie hatte ihm nicht verziehen und alle Gespräche mit ihm kurz gehalten.
Als sie den alten Spielplatz am Fuß des Hügels erreichte, konnte sie weder Ellie noch ihren Vater entdecken. Sie sah sich bei den Enten um, doch auch dort waren sie nicht. Ein Blick auf ihr Handy sagte ihr, dass er eine Nachricht hinterlassen hatte. Er war mit Ellie auf dem neuen Spielplatz.
Jeanie ging den Hügel hinauf. Auf dem Spielplatz wimmelte es von Kindern, hauptsächlich unter Fünfjährigen, weil die älteren in der Schule waren. In der Mitte des Platzes brüllten Alex und Ray einander an. Die anwesenden Eltern und Kindermädchen gaben sich unbeteiligt, obwohl sie auf jedes Wort lauschten. Jeanies erster Gedanke war, dass ihr Schwiegersohn die Geschichte mit Ray und ihr herausgefunden hatte. Es lief ihr eiskalt über den Rücken.
»Sie verdammter Idiot«, beschimpfte Ray Alex. »Hier geht’s nicht um Sie oder mich, sondern um Ihre Tochter.«
Himmel, nein, nicht das, dachte Jeanie. Bitte nicht das.
Alex’ hübsches Jungengesicht war wutverzerrt; er hatte die Hände in die schmalen Hüften gestemmt, als wollte er auf Ray losgehen. Jeanie sah sich nach Ellie um und entdeckte sie, seltsam still und zusammengesunken zu Füßen ihres Vaters. Hinter Ray beobachtete Dylan alles mit großen Augen.
»Halten Sie sich raus. Das geht Sie nichts an. Es ist meine Tochter, und Sie haben kein Recht, mir Vorschriften zu machen. Verschwinden Sie. Lassen Sie uns in Ruhe.«
Bestürztes Schweigen auf dem Spielplatz; sogar die Kinder begannen die Ereignisse mitzuverfolgen.
»Warum um Himmels willen brüllt ihr zwei euch an?«, zischte Jeanie, als sie Ray und Alex erreichte.
»Dieser Mensch will mir vorschreiben, wie ich mich um meine Tochter zu kümmern habe«, ereiferte sich Alex. »Rede du mit ihm, schließlich ist er dein Freund. Sag ihm, dass er sich vom Acker machen soll.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Hallo, Jeanie.« Ray hatte Mühe, sich zu beherrschen.
»Würde mir freundlicherweise jemand erklären, was hier los ist?«
»Ellie ist vom Balken gefallen und hat sich beim Sturz den Kopf am Pfosten angeschlagen. Zwar ist sie nach einer oder zwei Minuten wieder aufgestanden, aber sie wirkt benommen. Sie hat nicht mal geweint.«
»Es ist alles in Ordnung. Glauben Sie denn, ich würde meine Tochter leichtfertig Gefahren aussetzen? Sie hat sich den Kopf angestoßen, das ist alles. So was passiert auf dem Spielplatz ständig.«
»Es hat sich übel angehört und könnte eine Gehirnerschütterung sein«, erklärte Ray Jeanie. »Man sollte das im Krankenhaus überprüfen. Ich erkenne einen schlimmen Sturz; das gehört zu meinem Job.«
Alex wandte sich verärgert ab. »Nun hören Sie endlich auf damit. Ich bringe meine Tochter nicht wegen einer kleinen Beule ins Krankenhaus. Die halten mich doch für verrückt. Sag ihm, er soll sich nicht einmischen, Jeanie.«
Jeanie bückte sich, um ihre Enkelin genauer zu begutachten. Ellie lächelte matt.
»Hallo, Gin … Runtergefallen, aua.« Sie rieb sich die Schläfe mit der Hand, wo sich ein blauer Fleck abzeichnete. »Daddy böse, schreit Way an.«
Jeanie kniete nieder, um ihr einen Kuss zu geben. »Fühlst du dich gut, Liebes?« Sie strich ihr besorgt über den blonden Kopf.
»Ja, aber Arm auch aua … Schau, Gin.«
»Jetzt geht’s dir doch wieder gut, oder?«, fragte Alex, nahm seine
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