Donnerstags im Park - Roman
vorbei zu Ellies Bettchen, um ihrer schlafenden Tochter über die Haare zu streichen und ihr einen Kuss zu geben.
»Himmel … Ist sie in Ordnung?« Chanty wandte sich ihrer Mutter zu, ohne Ray zu beachten.
Jeanie signalisierte ihr, dass sie sich setzen solle.
»Sie ist auf dem Spielplatz hingefallen und hat sich den Kopf angeschlagen.«
»Was hat sie gemacht?«, fragte Chanty vorwurfsvoll.
»Ich war nicht dabei. Alex hat auf sie aufgepasst. Ray hat das Ganze beobachtet.«
Chanty starrte Ray an; plötzlich schienen ihr die Zusammenhänge klar zu werden. »Sie sind der Mann … der Mann vom Spielplatz.« Sie schwieg kurz. Ray nickte. »Wo steckt Alex? Ich hab’s mindestens ein Dutzend Mal bei ihm versucht, aber er geht nicht ran.«
»Er wollte in die Stadt, sich mit einem wichtigen Kunden treffen, hat er gesagt.«
Ihre Tochter brauchte eine Weile, um diese Information zu verdauen. »Er hat sie im Stich gelassen?«
»Er dachte, mit Ellie sei alles in Ordnung.«
Chanty nickte. »Aber ihr ist schlecht geworden?«
»Wir … Ich dachte, es ist besser, wenn ich sie untersuchen lasse. Mit Kopfverletzungen ist nicht zu spaßen; wenn Symptome auftreten, ist es möglicherweise schon zu spät.«
»Ich verschwinde«, flüsterte Ray ihr zu, und Jeanie nickte. Es lag auf der Hand, dass Chanty seine Anwesenheit störte.
»Danke, dass du das in die Hand genommen hast, Mum. Wenn ihr etwas zugestoßen wäre …« Chanty war immer hart im Nehmen gewesen, schon als kleines Mädchen. Sie wusste genau, was sie wollte, und bekam es für gewöhnlich auch. Doch jetzt konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten.
»Sie erholt sich wieder, Liebes.«
»Was hatte dieser Mann hier verloren, Mum?«, fragte Chanty unvermittelt und wischte sich verärgert die Tränen weg.
»Ray, er heißt Ray. Wie gesagt: Er war bei dem Sturz dabei und wollte sichergehen, dass alles in Ordnung ist mit Ellie.«
»Das ist also der Mann … Ich dachte, du wolltest dich nicht mehr mit ihm treffen.«
Jeanie gab sich größte Mühe, ihre Wut zu zügeln. Sie war hin- und hergerissen zwischen dem kindischen Drang, ihren Schwiegersohn hinzuhängen, und dem reiferen Wunsch, ihrer Tochter in dieser schweren Lage beizustehen. Am Ende siegte die Vernunft.
»Ich war nicht dabei, Liebes. Alex hat mich gebeten, früher in den Park zu kommen und Ell zu übernehmen. Ray war zufällig zum selben Zeitpunkt dort wie Alex.« Sie schwieg kurz. »Er hat das Recht, dort zu sein.«
Chanty nickte und warf einen Blick auf ihre Uhr. »Wo bleibt er nur?«
Es war sechs, als Alex endlich auftauchte. Beim Anblick seiner Tochter senkte er den Kopf. Ellie war wach und wirkte, obwohl immer noch müde, aufmerksamer als gleich nach dem Sturz.
»Daddy …« Sie ließ sich von ihrem Vater umarmen.
Alex richtete sich auf und sah Jeanie an. »Was ist passiert?«
»Sie war benommen, Alex. Ich hielt es für das Beste, sie untersuchen zu lassen. Auf dem Weg hierher hat sie sich übergeben.«
Chanty erklärte ihm, was Jeanie ihr erzählt hatte.
»Also kommt sie wieder in Ordnung?« Alex wurde leichenblass und begann zu zittern.
»Setz dich, du stehst unter Schock«, sagte Jeanie zu ihm und zog einen weiteren Stuhl heran.
Er ließ sich daraufsinken, beugte sich über Ellies Bett, verbarg den Kopf in den Armen und weinte.
»Ich hätte auf euch hören sollen … Der Mann hat es mir gesagt, aber ich wollte es nicht glauben.«
»Du meinst Ray?«, erkundigte sich Chanty verwirrt.
Alex hob den Kopf, und das erste Mal, seit sie ihn kannte, sah Jeanie in seinen großen, blauen Augen einen Ausdruck von Verletzlichkeit. Die Maske der Ichbezogenheit, die normalerweise jede wirkliche Verbindung mit dem Rest der Welt verhinderte, war verschwunden.
»Ja, Ray. Er hat sie hinfallen sehen und mich darauf aufmerksam gemacht.«
»Warum hast du das nicht gesagt, Mum?«, fragte Chanty beschämt.
Jeanie zuckte mit den Achseln.
»Du wusstest also, dass Ellie gestürzt ist und es gefährlich sein könnte, und bist einfach gegangen?«, stellte Chanty Alex gegenüber in eiskaltem Tonfall fest.
Alex richtete sich auf.
»Ich dachte, es wäre alles in Ordnung, Chant. Sie hat nicht geweint und ausgesehen wie immer.«
»Aber genauer wolltest du das nicht rausfinden.«
»Ich war spät dran zu dem Treffen mit Al Dimitri. Er war auf dem Weg nach Cannes nur einen einzigen Tag in der Stadt, und mein Agent hatte ihm meine Arbeiten im Internet gezeigt …«
»Sorry«, fiel Chanty ihm ins Wort. »Ob du’s
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