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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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empfand alles, was man ihr abverlangte, als Zumutung und schleppte sich durch die Tage. Jeanie lebte nur für den Mittwochmorgen und ihre Flucht in den Laden, obgleich ihre Aufenthalte in London auf Betreiben von George von zwei Nächten auf eine reduziert worden waren.
    »Das Zimmer ist viel schöner.« George nickte Sally zu, als wäre die Diskussion damit beendet, und Sally akzeptierte seine Entscheidung, ohne Jeanie noch einmal zu fragen.
    Sie trafen am späten Freitagabend bei strömendem Regen ein.
    »Schätzchen, das ist ja am Arsch der Welt«, flüsterte Rita Jeanie zu, als sie sie zur Begrüßung umarmte.
    Jeanie hatte eine Fischpastete im Ofen, die sie auf kleiner Stufe erhitzte. Es wurde fast zehn, bis sie sich zum Essen an den Küchentisch setzten.
    »Natürlich findet Jeanie es hier grässlich.« George sagte das in scherzhaftem Ton, doch Jeanie hörte die Verärgerung in seiner Stimme.
    »Das stimmt nicht«, widersprach sie.
    »Natürlich findet sie es grässlich«, wiederholte Rita beschwipst vom Rioja mit lauter Stimme. »Das kann ich verstehen; wir sind auf dem Land.« Sie kicherte, und Bill schüttelte den Kopf.
    »Leider findet sie nicht das Land grässlich«, erklärte George im Plauderton, während er Pfeffer über seine Pastete gab, »sondern mich.« Plötzlich herrschte Schweigen.
    »Was soll das heißen?«, fragte Jeanie. Rita warf ihr einen Blick zu, während Bill die Erbsen auf seinem Teller herumschob.
    »Es soll heißen, dass du nichts mehr mit mir anfangen kannst, altes Mädchen.« George runzelte die Stirn. »Das kann ich dir nicht verdenken; ich war in letzter Zeit nicht ich selbst.«
    Das Schweigen dehnte sich. Nur George aß ruhig weiter, als hätte er lediglich eine Bemerkung übers Wetter gemacht.
    »Du hast zu viel getrunken«, murmelte Jeanie.
    »Mag sein, aber am Morgen werde ich nüchtern sein, und du wirst mich immer noch grässlich finden«, erwiderte er in Anspielung auf einen Ausspruch Churchills. Keiner der Anwesenden lachte.
    »Sei nicht albern. Ich finde dich nicht grässlich.«
    »Hör auf damit, George. Jeanie hat recht. Der Alkohol vernebelt dein Gehirn.« Bill vertrat wie immer die Stimme der Vernunft.
    George, der links von ihm saß, wandte sich ihm zu. »Ich kann nicht mit ihr darüber reden … Es ist zu schwierig.«
    Jeanie zuckte innerlich zusammen.
    »Jetzt können wir uns entweder über den Wochenmarkt unterhalten, den wir bestimmt morgen aufsuchen werden, oder uns in der Hoffnung, dass die Lage sich nach ein paar Stunden Schlaf entspannt, in unsere Zimmer zurückziehen.« Es war klar, welche Option Rita bevorzugte, denn sie stand auf und begann, die Teller vom Tisch zu nehmen.
    George blieb schweigend sitzen. Erst als Rita und Bill oben waren, sagte er: »Tut mir leid, dass ich euch den Abend verdorben habe.«
    Jeanie, die an der Spüle stand, drehte sich zu ihm um und zog die gelben Gummihandschuhe aus.
    »Glaubst du wirklich, dass ich dich hasse?«, fragte sie.
    Er sah sie mit seinen Eulenaugen an. »Hass ist ein zu starkes Wort, Jeanie. Aber du scheinst keine Freude mehr an unserer Ehe zu haben.«
    Sie blieb stumm.
    »Es stimmt, oder? Du willst nicht mit mir schlafen und klammerst dich an den Laden wie an einen Rettungsring. Dein Gesicht am Mittwochmorgen! Du siehst aus, als könntest du endlich fliehen. Wir reden kaum noch miteinander. Ich habe das Gefühl, dass du nicht mehr bei mir sein möchtest.«
    »In letzter Zeit war das Leben mit dir tatsächlich nicht leicht«, antwortete sie vorsichtig. »Wie du weißt, wollte ich diesen Umzug nicht, und ich möchte auch den Laden nicht aufgeben. Du dachtest, ich würde mich schon irgendwann in mein Schicksal fügen. Das ist mir bis jetzt nicht gelungen.«
    George stand auf, trat zu ihr und schlang die Arme um sie.
    »Und der Sex? Du liegst da wie eine Tote. Findest du mich denn nicht mehr anziehend?«
    Jeanie erstarrte in seiner Umarmung.
    »George, es war eine große Umstellung. Nach allem, was passiert ist, weiß ich nicht mehr, was ich empfinde. Hauptsächlich bin ich erschöpft.«
    »Du brauchst Zeit? Willst du mir das sagen?«
    Jeanie nickte.
    »Das hat nichts mit diesem anderen Mann zu tun, oder? Triffst du dich mit ihm, wenn du in London bist?«
    »Glaubst du das denn? Nein, natürlich nicht. Ich habe ihn seit Monaten nicht gesehen.«
    »Dann ist es also aus und vorbei?«
    »Aus und vorbei.«
    »Okay … Okay.« George trat einen Schritt zurück, als sie ihn wütend wegschob. »Es ist nur, weil du immer

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