Donnerstags im Park - Roman
verdient.«
»Warum so plötzlich? Ich dachte, ihr versucht noch mal einen Neuanfang.«
»Ich hab’s probiert, das kannst du mir glauben. Aber das Gespräch mit George heute Nacht im Bett hat mir klargemacht, dass er genau weiß, wie unglücklich ich bin, dass es mir nicht gelungen ist, uns beide zu täuschen, dass das Spiel aus ist.«
»Hmm. Und wie steht’s mit der Einsamkeit und Unsicherheit im Alter? Was ist mit George, wenn er allein in Somerset versauert?«
»George ist ein Überlebenskünstler, das wissen wir. Du hast es selbst gesagt: Er bekommt immer, was er will.«
Rita schüttelte den Kopf. »Er will nur dich, Schätzchen.«
»Nicht in meinem jetzigen Zustand. Er ist kein Masochist.«
»Du wirst es also wirklich anpacken?«
Jeanie nickte und atmete tief die kühle Luft ein.
»Du verblüffst mich. Plötzlich wirkst du so sicher.«
»Das bin ich auch«, bestätigte Jeanie mit einem Lächeln. Eine schwere Last war von ihren Schultern genommen.
»Armer George. Wann wirst du es ihm sagen?«
»Wahrscheinlich, wenn du mit Bill weg bist.« Sie hatte keine Angst mehr davor, war nur noch traurig.
»Wow … Was für ein Wochenende. Und ich dachte, auf dem Land ist nichts los. Schätzchen, ich kann nicht mit euch glückliche Familie spielen. Ich glaube, ich werde Bill bitten müssen, sich für seinen Chef eine plötzlich aufgetretene schwere Erkrankung auszudenken, damit wir abfahren können.«
»Feigling.« Jeanie lächelte traurig.
»Solltest du nicht warten, bis Chantys Baby da ist?«, fragte Rita nach einer Weile.
Jeanies Euphorie begann sich zu legen. Sie dachte darüber nach, was sie tun und sagen musste, bevor sie frei wäre. Ihr war klar, dass sie Chanty keine traumatischen Eröffnungen zumuten konnte, wie Alex es vor Ellies Geburt getan hatte.
»Du hast recht, das sollte ich … Natürlich werde ich das.«
»Schätzchen, bitte überleg dir das gründlich.«
Jeanie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, es hört sich für dich sehr plötzlich an, Rita, aber das ist es nicht. Damit gehe ich schon Monate, wenn nicht Jahre schwanger.«
»Bis du Ray begegnet bist, hast du nicht unglücklich gewirkt.«
»Vielleicht hätte ich ohne ihn einfach so weitergemacht. Aber es ist lange her, dass ich mit George wirklich glücklich war.«
»Wer ist schon glücklich? Langjährige Ehen sind nicht immer aufregend.«
»Du hast mit Bill eine echte Beziehung. Du wirst durch ihn angeregt; ihr seid Freunde und Geliebte, auch wenn ihr euch gegenseitig manchmal zum Wahnsinn treibt.«
Rita nickte. »Ja, stimmt. Wahrscheinlich können wir uns glücklich schätzen.«
Jeanie lenkte den Wagen in die Auffahrt und hielt an.
»Wie kann ich bei einem Mann bleiben, bei dem mir vor dem Sex graut?«, fragte Jeanie.
»Der Mensch denkt, und Gott lenkt«, lautete einer der Lieblingssprüche von George. Daran musste Jeanie denken, als sie zwei Wochen nach dem Besuch von Rita und Bill mit der Wahrheit herausplatzte.
Sie war am Donnerstagabend kurz nach acht von London zurückgekommen. George hatte in der Küche auf sie gewartet, ein unausgefülltes Kreuzworträtsel vor sich, ein Glas Whisky neben sich, der Raum nur durch das fahle Glimmen über dem Herd beleuchtet. Er hatte wie immer bei ihrer Rückkehr aus London ihr Gesicht gemustert, als könnte er darin lesen, was die Welt im Innersten zusammenhielt, und ihr ermüdende Fragen darüber gestellt, was genau sie unternommen hatte.
»Starr mich nicht so an«, herrschte sie ihn an jenem Abend an.
»Ich starr dich nicht an.«
»Doch. Das machst du die ganze Zeit.«
George zuckte mit den Achseln, ohne den Blick von ihr zu wenden. »Schöne Zeit gehabt?«, fragte er in sarkastischem Tonfall.
»Viel zu tun, aber es war schön, ja.« In puncto Arbeit konnte sie ihm gegenüber nicht mehr ehrlich sein, denn wenn sie auch nur das geringste Zeichen von Müdigkeit zeigte oder sich über ein Problem im Laden beklagte, erinnerte er sie daran, dass sie ja alles aufgeben könne.
»Ich habe heute mit Alan gesprochen«, teilte er ihr mit, als sie das Abendessen zubereitete. »Er bezweifelt, dass du bei der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage sonderlich viel Ablöse für den Laden kriegen würdest, dass unterm Strich wahrscheinlich nur der Immobilienwert bleibt.«
»Ach.« Alan war Georges Steuerberater, ein gepflegter, ihm treu ergebener Mann, den Jeanie nie hatte leiden können.
»Er meint, es wäre das Beste, wenn wir den Laden einfach schließen und das Haus verkaufen. Die Wohnung
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