Doppelspiel
der Luft. Während die Gulfstream durch die Luft raste, setzte Kuchin sich an seinen Schreibtisch und öffnete die Akte von Katie James. In seiner Zeit beim KGB hatte er viele Leute finden müssen. Und diese Ziele hatten nie gefunden werden wollen, denn das hatte bedeutet, dass man sie foltern oder töten würde, wahrscheinlich beides. Aus diesem Grund kannte Kuchin so ziemlich jeden Trick, wenn jemand untertauchen wollte. Doch das war vor Jahrzehnten gewesen. Die Dinge hatten sich verändert. Es gab neue Wege, die Spuren zu verwischen. Doch Kuchin ging davon aus, dass er zumindest einen Vorteil hatte: Katie James wusste vermutlich nicht, dass jemand hinter ihr her war. Vielleicht versteckte sie sich ja noch nicht einmal.
Vor sieben Monaten war sie in Zürich gewesen, und ihre letzte bekannte Adresse war in New York. Wenn sie von dort in die Schweiz gewollt hatte, dann musste sie ein Flugzeug genommen haben. Wohin sie anschließend gereist war, wusste Kuchin natürlich nicht, und auch nicht wie; aber ihre Möglichkeiten waren begrenzt. Flugzeug, Zug, Auto. Und dann war da noch die Bezahlmethode. Kreditkartenzahlungen, E-Mail-Aktivität. Von allem musste es irgendwo Aufzeichnungen geben.
Sie landeten, und auf der Fahrt in die Stadt rief Kuchin einen Mann an, dem er genauso vertraute wie allen anderen auch. In sein Penthouse würde er jedoch nicht fahren, denn das wurde vielleicht überwacht. Aber er hatte noch einen anderen Unterschlupf in der Stadt. Nach dem Telefonat drehte er sich zu Pascal um.
»Ich werde bei dieser Sache deine Hilfe brauchen, Pascal«, sagte Kuchin.
»Was auch immer getan werden muss, Mr Waller, ich werde mich darum kümmern.«
»Der große Mann?«
»Jawohl, Sir. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass er mich überrumpelt hat. Ich hätte das kommen sehen müssen, aber wir hatten nicht wirklich viel Zeit, das alles zu organisieren.«
»Ja, das ist interessant. Erzähl mir mal, wie genau ihr das alles organisiert habt, wie du es nennst.«
»Ein paar Stunden, bevor Sie mit der Dame zum Markt aufgebrochen sind, hat Mr Rice Manuel und mich zu sich gerufen. Er hat gesagt, es könnte ein Problem geben, und er wollte sichergehen, dass alles in Ordnung war.«
»Hat er auch gesagt, warum er glaubte, es könne ein Problem geben?«
»Nur dass er einen Verdacht gegen die Frau hegen würde. Ich habe ihm erwidert, wenn das der Fall sei, müssten wir es Ihnen sagen.«
»Und wie hat er darauf geantwortet?«
»Dass er erst sicher sein wolle. Er wusste, dass Sie, nun ja, dass Sie die Dame mochten, und er wollte nicht unnötig für Ärger sorgen. Er wollte vermeiden, dass Sie wütend auf ihn sind. Er hat gesagt, er hätte mit diesem Thema schon einmal Ihren Unmut erregt.«
»Okay, das kann ich nachvollziehen. Erzähl weiter.«
»Wir sind zur Kirche gegangen und haben alles überprüft. Dann hat Mr Rice gesagt, wir müssten auch im Keller nachsehen.«
»In der Krypta?«
»Ja. Wir sind also da runter und haben zunächst nichts gefunden, doch dann hat Mr Rice bemerkt, dass der Deckel von einem dieser Steinsärge abgenommen worden war. Wir haben uns umgeschaut und dann die Geräte gefunden: einen Generator, ein paar Lampen und so weiter. Mr Rice hat gesagt, hier sollten wir uns auf die Lauer legen und warten, was passiert.«
»Und dann ist ja auch etwas passiert.«
»Oh, ja. Den großen Kerl habe ich jedoch nicht gesehen. Er kam einfach aus dem Nichts.« Pascal rieb sich den Kopf. »Und er hat einen ziemlichen harten Schlag. Ich freue mich schon darauf, es ihm heimzuzahlen.«
»Aber dafür müssen wir ihn erst einmal finden.« Kuchin hielt ein Foto von Katie James in die Höhe. »Diese Frau hier ist die einzige Verbindung, die wir zu ihm haben. Sie ist eine Reporterin. Eine ziemlich berühmte sogar, und doch hat sie in letzter Zeit niemand gesehen. Aber wenn wir sie finden können, dann finden wir vielleicht auch ihn.«
»Wollen Sie, dass ich nach ihr suche?«
»Erst werde ich ein paar Erkundigungen einziehen, um die Suche ein wenig einzuschränken. Dann setze ich dich darauf an.«
»Jawohl, Sir.«
Kuchin betrachtete das Foto. Katie James war eine sehr hübsche Frau. Sie war zwar zu alt und zu weiß, um als eine seiner Sklavinnen verkauft zu werden, aber noch immer attraktiv. Kuchin fragte sich, wie nah sie dem Mann wohl stand. Er hoffte, nahe genug, denn nur so würde er über sie an ihn herankommen.
Kapitel siebenundsiebzig
S haw ließ sich langsam auf einem Stuhl in der Bibliothek
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