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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Enttäuschung gewesen, doch genauer betrachtet hätte Kuchin damit rechnen müssen. Er selbst hatte das Geschäft ja auch mit Gewalt von seinem Mentor übernommen. Da konnte er von jemandem wie Rice wohl nichts anderes erwarten. Ehrgeizige Männer, die etwas wollten, nahmen es sich einfach. Der Hauptunterschied zu Rice war nur, dass Kuchin auch dazu in der Lage war. Er besaß die Kühnheit und die Fähigkeiten, die man dafür brauchte. Rice hatte keins von beidem. Deshalb hatte Kuchin ihn ja überhaupt erst angeheuert. Man durfte nie jemanden ins Geschäft holen, der genauso skrupellos war wie man selbst.
    Kuchin wusste, dass sie vor ihm waren und versuchten, ein gleichmäßiges Tempo aufrechtzuerhalten. Irgendwann würden sie dann einen Punkt erreichen, an dem sie ihre Taktik infrage stellten, und vielleicht würden sie sogar miteinander streiten. Damit verschwendeten sie jedoch nur Zeit und brauchten den Vorsprung auf, den er ihnen gegeben hatte. Natürlich konnten sie auch die Richtung ändern, wenn sie glaubten, er wolle sie zu einem bestimmten Punkt scheuchen, doch auch das hatte Kuchin in seine Kalkulationen mit einbezogen wie auch viele andere Faktoren.
    Kuchin schaute auf seine Uhr. Da sie Sommer hatten, dauerte die Nacht in diesen Breitengraden nicht länger als sechs Stunden. Kuchin ging davon aus, dass es bis dahin vorbei sein würde. Bei Sonnenuntergang würden sie ihre Leichen im Meer versenken.
    Kuchin legte wieder an und prüfte sein Visier, das die meisten Menschen schlicht als ›Fadenkreuz‹ bezeichneten. Über Jahre hinweg hatte Kuchin den Typ SVD benutzt, den auch die russischen Sniper bevorzugten. Dann, vor zwei Jahren, hatte er ein amerikanisches Militärvisier in die Hände bekommen, einen Advanced Combat Optical Gunsight oder ACOG. Durch ein ACOG schaute man mit beiden statt nur mit einem Auge, denn das menschliche Gehirn passte das Bild automatisch an das dominierende Auge an. Mit beiden Augen hatte man jedoch auch eine Tiefenwahrnehmung sowie einen vollständigen Sichtbereich. Kurz gesagt konnte Kuchin sein Ziel mit einem ACOG wesentlich schneller erfassen, und da er in diesem Fall gleich vier Ziele erfassen und ausschalten musste, zählte jede Sekunde auf dem Schlachtfeld.
    Kuchin trug eine Waffe, die alles mit nur einem Schuss töten konnte, egal wo sie traf. Aber das wollte er nicht. Langsamkeit war, was er wollte, und Timing alles. Er hatte jedes Recht auf dieser Welt, wütend auf die Leute zu sein, die ihr Bestes gegeben hatten, um ihn zu töten. Aber er war zu klug, als dass er seinen persönlichen Gefühlen freien Lauf gelassen hätte. Wenn man von Gefühlen beherrscht wurde, dann verlor man so gut wie immer. Sein Können und sein Verstand würden diese Jagd bestimmen. Die Gefühle, die Freude, all das würde später kommen, wenn es vorbei war und die vier tot vor ihm lagen.

Kapitel sechsundneunzig
    N achdem sie in einem weiten Bogen wieder zurückgelaufen waren, hatten Shaw und die anderen das Haus erreicht, in dem nun kein Licht mehr brannte. Vor gut einer Stunde hatten sie zum ersten Mal das Bellen der Hunde gehört, doch das war rasch in der Ferne verhallt. Reggie war in eine Felsspalte gefallen, doch sie hatten sie wieder herausziehen können. Rice war erschöpft, und Shaw musste ihm die letzte Meile helfen.
    Die vier starrten auf das dunkle Gebäude. Vor der Tür parkten keine Trucks.
    Reggie flüsterte: »Glaubst du, sie helfen Kuchin bei der Suche nach uns?«
    »Der Kerl war beim KGB. Es wäre verrückt, keine Nachhut zurückzulassen«, erwiderte Shaw.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Die Überraschung ist auf unserer Seite. Tatsächlich ist sie alles, was wir haben. Zunächst einmal brauchen wir ein paar Waffen.«
    »Ist das alles?«, fragte Reggie. »Was ist mit deiner Freundin?«
    »Wenn sie hier ist, nehmen wir sie mit.« Er drehte sich zu Whit um. »Du gehst hintenrum, ich vorne. Wenn du jemanden siehst, pfeif.«
    »Das wird uns verraten«, sagte Reggie.
    »Was sollen wir denn sonst tun?«, schnappte Shaw. »Mein Walkie-Talkie liegt leider bei meinem MG.«
    »Ein Pfiff passt schon«, sagte Whit.
    »Und was ist mit uns?«, fragte Reggie und deutete auf sich und Rice.
    »Wenn alles schiefläuft, verschwindet ihr von hier. Geht zum Meer und versucht, ein vorbeifahrendes Schiff auf euch aufmerksam zu machen.«
    Reggie schien das nicht zu gefallen, aber sie schwieg. Es war offensichtlich, dass sie Shaw nur ungern das Kommando überließ, aber er hatte offensichtlich mehr

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