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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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kleinen Test versagt hatte. Er hatte sich nur auf den Tisch gestellt – bewusst an eine Stelle, von der er wusste, dass man ihn von der anderen Seite aus nicht so ohne Weiteres sehen konnte –, um ihre Reaktion zu sehen. Und Reggie hatte genau das Richtige gesagt und sich ganz normal besorgt gezeigt wegen der ›Gangster‹ im Nachbarhaus. Doch Shaw machte diesen Job schon lange, und sein Instinkt sagte ihm, dass Reggie zwar tatsächlich Angst hatte, aber nicht aus den offensichtlichen Gründen.
    Er half ihr beim Kochen, und sie aßen draußen. Ihr Gespräch war unverfänglich, und nicht ein einziges Mal erwähnten sie, was sich nebenan abspielte. Später ging Shaw wieder zu seinem Hotel hinauf. Dort angekommen überprüfte er als Erstes die drei kleinen Fallen, die er aufgestellt hatte, um zu sehen, ob während seiner Abwesenheit jemand hier gewesen war. Sie waren so aufgestellt, dass das Zimmermädchen bei der Erfüllung ihrer Pflichten nicht damit in Berührung kam: an seiner Schreibtischschublade, am Schrank und an einer seiner Reisetaschen.
    Shaw setzte sich aufs Bett. Von den drei Fallen waren zwei ausgelöst worden. Während er mit ›Janie‹ paddeln gewesen war, hatte irgendjemand sein Zimmer durchsucht.

Kapitel achtundzwanzig
    W aller duschte und schabte sich mit der Rasierklinge ein paar verirrte Haare vom Kopf. Normalerweise war er nicht kahl, aber als er aus der Ukraine geflohen war, hatte er sich zum ersten Mal den Kopf rasiert, um sich zu tarnen, und diese Gewohnheit hatte er seitdem beibehalten. Er wusste, dass nichts das Aussehen eines Mannes mehr veränderte als weggenommenes oder hinzugefügtes Haar.
    Nachdem er sich eine weitere Spritze seines Spezialelixirs gesetzt hatte, ging er zu einem Einbauschrank am Ende eines Flurs und drehte den Knauf an der rechten Tür minimal gegen den Uhrzeigersinn. Ein kleines Stück Holz glitt beiseite, und dahinter kam eine Zahlentastatur zum Vorschein. Waller gab einen vierstelligen Code ein. Daraufhin ertönte ein Klicken, und die Schrankfront wurde von einer Hydraulik nach vorne geschoben. Waller ging hindurch, und ein Bewegungssensor sorgte dafür, dass die Tür sich hinter ihm automatisch wieder schloss. Ein äußerst praktisches Stück Handwerkskunst.
    Wallers Penthouse maß über zehntausend Quadratfuß, den Geheimraum hier, mitten in seinem Heim, nicht eingeschlossen. Das war der Hauptgrund, warum er niemanden in seine Wohnung ließ. Er durfte es nicht zulassen, dass irgendjemand den Raum entdeckte. Dabei handelte es sich um einen massiven Betonblock, der geschickt in das Gefüge des Penthouse eingepasst war. Der Mann, der diesen Schutzraum für ihn konstruiert hatte, war ukrainischer Abstammung gewesen, Waller gegenüber loyal und jetzt tot. Allerdings war er eines natürlichen Todes gestorben. Waller tötete seine echten Freunde nur selten.
    Waller hatte den Schutzraum persönlich eingerichtet. Mit elektronischen Schlössern versehene Stahlkisten waren von einem besonders sicheren Kurierdienst geliefert worden, und Waller hatte sie allein in seiner Zuflucht ausgepackt. Nun stand er vor einem alten Metallspind, auf dessen Tür eine kleine Plakette mit dem Namen ›Fedir Kuchin‹ prangte. Waller nahm seine Paradeuniform heraus. Sie passte ihm noch immer ziemlich gut, dachte er, auch wenn sie an einigen Stellen vielleicht ein wenig eng geworden war. Waller schnallte sich den Waffengurt um, in dem eine 9x18 Makarow PM-53 steckte, vierzig Jahre lang die Standardwaffe der Sowjetarmee. Erst 1991 war sie mit dem Ende der Sowjetunion aus den Arsenalen verschwunden. Dann setzte Waller sich die blaue Schirmmütze mit dem goldenen Rand und dem roten Sowjetstern in der Mitte auf und schaute sich im Wandspiegel an. Der Stoff war grob und rau, doch für Waller war es der feinste Stoff der Welt.
    In seiner vollen KGB-Uniform fand er sich plötzlich in einer Zeit wieder, von der er lange Zeit nicht gewusst hatte, dass sie der Höhepunkt seines Lebens gewesen war. Er strich über die Orden, Schleifen und Abzeichen auf der linken Seite seines Jacketts: drei KGB-Verdienstorden, ein Orden für den Dienst am Vaterland in den Sicherheitskräften der UdSSR, das Abzeichen der Universität von Leningrad und eine weitere Medaille, die belegte, dass er seinen Abschluss am prestigeträchtigen Andropow-Institut gemacht hatte. Und er hatte auch militärische Orden, die er sich unter anderem in Afghanistan verdient hatte. Seine Feinde mochten ihm ja viele grausame Namen geben, doch

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