Doppelspiel
ihre Atmung sich langsam wieder beruhigte.
»Jedenfalls lebt hier nichts. Sieh selbst.« Whit leuchtete herum, und Reggie folgte dem Lichtstrahl.
Grabnischen.
Sie befanden sich in der Krypta der katholischen Kirche von Gordes. Als Reggie Professor Mallory in Harrowsfield ihren Plan dargelegt hatte, waren sie zu dem Schluss gekommen, dass die Kirche sich wunderbar als Fokus der Mission eignete. Whit und Dominic hatten sich den Innenraum angeschaut und erfreut festgestellt, dass es die ideale Falle für ihre Beute war.
»Wie viele sind das, schätzt du?«, fragte Reggie.
»Keine Ahnung. Ich habe sie nicht gezählt, aber eine Menge.«
»Jetzt zeig mir den Durchgang, den ihr gefunden habt. Der ist kritisch für den Erfolg der Mission.«
Whit führte Reggie auf dem gleichen Weg zurück, den sie gekommen war, bis zur Schnittstelle zweier Gänge. Durch den einen waren sie gekommen, und der zweite führte nach links. Sie gingen den langen, von ein paar flackernden Glühbirnen erhellten Gang hinunter; dann bog Whit wieder nach links ab und führte Reggie eine lange, alte Treppe hinab und durch eine Tür. Schließlich erreichten sie den Fuß der Klippen und kamen nahe der Villen wieder raus.
»Das mit der religiösen Schiene war einfach eine geniale Idee von dir«, sagte Whit.
»Genial ist sie nur, wenn sie auch funktioniert. Wo ist Dom?«
»In unserem Haus. Es juckt ihm schon richtig in den Fingern.«
»Dann ist es unser Job, ihn wieder runterzubringen. Ich habe ihm schon gesagt, dass man so nur Fehler provoziert, und bei einem Kerl wie Kuchin können wir uns keine Fehler leisten.«
Sie kehrten wieder in die Krypta zurück.
»Und? Wie geht es Bill ?«, fragte Whit.
»Warum?«
»Ich habe dich heute mit ihm reden sehen. Ich bin nur neugierig.«
»Hast du mir hinterherspioniert?«, wollte Reggie wissen.
»Nein, ich habe dir nur den Rücken gedeckt. Das machen Partner so, weißt du?«
»Okay, Partner , wir werden morgen nach Les Baux fahren, um uns dort die Goya-Ausstellung anzusehen.«
»Hältst du das für klug?«
»Warum nicht?«
»Weil du die Zeit auch dazu nutzen könntest, dich weiter bei Kuchin einzuschmeicheln.«
Das stimmte, dachte Reggie. Aber sie wollte trotzdem nach Les Baux. Oder vielleicht wollte sie auch nur mit Bill nach Les Baux.
Whit schien ihre Gedanken zu lesen. »Du redest immer von Konzentration, Reg. Warum praktizierst du dann nicht selbst, was du predigst?«, verlangte er erregt zu wissen.
Sie schaute ihn wütend an. »Kümmere du dich um Dom und dich. Außerdem bist du derjenige, der bei seiner letzten Mission aus dem Ruder gelaufen ist.«
»Weil ich einem Nazi in die Eier geschossen und ihm ein Hakenkreuz auf die Stirn gemalt habe? Ich habe es dir schon mal gesagt: Ich bin Künstler.«
»Nein, mit der Aktion hast du unseren Job um einiges schwieriger gemacht.«
»Ach ja? Dann hast du die Theorie des Professors inzwischen also akzeptiert, dass wir so unauffällig wie möglich agieren müssen, um andere Bastarde nicht zu warnen?«
»Für mich ist das nicht nur Theorie .«
»Dann denk mal über Folgendes nach, Liebelein: Glaubst du etwa, die Typen, die wir jagen, hätten sich nicht so gut eingegraben, wie es irgend möglich ist? Glaubst du, sie wissen nicht, dass man hinter ihnen her ist? Der Prof will das so unauffällig wie möglich regeln? Ich sage: Lass uns unsere Erfolge in den Himmel schreien! Ich will , dass diese Bastarde wissen, dass wir kommen. Ich will, dass sie nachts wach liegen und sich den Kopf darüber zerbrechen, welch grausamen Tod sie sterben werden. Ich will, dass sie sich vor Angst in die Hose pissen, genau wie die Menschen, die sie abgeschlachtet haben. Für mich ist das Teil des Vergnügens.«
»Was wir tun, ist kein Vergnügen , Whit«, erwiderte Reggie. Ihr war deutlich anzusehen, dass Whits Worte sie getroffen hatten.
»Vielleicht ist das ja der große Unterschied zwischen dir und mir«, sagte Whit.
Die beiden starrten einander im Halbdunkel an, bis Reggie fragte: »Hast du das Gift schon?«
»Ja. Wir haben genug für zehn Fedir Kuchins.« Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, in dem sie sich befanden. »Ich denke, genau hier ist okay. Bind ihn an die Platte da drüben; lies ihm seine Lebensgeschichte vor, und flöß ihm das Zeug dann ein. Weißt du schon, wie du dem Bastard seine bösen Taten vor Augen führen willst? Wie ich das sehe, ist das die einzige Frage, die noch offen ist.«
»Ich überlege noch. Und danach?«
»Jaja, die
Weitere Kostenlose Bücher