Doppelspiel
unauffällige Scheiße.« Whit richtete den Lichtstrahl auf einen Sarkophag an der Wand. »Der Deckel von dem ist locker. Es hat Dom und mich zwar ’ne Menge Arbeit gekostet, aber es hat geklappt. Es sind nur ein paar Knochen darin. Ansonsten ist Platz genug. Außerdem haben wir nachgefragt: Die Krypta wird nicht mehr benutzt. Vermutlich werden sie den Typ erst finden, wenn er selbst nur noch ein Haufen Knochen ist.«
»Ja, ich bin sicher, das wird dem Professor gefallen.«
»Es ist nicht mein Job, ihm zu gefallen.«
Reggie packte ihn am Arm. »Whit, wir müssen an einem Strang ziehen. Dafür steht hier viel zu viel auf dem Spiel.«
Whit löste sich aus ihrem Griff. »Ich mag ja mit vielem nicht übereinstimmen, aber wenn die Zeit kommt, dann mache ich meinen verdammten Job. Reicht dir das?«
»Ja.«
»Bis dahin … Genieß Les Baux mit deinem Verehrer.«
Ein paar Sekunden später war Reggie allein.
Sie wartete noch ein paar Minuten; dann ging sie wieder auf die dunkle Straße hinaus. Selbst nach Mitternacht war Gordes noch schön und fühlte sich sicher an. Reggie sah niemanden auf ihrem Weg zurück zur Villa. Allerdings war ihr durchaus bewusst, dass man sie beobachtete, als sie sich Kuchins Haus näherte. Seine Männer wachten vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage die Woche über ihren Boss. Womit Reggie jedoch nicht gerechnet hatte, war, dass jemand sie auch beobachtet hatte, als sie aus der Kirche gekommen war.
Und diesmal war es nicht Shaw gewesen.
Kapitel neununddreißig
A ufgrund der unterschiedlichen Zeitzonen war es in England eine Stunde früher als in Frankreich. In Harrowsfield saß Professor Mallory voll angekleidet in dem kleinen Büro neben seinem Schlafzimmer am Schreibtisch. Er wollte die Nacht durch an einem neuen Projekt arbeiten, das auf die erfolgreiche Eliminierung von Fedir Kuchin folgen sollte. Er paffte seine Pfeife und sandte beißende Rauchwolken an die fleckige Decke. Es regnete leicht, als der Professor schließlich das Notizbuch beiseitelegte und sich in Gedanken versunken zurücklehnte.
Er hörte ein Klopfen an der Tür.
»Ja?«
»Ich bin’s, Professor«, sagte Liza.
Mallory stand auf, als sie die Tür öffnete. Liza trug ein langes Nachthemd und darüber einen beigefarbenen Morgenmantel. Das Haar fiel ihr bis auf die Schultern, und ihre Füße steckten in Pantoffeln.
»Ist alles okay?«, fragte Mallory.
Liza setzte sich auf die alte Ledercouch gegenüber dem Schreibtisch, und Mallory nahm ebenfalls wieder Platz. »Ich habe gerade von Whit gehört«, berichtete sie. »Er und Reggie haben den Ort geprüft und abgesegnet und arbeiten nun die Einzelheiten für die letzte Phase aus.«
»Hervorragend.« Mallory musterte sie. »Aber Sie sehen besorgt aus.«
»Da war etwas in Whits Stimme. Er klang aufgeregt. Also habe ich Reggie angerufen und mit ihr gesprochen. Sie klang genauso, doch als ich sie gefragt habe, was los sei, hat sie sich geweigert, darüber zu reden. Und als ich versucht habe, Whit anzurufen, ist er nicht drangegangen.«
»Und deshalb glauben Sie, dass sie sich gestritten haben.«
»Sieht so aus. Und der Zeitpunkt hätte schlechter nicht sein können.«
Mallory legte seine Pfeife beiseite, ging zum Fenster und schaute durch das vom Regen nasse Glas. »Haben Sie auch Dominic kontaktiert?«
»Nein. Er und Whit wohnen zusammen; da kam mir das nicht angemessen vor. Und ich will nicht noch mehr Spannungen provozieren.«
Mallory verschränkte die Hände hinter dem Rücken und starrte mürrisch in die Dunkelheit hinaus. »Ich hätte damit rechnen müssen. Whit hätte nicht mitfahren dürfen. Caldwell oder David Hamish wären ein besserer Partner für Dominic gewesen. Whit hegt offenbar größere Ressentiments, als ich gedacht habe.«
»Glauben Sie, dass ihn das bei der Erfüllung seiner Pflichten behindern wird?«
»Wenn ich das wüsste, würde ich mir nicht solche Sorgen machen.«
Liza schaute zu Mallorys Schreibtisch. »Wieder eine Nacht voll Arbeit?«
»Offenbar bin ich in der Dunkelheit am besten.«
»Gibt es schon etwas Neues zur weiteren Finanzierung?«
Überrascht drehte Mallory sich zu ihr um. »Warum? Was haben Sie gehört?«
»Es ist ein offenes Geheimnis, dass man für den Betrieb eines Ortes wie diesem eine Menge Geld benötigt. Zwar sind wir nicht auf Profit aus, aber bezahlt werden müssen die Leute trotzdem. Und dann der Unterhalt des Anwesens und die Kosten für die einzelnen Missionen. Allein die Miete der Villa, in der
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