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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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aber ich bin sein Vater, und es ist wichtig genug, dass ich die wunderbare Zeit beende, die ich hier habe.«
    »Ich weiß schon, warum ich dich mag. Du setzt die richtigen Prioritäten.«
    Shaw wandte sich von ihr ab. Er schämte sich für dieses unverdiente Lob. »Also werde ich ab morgen nicht mehr hier sein, um dich zu beschützen.«
    »Das war doch nur ein Scherz. Das ist ja schließlich nicht dein Job.«
    Als Shaw sich wieder zu ihr umdrehte, wandte Reggie ihre Aufmerksamkeit dem Ofen zu. Und Shaw sah etwas in ihrem Gesicht, das ihn überraschte. War das Erleichterung? War sie wirklich froh, dass er ging?
*
    Während des Abendessens plapperten sie über belangloses Zeug und ließen sich nicht allzu viel Zeit für den Kaffee und das Dessert.
    »Ich hoffe, das mit deinem Sohn kommt bald wieder in Ordnung«, sagte Reggie, als Shaw ihr half, den Tisch abzuräumen.
    »Und ich hoffe, dass auch bei dir alles so läuft, wie du es dir vorstellst.«
    »Schau doch nicht so besorgt drein. Mir wird schon nichts geschehen.«
    Shaw konnte nicht wissen, was sie unausgesprochen ließ: Und dir kann auch nichts mehr passieren .
    Anschließend, an der Haustür, sagte Reggie: »Nun, ich nehme an, das war’s.«
    »Pass auf dich auf.« Shaw hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, hat mir mehr bedeutet, als du dir vorstellen kannst.«
    »Oh, ich weiß nicht. Ich habe eine blühende Fantasie.«
    Shaw glaubte, sie würde es darauf beruhen lassen, doch dann schlang sie die Arme um ihn, und er erwiderte die Umarmung. Und Shaw hatte das Gefühl, als umarme sie ihn ein wenig zu lang und zu fest. Aber vielleicht dachte sie ja das Gleiche von ihm, sinnierte er.
    Reggie küsste ihn peinlich nah am Mund, und Shaw drehte sich unwillkürlich so, dass ein nächster Kuss unweigerlich auf den Lippen landen musste. Dann hörten sie ein Husten. Beide drehten sich um und sahen einen von Wallers Männern, der sie beobachtete.
    Laut genug, dass der Mann sie hören konnte, sagte Reggie: »Noch einmal: Es tut mir wirklich leid, dass du morgen abreisen musst, Bill. Ich wünsche dir einen guten Flug nach Amerika.«
    Dann schloss sie die Tür. Shaw starrte einen langen Augenblick lang auf den Messinglöwenkopf, der als Türklopfer diente. Warum zum Teufel hatte sie das gesagt? Er drehte sich um und sah das triumphierende Grinsen des Schlägertypen. Ohne Zweifel würde er die Nachricht von Shaws baldigem Aufbruch sofort seinem Boss melden.
    »Schöne Nacht«, sagte der Kerl.
    Shaw stieg über den dunklen Pfad nach Gordes hinauf. Er nahm die Abkürzung über die antike Treppe. Sein Flieger startete um acht in Avignon, und Avignon lag gut fünfzig Minuten Fahrt entfernt; also würde er Gordes schon früh am Morgen verlassen müssen. Und Janie Collins würde mit einem Mann nach Roussillon fahren, der ein Vermögen damit verdiente, Mädchen in die sexuelle Sklaverei zu verkaufen, mit einem Mann, der sogar bereit war, Fanatiker mit Nuklearwaffen zu versorgen.
    Shaw konnte natürlich hierbleiben, doch dann wären sofort Franks Männer hinter ihm her und er auf der Flucht, und so konnte er Janie auch nicht helfen. Er wusste einfach nicht, wie er aus dieser Zwickmühle wieder herauskommen sollte. Doch andererseits hatte Frank natürlich recht: Er war nicht ihr Schutzengel. Er war auf einer Mission hierhergereist, und die Mission war abgebrochen worden, und er wurde anderswo gebraucht. Shaw hatte schon Katie James den Rücken zugekehrt, einer Frau, die ihr Leben für ihn riskiert hatte. Warum also wollte er nun unbedingt hierbleiben und die Ehre und vielleicht das Leben einer Frau verteidigen, die er kaum kannte? Das war vollkommen irrational, und wenn Shaw eines stets gewesen war, dann logisch. Aber seine Gefühle konnte er auch nicht ignorieren.
    Und dann fügte sich plötzlich alles zusammen. Die Villa nebenan, die Waffe, der Tritt in die Nieren, und dass sie einfach weitergeschwommen war, obwohl sie gewusst hatte, dass sie beobachtet wurde. Und schließlich hatte sie ihn noch gegen Waller ausgespielt. Denn das, so erkannte Shaw plötzlich, war, was sie tat. Sie versuchte, den Kerl aus irgendeinem Grund in die Falle zu locken. Aber sie hatte Wallers Schläger deutlich zu verstehen gegeben, dass Shaw abreiste. Die einzige mögliche Erklärung dafür war, dass sie Shaw vor Waller schützen wollte.
    Shaw war so tief in diese neuen, besorgniserregenden Gedanken versunken, dass er keine Zeit mehr hatte, den Schlag abzuwehren.

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