Doppelspiel
zurückgeschlagen. Das ist zwar nur eine Theorie, entspricht aber vermutlich der Wahrheit. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Waller die Typen ausgeschaltet hat, um die Welt zu retten. Dem geht es nur ums Geld.«
»Aber Frank, warum sollte er sich keine anderen Käufer suchen?«
»Das glaube ich nicht. Das Ganze hat schon viel zu viel Aufmerksamkeit an Orten erregt, in deren Scheinwerferlicht der Typ nicht stehen will. Er ist zu klug, als dass er jetzt noch was versuchen würde. Für die nächsten paar Jahre wird er sich in seinen kleinen Sklavenhandel verkriechen, und danach wird er kein U-235 mehr bekommen. Wir glauben, dass er es von dem waffenfähigen Material abzweigen wollte, das die Russen aus ihren Raketen holen und gemäß Vertrag an die Amis schicken. In ein paar Jahren ist das alles weg. Deshalb erachten die da oben die Operation nicht mehr als sinnvoll.«
»Aber er könnte uns immer noch zu der Terrorzelle führen.«
»Nicht, wenn er sie alle umgebracht hat. Der eine Typ, an dem wir wirklich interessiert waren, Adbul-Majeed, ist vollkommen vom Radar verschwunden. Unseren Informationen zufolge hat Waller ihn sich vermutlich auch geschnappt. Aber lange Rede, kurzer Sinn: Es gibt niemanden mehr, den er verpfeifen könnte.«
»Aber er ist ein übler Kerl, ein Schwerkrimineller. Du hast doch gerade selbst gesagt, dass er sich wieder auf seinen Sklavenhandel konzentrieren wird. Der Mann muss aufgehalten werden.«
Frank stand auf. »Das geht uns nichts an. Wir packen offiziell unsere Sachen ein.« Er hielt Shaw ein Paket mit Dokumenten hin. »Das hier ist dein neuer Auftrag. Morgen früh geht es nach Madrid und von da ins wilde Rio. Auf dem Weg wirst du gebrieft, aber es hat etwas mit chinesischen Verbindungen zu einigen der brutalsten und antidemokratischsten Staatschefs in der Hemisphäre zu tun. Mein Gegenstück in Südamerika wird sich mit dir treffen und die Einzelheiten mir dir durchgehen.« Als Shaw das Paket nicht nahm, warf Frank es auf den Schreibtisch.
Shaw schüttelte den Kopf. »Morgen früh? Das reicht nicht, um hier alles zu regeln.«
Frank war bereits auf dem Weg zur Tür; aber er blieb noch einmal stehen und drehte sich wieder um. »Um hier alles zu regeln? Was zum Teufel gibt es denn hier zu regeln?«
»Gib mir eine Woche, Frank.«
»Eine Woche! Deine Befehle sind in dem Paket da. Morgen fliegst du. Es ist schon alles vorbereitet.«
»Und wenn ich nicht fliege?«
Frank trat auf ihn zu. »Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?«
»Ich glaube, das muss ich.«
»Wegen ihr? Hast du nicht gesagt, da wär nichts?«
»Ich habe gesagt, da ist nichts Romantisches . Aber ich kann die Frau mit Waller nicht allein lassen. Da könnte ich genauso gut ihr Todesurteil unterschreiben.«
»Jetzt komm aber. Wir hatten diese Diskussion doch schon. Der Kerl wird nichts bei ihr versuchen. Das hier ist die Provence, und die Frau ist kein Waisenkind aus einem Slum in Guangdong, um das sich niemand kümmert. Die passt nicht in sein Beuteschema.«
»Wenn dieser Kerl sie haben will, dann wird er sie sich auch nehmen. Das weiß ich. Und ich bin ziemlich sicher, dass er sie haben will. Also bitte, Frank, verschaff mir ein wenig Zeit bei denen da oben.«
Doch Frank hatte sich bereits wieder von ihm abgewandt. »Sitz morgen brav im Flieger, Shaw. Und hör auf, den Schutzengel zu spielen. Das passt nicht zu dir.«
Shaw trat hinter Frank die Tür ins Schloss.
Kapitel dreiundvierzig
I ch habe Sie vermisst, Janie.«
Waller nahm ihre Hand.
»Sie hatten sicher genug zu tun, um sich abzulenken.«
»Darf ich fragen, was Sie heute gemacht haben?«
Reggie atmete tief durch und antwortete: »Ich war in Les Baux-de-Provence und habe mir dort die Goya-Ausstellung angesehen.«
Wallers Lächeln verschwand. »Das ist Pech. Wie gesagt, habe ich gehofft, Sie dorthin begleiten zu dürfen.«
»Tut mir leid«, sagte Reggie knapp.
»Und waren Sie alleine dort?«
»Evan …«
»Ich verstehe. Ich bin sicher, Sie beide hatten eine wunderbare Zeit«, sagte er mit einem Hauch von Bitterkeit in der Stimme.
»Es tut mir leid. Das war ganz spontan. Aber es gibt noch so viele andere Orte hier, die wir gemeinsam besuchen können.«
Das schien ihm Mut zu machen. »Sie haben recht. Würden Sie denn heute Abend mit mir essen? Bei mir daheim? Es wäre mir eine Ehre. Ich habe einen der besten Köche aus der Gegend hier engagiert.«
»Tut mir leid, aber ich habe schon andere Pläne. Bill kommt rüber, und wir
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