Doppelspiel
schwamm in die andere Richtung. Sie schwamm jedoch schneller als sonst, sodass sie sich verzählte und den Kopf am Beckenrand anstieß. Reggie trieb im Wasser, rieb sich den Kopf und schaute sich um. In Wallers Villa brannte kein Licht. Reggie blickte zu der Mauer, die die beiden Grundstücke voneinander trennte, sah aber auch keine Spione. Sie trat ein wenig Wasser; dann schwamm sie zur Treppe und stieg aus dem Pool. Sie trocknete sich ab, nahm ihr Handy und ging ins Haus. Als sie einen Blick auf das Display warf, schnappte sie unwillkürlich nach Luft. Sie hatte eine SMS bekommen. Sie enthielt nur ein Wort: »SOFORT.« Das war ein Alarm der höchsten Stufe.
Reggie ging rasch rein, in ihr Schlafzimmer hinauf und rief an.
»Wir müssen uns treffen«, sagte Whit.
»Uns treffen? Wann?«
»Sofort.«
»Es ist ein Uhr in der Früh.«
»Sofort, Reg.«
»Stimmt was nicht?«
»Es hat sich da etwas ergeben, das du wissen solltest.«
»Himmel, Whit …«
»Am üblichen Ort.« Er legte auf.
Reggie warf sich ein paar Kleider über und schaltete das Licht aus, als würde sie zu Bett gehen. Dann ging sie ins Erdgeschoss der Villa, öffnete die Hintertür, versicherte sich, dass niemand da war, und lief über den dunklen Pfad.
Ein paar Minuten später und nachdem sie große Mühen auf sich genommen hatte, damit sie nicht verfolgt wurde, erreichte Reggie den Treffpunkt. Als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, hätte sie vor Schreck fast geschrien.
Whit trat aus der Dunkelheit. Sein Gesicht war wie versteinert.
»Was zum Teufel ist hier los?«, verlangte Reggie zu wissen und drückte sich die Hand auf die Brust. »Jedes Mal, wenn ich mich so aus dem Haus schleiche, besteht die Gefahr, dass sie Verdacht schöpfen.«
»Es war unvermeidlich«, sagte Whit und setzte sich auf die Steinbank.
»Okay, offensichtlich ist es wichtig. Erzähl.«
»Wir haben neue Befehle vom Professor.«
»Was?«
»Oder lass mich das anders ausdrücken: Ich habe neue Befehle vom Professor, und ich habe sie auch bereits ausgeführt.«
Reggie starrte ihn erstaunt an. »Wovon redest du da?«
»Er hat uns befohlen, deinen Jungen aus dem Spiel zu nehmen.«
»Meinen Jungen?«
»Bill Young.«
»Was! Ihr habt doch nicht …«
»Es geht ihm gut. Wir haben ihn uns nur geschnappt. Er hat es sogar ganz bequem.«
»Seid ihr verrückt? Er …«
»Es war nicht meine Entscheidung, okay? Und der Prof wollte nicht, dass du davon erfährst. Aber mir hat das nicht gefallen. Deshalb bin ich jetzt hier, um dir das zu erzählen.«
»Warum sollte Mallory wollen, dass ihr Bill entführt? Er wollte doch gerade weg aus Frankreich.«
Whit riss die Augen auf. »Das habe ich nicht gewusst.«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, es dir zu sagen.«
»Wahrscheinlich wäre das ohnehin egal gewesen. Der Prof wollte ihn aus dem Weg haben, und vermutlich ist das gar nicht mal so schlecht, wenn man bedenkt, was ich gerade erfahren habe.«
»Wovon redest du da?«, fragte Reggie langsam.
»Dein Junge ist nicht, was er zu sein vorgegeben hat.« Whit hielt kurz inne. »Ich glaube, er ist ein Cop oder so was. Vielleicht von der Spionageabwehr, von Interpol oder was weiß ich.«
Jetzt setzte Reggie sich neben ihn. »Wie kommst du darauf?«
»Durch die Dinge, die er gesagt hat.«
Reggie wandte sich ab.
»Das scheint dich nicht zu schockieren.«
»Ich wusste, dass Bill aus seinem Hotel verschwunden war. Als ich nachgeschaut habe, sah ich ein paar Männer in sein Zimmer gehen und ein paar Sachen mitnehmen. Später hat mir der Portier dann erzählt, dass sie bewaffnet gewesen seien.«
»Danke, dass du mir das sagst.«
»Erzähl mir alles. Angefangen von dem Moment, als ihr ihn euch geschnappt habt.«
Und Whit erzählte. Schließlich endete er mit den Worten: »Er hat gesagt, wir sollten vorsichtig sein bei was auch immer wir geplant hätten. Er hat gesagt, Kuchin betreibe einen internationalen Menschenhandel mit Sexsklaven. Er schnappt sich Mädchen aus Asien und Afrika und verkauft sie im Westen. Er hat wohl sogar versucht, islamistischen Terroristen Nuklearwaffen oder so was zu verkaufen.«
»Warte mal eine Minute. Weiß er, dass Waller in Wahrheit Kuchin ist?«
»Das glaube ich nicht, nein. Zumindest hat er diesen Namen nie benutzt. Aber wie auch immer, Young hat gesagt, Kuchin hätte die Muslime getötet. Er nimmt an, dass sie sich gestritten haben oder so. Aber er hat auch gesagt, dass Kuchin definitiv ein Auge auf dich geworfen hat, und dass er Angst habe,
Weitere Kostenlose Bücher