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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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verbannt aus jeder Möglichkeit der Einflussnahme.
    Dieser dämonische Elb Linus! Er hatte all das eingefädelt. Er hatte sich am Hofe von Gamar eingeschmeichelt, um sich in möglichst zentraler Stellung zu positionieren. Mit irgendeiner finsteren Magie hatte er Delan von Gramenfeld ermordet und es mir geschickt in die Schuhe geschoben. Ich hatte Delan nicht gemocht, aber wer wünschte einem anderen denn schon den Tod? Und so einen grausamen noch dazu.
    Ich grämte mich, hatte keinen Schimmer wie es weitergehen würde. Was würde aus meinen Leuten in der Hauptstadt werden? Sicherlich würden sie unter Arrest gestellt. Wenn es sie schlimm traf, landeten sie im Kerker des Palastes. Lange Zeit – wenn überhaupt – wäre ihnen ein Wiedersehen mit ihren Familien verwehrt. Was würde aus Wobert von Loh werden? Würde man ihn der Komplizenschaft bezichtigen? Was ein armer Tropf! Jung und unerfahren, zermalmt von den Mühlsteinen vorurteilsbelasteter Politik.
    Und was würde erst aus Falkenberg werden? Jetzt, wo der letzte Spross der Familie von Falkenberg außer Gefecht war, würden die übrigen Fürsten wie die Geier über das herrscherlose Land herfallen. Vorerst würde mein Haushofmeister Dirnt noch die Regierungsgeschäfte ausüben können. Doch man würde drängen, einen Nachfolger für mich zu finden. Im günstigsten Fall würde es einen der wenigen örtlichen Adeligen treffen – möglicherweise jemanden, dem man eine entfernte Verwandtschaft zum Hause Falkenberg nachweisen konnte. Doch der weise Herrscher Hroth von Pjern lag bestattet in einem Sarg aus Stein tief unten im Fels von Anselieth. Wer auch immer das Konklave für sich entscheiden würde … würde dieser jemand Milde walten lassen gegenüber Falkenberg? Oder würde es womöglich ins Fürstentum Dinster, oder gar in Gamar eingegliedert? Ich hatte keine Erben. Verflucht, ich hatte ja noch nicht einmal eine Frau.
    Die Ungewissheit lähmte mich. Tagelang saß ich zusammengekauert im Bug des Schiffes, Mein treuester Begleiter war ein großer Schlauch voll bittersüßem Met, aus Tannenhonig gebraut. Mit glasigen Augen starrte ich auf die vorbeiziehenden Landschaften: Das von tiefen Wäldern durchzogene, fast immergrüne Dinster im Nordufer. Die fruchtbaren, bisweilen sumpfigen Ebenen von Lilienbach im Süden. Leonhrak ließ mich gewähren, wissend um meinen Verlust.
    Es war, als verschiffte die Skrara einen Haufen Hoffnungsloser in rasantem Tempo den breiten Strom in nördlicher Richtung hinauf, einem ungewissen Ende entgegen. Natürlich akzeptierten die Harjenner meine Gegenwart auf dem Schiff. Mit ihnen hatte ich keinen Streit und für Leonhrak gab es keinen Grund, an meiner Aufrichtigkeit zu zweifeln – auch, wenn ich seine Bitte nach militärischer Unterstützung hatte abweisen müssen. Zwar war er immer noch enttäuscht von der Entscheidung, sah jedoch ein, dass ich keine Wahl gehabt hatte.
    Das Leben hielt auf einmal nichts mehr für mich bereit. Alles war verloren. Ich hatte immer mein Bestes gegeben, war meinen Pflichten nachgekommen. Beinahe so achtsam und brav wie ein Kind. Obwohl es das Letzte war, was ich auf dieser Welt gewollt hatte, war ich nach Anselieth zurückgekehrt. Ich hatte mich breitschlagen lassen, als Interimsherrscher für den toten Hroth einzuspringen, während sich das Konklave um den nächsten König oder die nächste Königin balgte wie ein Rudel Welpen um einen Brocken Fleisch. Ich war loyal gewesen und hatte alle Wünsche erfüllt, so gut es mir möglich war. Aber die Götter trieben wieder einmal ihr eigenes, vermaledeites Spiel mit mir. Sie bestraften mich dafür, dass ich weder dreist noch ungerecht war. Jetzt saß ich hier, berauscht vom Met, elend, über Stunden den Tränen nahe. Aber worüber hätte ich weinen sollen? Es ging doch ohnehin alles vor die Hunde. Wenn Leonhrak auch nur halbwegs Recht behielt, segelte ich mit ihm dem Untergang unserer Leben entgegen. Die Riesen würden kommen und das Harjenner Reich plattwalzen wie ein Blatt Papier. Und wenn mein Leben schon nichts wert war, dann durfte auch mein Geist kapitulieren.
    Ich hangelte mich an der niedrigen Reling hoch und hing darüber, als müsste ich mich erbrechen. Gut, ich hatte das bereits getan. Aber dann war ich kürzer getreten mit dem süßen Met. Nicht, weil ich um meine Gesundheit fürchtete, sondern weil der große Schlauch andernfalls nicht reichen würde, bis wir das Eherne Reich verlassen hatten und an Land konnten, um neuen zu besorgen. Zwar

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