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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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hinter eine Wand aus Werbetafeln duckten. Ein paar Kinder spielten davor mit einem Autoreifen. Ein kleiner Junge mit schmalem Gesicht hob den Kopf, sah ihr direkt in die Augen – und lächelte.
    Julia fühlte sich wie eine Voyeurin. Sie lächelte zurück und trat verwirrt den Rückzug an. Hier das protzige Büfett, da die offensichtliche Armut. Man hatte sie gewarnt, dass das in Indien nun mal so war. Theoretisch war ihr das stets klar gewesen. Trotzdem versetzte ihr der Anblick des Kindes einen diffusen Schmerz, vermischt mit Scham. Sie hatte sich gerade den Bauch an dem Büfett vollgeschlagen, während ein paar Hundert Meter weiter … Der Junge hatte so mager ausgesehen.
    Sie ging weiter, ohne auf die üppig blühende Umgebung zu achten. Ihre Gedanken kreisten um den Slum, der direkt neben dem Hotel lag, sodass sie die zwei Männer, die im Schatten eines Niembaumes standen, beinahe nicht bemerkt hätte. Dann blickte sie überrascht zu den beiden: Es waren Parminski und ein Einheimischer in einem weißen Anzug. Den Inder hatte sie schon einmal gesehen – nur wo? Es musste bei Serail Almond gewesen sein. Sicherlich ebenfalls ein Mitarbeiter. Doch warum redeten sie hier miteinander? Unvermittelt sah Parminski zur Seite und entdeckte sie. Er nickte seinem Gesprächspartner noch einmal zu und kam zu ihr herüber. Als sie etwas zu ihm sagen wollte, schüttelte er warnend den Kopf und legte ihr seine Hand auf den Arm.
    »Gehen Sie wieder an unseren Platz«, sagte er leise. »Bitte!«
    Eine kleine Gruppe lachender Mädchen in leuchtenden Saris ging an ihnen vorbei. Julia blickte sich noch einmal um. Der Inder in dem weißen Anzug war verschwunden. Sie machte sich von Parminski los und kehrte an ihren Tisch zurück.
    In Indien wurde es schnell dunkel. Eben noch saß Julia bei Tageslicht mit Robert Parminski an einem Tisch, und ehe sie sich’s versah, war die Sonne weg. Rund um die Rasenfläche entzündeten Hotelangestellte Fackeln und stellten Windlichter auf die Tische. Die Unterwasserbeleuchtung des Swimmingpools sprang an.
    Julia hatte sich so intensiv mit Parminski unterhalten, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, wie der Hochzeitsempfang sich auflöste. »Wir werden gleich rausgeschmissen«, sagte sie.
    »Soll ich dem Fahrer Bescheid geben?«
    »Mir ist noch nicht danach, zurückzufahren.« Das war raus, noch ehe sie richtig nachgedacht hatte, was sie antworten sollte. Die warme Luft, die Gerüche und Geräusche – sogar in dieser Hotelanlage spürte sie mehr von Indien als bei Serail Almond. Sie bemerkte, dass er sie nachdenklich ansah. Nach dem Ausflug an die Grenzmauer der Hotelanlage war ihr sein Verhalten nochmals verändert vorgekommen. Er wirkte entspannt – ja, er konnte sogar regelrecht witzig sein. Sie hatten sich die letzten zwei Stunden so gut unterhalten, dass Julia ihm ihre verunglückte erste Begegnung schon verziehen hatte. Inzwischen waren sie auch zum Du übergegangen.
    »Du sagst mir bestimmt gleich, dass es zu gefährlich ist, allein in Patna herumzulaufen«, neckte sie ihn.
    »Nicht, wenn du mich als Begleitschutz akzeptierst.«
    Die Freiheit war ganz nah. »Worauf warten wir noch?«
    »Du musst vorher nicht noch mal für kleine Mädchen oder so? Ich will zumindest den Fahrer informieren. Und wenn wir erst morgen zurückfahren, sollten wir uns zwei Hotelzimmer reservieren und auch bei Serail Almond Bescheid sagen. Gallagher macht sich sonst ins Hemd.«
    »Als er mich aus Patna vom Flughafen abgeholt hat, ist er auf der Fahrt beinahe vor Angst gestorben. Was hat der Typ eigentlich für ein Problem?«
    »Er hat sich Tjorven Lundgrens Verschwinden sehr zu Herzen genommen. Die beiden waren zusammen zu der Wanderung zu den Kakolat-Wasserfällen aufgebrochen und hatten sich erst später, quasi auf halbem Weg, voneinander getrennt.«
    »Was passierte dann?«
    »Gallagher ist umgekehrt, Lundgren hat die Tour allein fortgesetzt und ist nie wieder aufgetaucht. Das ist alles, was wir wissen.«
    »Waren die beiden Freunde?«
    »Für ›Serail Almond‹-Verhältnisse schon. Man sollte genau hinschauen, mit wem man sich näher einlässt.«
    »Danke für den Tipp.« Julia griff nach ihrer Tasche und ging in Richtung Hotellobby. Erst morgen zurück? Wahrscheinlich würde er argumentieren, dass es zu gefährlich war, nachts durch Bihar zu fahren. Vielleicht stimmte das sogar? Julia hatte es nicht eilig, wieder in das Luxus-Terrarium von Serail Almond zu kommen – jetzt, wo sie gerade ein kleines bisschen

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