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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Affen als Mitfahrer. Sie jagten durch eine Toreinfahrt und dann nach rechts in einen Weg hinein, der so schmal war, dass er gerade breit genug für das Motorrad war. Eine Ziege floh meckernd in die Dunkelheit. Dann ging es bergab, durch eine Ansammlung flacher Hütten und Bretterzäune, immer tiefer in das Labyrinth hinein.

10. Kapitel
    A N B ORD DER A URORA
    Jemand stieß ihn grob in den Rücken. Kamal stolperte über ein Tau und fiel dahinter zu Boden. Er spürte das Auf und Nieder des Schiffes in der Dünung jetzt ganz deutlich. Sie mussten weit entfernt von der Küste sein.
    »Willst du schwimmen?«, rief einer der Männer auf Englisch. Die übrigen lachten.
    Ein anderer machte mit den Armen Schwimmbewegungen. »Schwimmen? Schwimmen?«
    Kamal setzte sich auf. »Ich will mit dem Kapitän sprechen!«, verlangte er mit all der Bestimmtheit, die er trotz seiner Angst aufbringen konnte.
    Sie lachten wieder. Nicht amüsiert, sondern boshaft und erregt, wie die Söhne seines Nachbarn, wenn sie Hunde mit Steinen beworfen oder junge Katzen gequält hatten. Er glaubte immer noch, dass einer von ihnen seinen Bruder an die Taliban verraten hatte … Das Gesicht des Rothaarigen war plötzlich direkt vor seinem. Kamal roch Alkohol und sah die seltsam gelben Wimpern, die seine blassen Fischaugen umrahmten.
    »Dein Freund spricht schon mit den Fischen«, sagte er, so als hätte er Kamals Gedanken über seine Augen erraten und wollte nun darauf anspielen. Mit lauter Stimme fügte er hinzu: »Nicht mit dem Kapitän – sondern mit den Fischen!«
    Kamal traf ein Schlag in den Solarplexus, sodass er zurück auf das Deck sackte. Der Mann stand nun über ihm, die Hand zur Faust geballt. Dahinter war der graue Himmel, unendlich weit und kalt. Kamal wurde übel, und sein Blickfeld verengte sich. Eben noch sah er den weißen Aufbau der Aurora mit den kleinen Lichtern, die in der Dämmerung glühten, wie ein Hochhaus neben sich aufragen, dann schrumpfte das Bild auf Stecknadelkopfgröße zusammen, als wenn man falsch herum durch ein Fernglas schaute. Aber hören konnte er noch – und auch die Männer verstehen, denn sie sprachen weiterhin Englisch.
    »Wir müssen ihn loswerden«, sagte der eine.
    »Keiner hat ihn gebeten, an Bord zu kommen!«, rief ein anderer.
    »Was, wenn jemand davon erfährt?«, wandte ein dritter ein.
    »Aber er is’n Problem.«
    »Los, lassen wir ihn schwimmen.«
    Kamal fühlte, wie er aufgerichtet und gegen die Reling gelehnt wurde. Er roch das Wasser, spürte die weiche Gischt im Gesicht. Die Angst ließ ihn wieder klarer sehen: ein bartloses Gesicht mit schmalen Augen, der Rothaarige mit den kräftigen Händen. Sie hoben ihn hoch, sodass er über dem Boden schwebte. Er sah das Wasser, graugrün mit weißem Schaum darauf … und trat und schlug mit aller Kraft um sich. Plötzlich stand er wieder auf dem Deck. Die Panik verlieh ihm neue Kraft. Einer der Männer schrie wütend, als seine Nase getroffen wurde und es knackte. Doch starke Hände packten Kamal; er verlor den Halt unter den Füßen, hing hilflos in der Luft. Dann ließen sie ihn los.
    Kamal fiel.
    Er schlug hart auf und erwartete, von den Wellen verschluckt und in eisige Kälte hinabgerissen zu werden. Etwas blitzte in seinem Kopf rot auf. Es rauschte in seinen Ohren: Meeresrauschen? Er bekam keine Luft. Hilflos ruderte er mit den Armen. Wasser – wo war das Wasser?
    Kamal riss die Augen auf, sah schemenhaft ein Gesicht vor dem seinen. War es Davut, sein verstorbener Bruder? Dann war jetzt also auch sein Ende gekommen! Doch das Gesicht verschwamm, entfernte sich, und er fühlte sich unendlich allein gelassen. Alles drehte sich. Dann wurde sein Blick wieder klarer – der Mensch vor ihm war nicht Davut: hellbraune Augen, faltige Haut, dichte weiße Augenbrauen.
    »Bist du okay?«, hörte er eine ihm unbekannte Stimme fragen.
    B IHAR , I NDIEN
    Julia hatte jegliche Orientierung verloren, als der Fahrer schließlich bremste. Der Motor erstarb. Das zweite Motorrad musste an einer der Abzweigungen einen anderen Weg genommen haben, denn es war nicht mehr zu hören und zu sehen. Julia löste etwas verlegen den festen Griff, mit dem sie den Fahrer umschlungen hatte.
    »Danke sehr. Wo sind wir?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    Er strich sich eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn und antwortete mit einem kurzen Satz, den sie nicht verstand. Es konnte der Ortsname sein oder auch etwas ganz anderes bedeuten.
    Julia stieg ab und zuckte, als sie ihren Fuß

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